Windräder im Burgenland
ORF.at/Roland Winkler
Klimaschutz

Licht und Schatten in Bundesländern

Licht und Schatten zeigt ein Bundesländervergleich der Umweltschutzorganisation Global 2000 zum Thema Klimaschutz im Rahmen des ORF-Schwerpunkts „Mutter Erde“. Die Entwicklungen in den vergangenen zehn Jahren wurden hinsichtlich mehrerer großer Bereiche kritisch unter die Lupe genommen.

Das Bild zeige zwar einige positive Entwicklungen, aber auch noch Nachholbedarf: „Teils werden ambitionierte Klimaziele gesetzt und erfolgreich Maßnahmen auf den Weg gebracht, vielfach fehlt es aber noch an der konsequenten Umsetzung“, heißt es von Global 2000. In den meisten Bundesländern würden etwa die Treibhausgasemissionen steigen: Höherer Energieverbrauch, hoher Anteil fossiler Heizungen, zu niedrige Sanierungsrate und Verkehr seien die größten Probleme.

Im Fokus auf Treibhausgasemissionen können die Bundesländer in zwei Gruppen eingeteilt werden – hier zeigt sich wiederum, es gibt Licht und Schatten. Nur in Kärnten, Vorarlberg, Niederösterreich und der Steiermark gibt es im Vergleich mit 2010 überhaupt sinkende Treibhausgasemissionen. Doch selbst in diesen Bundesländern sei die Reduktion zu gering, so die NGO.

Grafik zeigt Daten zu Treibhausgas-Emissionen in Österreich
Grafik: ORF.at; Quelle: Global 2000/Umweltbundesamt

Noch schlechter schneiden im Bericht die restlichen vier Bundesländer ab: Anstiege an Treibhausgasen gab es in Tirol, Salzburg, dem Burgenland und Wien. Hier sind laut Global 2000 eine „Evaluierung der bisherigen Bemühungen“ sowie „rasche Nachschärfungen“ nötig. Handlungsbedarf bestünde hinsichtlich der Treibhausgasemissionen aber in allen Bundesländern.

Höchste Pro-Kopf-CO2-Emissionen in OÖ

Auch bezüglich eines weiteren Kriteriums mahnt der Bericht Initiative ein – dabei geht es um die CO2-Emissionen pro Kopf. Spitzenreiter ist hierbei Oberösterreich, es folgen Kärnten und Niederösterreich (7,3 bis sieben Tonnen).

Die niedrigsten Pro-Kopf-Emissionen weise Wien mit 3,5 Tonnen auf, gefolgt von Vorarlberg mit 5,3 Tonnen. Wien kämen hierbei die städtische Lage, die kompakte Bauweise und die kurzen Wege entgegen. Emissionen aus Anlagen der Großindustrie und der Energiewirtschaft sind in diesen Werten zugunsten der Vergleichbarkeit nicht enthalten.

Energieverbrauch landesweit gestiegen

Als großes Problem wird auch der steigende Energieverbrauch gesehen. Hier scheren laut Global 2000 insbesondere Kärnten und Tirol aus – hier gab es seit 2010 den höchsten Anstieg. Energieeinsparungen konnten immerhin Salzburg, Wien und Vorarlberg verzeichnen. Insgesamt stieg der Energieverbrauch um 0,9 Prozent, heißt es in dem Bericht. Aber auch der Anteil erneuerbarer Energien stagniere in vielen Bundesländern und müsse gestärkt werden.

Grafik zeigt Daten zum Energieverbrauch in Österreich
Grafik: ORF.at; Quelle: Global 2000/Statistik Austria

Kärnten hat höchsten Anteil an erneuerbaren Energien

Tirol ist das einzige Bundesland, wo derzeit sogar mehr fossile Energie verbraucht wird als 2010. Das Burgenland konnte hingegen den Anteil erneuerbarer Energien mit einem Zuwachs von über 14 Prozent seit 2010 am stärksten erhöhen. Mit einem Anteil erneuerbarer Energien von 48,3 Prozent liegt das östlichste Bundesland nun an zweiter Stelle hinter Kärnten, das mit einem Anteil von 54,7 Prozent den höchsten Anteil erneuerbarer Energien in Österreich hat.

