Moria: Neues Zeltlager eingerichtet

Nach dem verheerenden Brand des Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos haben die griechischen Behörden auf der Insel ein neues, vorläufiges Zeltlager eingerichtet. 600 der insgesamt etwa 12.000 obdachlos gewordenen Geflüchteten seien bisher in das Camp umgesiedelt worden, sagte ein Regierungssprecher heute. „Wir rechnen damit, dass in den nächsten drei bis vier Tagen alle untergebracht sein werden.“

Temporäres Flüchtlingscamp auf der griechischen Insel Lesbos
AP/Petros Giannakouris

Seitdem das völlig überfüllte Lager Moria am Mittwoch beim Ausbruch eines Feuers niederbrannte, müssen Tausende der überwiegend aus Afghanistan, Syrien und Afrika stammenden Menschen im Freien ausharren ohne Zugang zu ordentlichen sanitären Einrichtungen. Etwa 200 Frauen und Kinder protestierten gleichwohl dagegen, in das neue Übergangslager einquartiert zu werden. Sie skandierten „Kein Camp! Freiheit!“ und forderten, Lesbos ganz verlassen zu dürfen. Das aber verbieten die Behörden der Mehrheit.

Griechenland rief zu Bezug des Lagers auf

Lediglich 400 Minderjährige wurden aufs Festland gebracht, von wo aus sie womöglich auf andere europäischen Länder verteilt werden sollen. Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis rief alle obdachlosen Geflüchteten dazu auf, umgehend das neue, provisorische Zeltlager zu beziehen. Es sei ihre Pflicht, sagte Mitarakis.

„Ab kommendem Montag werden Asylverfahren nur für jene bearbeitet, die im Lager sind“, sagte der Minister heute im griechischen Radiosender Parapolitika. Laut Medienberichten sollten die Menschen mit Handzetteln motiviert werden: „Kommt in das Lager, damit ihr von Lesbos wegkommt“, soll es darauf heißen.

Abermals warnte Mitarakis jene Geflüchteten, die andere daran hinderten, das provisorische Zeltlager zu beziehen, das die Behörden in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Hilfsorganisationen errichtet haben. „Wir wissen genau, um wen es sich handelt“, sagte er mit Blick auf einen kleinen Teil der Menschen, die als Unruhestifter gelten. Sie hätten vergangene Woche das Feuer gelegt, welches das Lager Moria zerstört habe. Griechenland lasse sich nicht erpressen, fügte er hinzu.

Deutschland verhandelt über weitere Aufnahmen

Unterdessen will die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bis Mittwoch eine Entscheidung treffen, ob Deutschland mehr als die bisher bis zu 150 Geflüchtete aus dem abgebrannten Lager aufnimmt. Sie sei in Abstimmung mit Innenminister Horst Seehofer und wolle eine Entscheidung bis zur Kabinettssitzung, sagte sie heute im CDU-Präsidium nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Man wolle aber weiter eine europäische Lösung und Griechenland unterstützen.