Hinsichtlich Ökostromanteil fällt das Fazit aus Sicht der NGO positiv aus: Die Nase vorn haben beim Anteil von Ökostrom an der Stromproduktion die westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg, sowie Kärnten und das Burgenland – allesamt mit einem Anteil von 94 Prozent bis 100 Prozent. Die Steiermark und Wien bilden die Schlusslichter. Die Hauptstadt habe hier aber durch die urbane Struktur weniger Möglichkeiten.

Viele Öl- und Gasheizungen

Auch das Thema Heizen wird beleuchtet: Den höchsten Anteil fossiler Heizungen haben Niederösterreich und Wien. Aber auch in Tirol, Vorarlberg und dem Burgenland liegt der Anteil fossiler Heizgeräte deutlich über 40 Prozent.

Während in Niederösterreich und Wien der hohe Anteil an Gasheizungen das größte Problem darstellt, haben Tirol und Vorarlberg die höchsten Anteile von Ölheizungen. Den niedrigsten Anteil fossiler Heizungen haben die Steiermark und Kärnten (beide etwa 28 Prozent). Als kollektiv negativ wird die niedrige Sanierungsrate beschrieben – hier werden neue Initiativen eingemahnt.

Verkehr als „Sorgenkind“

Der Bereich Verkehrssektor sei das „Sorgenkind der österreichischen Klimapolitik“. Dieser Befund lasse sich auch an den Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern klar ablesen. Zwar konnte in Wien der Anteil des Umweltverbundes (öffentlicher Verkehr, Fahrrad, Fußwege) auf 75 Prozent gesteigert werden, abseits der Großstadt Wien hebt sich aber lediglich Vorarlberg mit einem Anteil des Umweltverbundes von 48 Prozent deutlich von allen anderen Bundesländern ab. Schlusslichter sind Oberösterreich, das Burgenland (beide um 30 Prozent) und Kärnten (23 Prozent), wo der Anteil des Umweltverbunds am geringsten ist. Nötig sieht Global 2000 hier neue Angebote für Bürgerinnen und Bürgern.

Biolandwirtschaft: Burgenland im Fokus

Auch der Bereich der Landwirtschaft wird im Bericht behandelt: Der Trend zu bio halte weiter an. Am stärksten konnte das Burgenland den Anteil der Biofläche erhöhen. In den wenigen Jahren seit 2016 sei es dort gelungen, den Anteil der Biolandwirtschaft um acht Prozent zu steigern. Nun liegt das Burgenland an zweiter Stelle hinter dem Spitzenreiter Salzburg, wo bereits fast 60 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet werden. Schlusslicht ist Oberösterreich.

Grafik zeigt Daten zur Bio-Landwirtschaft in Österreich
Grafik: ORF.at; Quelle: Global 2000/Bio Austria 2019

„Klare und verbindliche Strategien nötig“

Positiv bewertet wird generell, dass mittlerweile alle Bundesländer Klimaschutzprogramme aufgelegt haben und – abgesehen von wenigen Ausnahmen – mittel- und langfristige Klimaziele verfolgen. Doch stünden die gesetzten Ziele allerdings meist nicht im Einklang mit den Erfordernissen der Klimawissenschaft. Positiver Ausreißer ist hier Salzburg – das Land hätte sich bis 2030 Ziele im Einklang mit der Klimawissenschaft gesetzt und plant, seine Treibhausgasemissionen bis dahin um 50 Prozent zu reduzieren.

Generell brauche es aber „klare und verbindliche Strategien für den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis spätestens 2040 und neue Initiativen für thermische Sanierung sowie den Tausch von Öl- und Gasheizungen“, so das Fazit von Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000. Diese Initiativen gelte es zudem durch bundespolitische und europapolitische Schritte bestmöglich zu unterstützen, schließlich müssten beim Klimaschutz alle politischen Ebenen zusammenarbeiten.