Frauen mit NMS-Schutz in Wien
AP/Ronald Zak
Berichte zu CoV-Ampel

Wien und Innsbruck werden orange

Die Ampelkommission hat am Montagabend nach stundenlanger Debatte die Empfehlung beschlossen, erstmals Bezirke und Städte auf Orange zu schalten. Davon betroffen sind Wien, Innsbruck, Kufstein, Dornbirn, Bludenz, Mödling und Neunkirchen, hieß es seitens eines Kommissionsmitglieds zur APA. Die Ampelschaltung scheint derzeit nur noch symbolischen Charakter zu haben.

Die Öffentlichkeit über die Inhalte der Beratungen bzw. über Ergebnisse zu informieren war offiziell nicht geplant, hieß es im Vorfeld aus dem Gesundheitsministerium. Am Abend berichteten aber mehrere Medien von den weitreichenden Schaltungen.

„Österreich“ (Onlineausgabe) berichtete unter anderem, dass Innsbruck überdies vor einer Rotschaltung gestanden sei. „Vor allem die Entwicklungen in Wien und Innsbruck sind sehr besorgniserregend und sollten zu einer Orangeschaltung führen“, hieß am Montag aus dem Kanzleramt zu „Österreich“.

Wallner forderte Neufärbung

Neben den Orangeschaltungen wurden auch zahlreiche Bezirke auf Gelb hochgestuft. Stark betroffen ist dem Vernehmen nach Oberösterreich, wo nur das Innviertel mit Ried, Braunau und Schärding grün bleibt. In Vorarlberg werden Bregenz und Feldkirch gelb. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sagte den „Vorarlberger Nachrichten“, das nicht nur zu akzeptieren, sondern die Neufärbung sogar gefordert zu haben.

Auf Bezirksebene wäre Vorarlberg damit gelb bzw. orange. Nun solle aber auch innerhalb der Bezirke differenziert werden, wie Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) mitteilte. Laut Rüscher bleiben die Talschaften Bregenzerwald mit der Tannbergregion (Warth und Lech) sowie das Kleinwalsertal grün – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Zur Stadt Graz kommen Graz-Umgebung und Deutschlandsberg im gelben Sektor – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In Tirol kommen zu Schwaz Landeck und Innsbruck-Land im gelben Bereich – mehr dazu in tirol.ORF.at. Neu auf Gelb sind auch niederösterreichische Bezirke: St. Pölten, Krems (Stadt und Land), Baden, Bruck, Gänserndorf, Lilienfeld, Zwettl und Wiener Neustadt-Land. Wiener Neustadt bleibt ebenso wie Korneuburg beim Gelbstatus.

Orange bringt faktisch kaum Änderungen

Die Welle an Orange- und Gelbschaltungen ist faktisch weniger dramatisch, als es im ersten Moment schien. Denn es werden großteils jene Maßnahmen, die ursprünglich für Orange vorgesehen waren, gar nicht umgesetzt. So werde sich an Schulen und bei Veranstaltungen nichts gegenüber den zuletzt vereinbarten Verschärfungen ändern, erfuhr die APA.

Mehrere Empfehlungen

Appelliert wird etwa, entsprechende Sicherheitskonzepte in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen einzuhalten. Zudem wird die Erhöhung der Screeninguntersuchungen in einschlägigen Bereichen wie Pflege, Gesundheit und Bildung sowie die Etablierung von präventiven Maßnahmen z. B. auf Märkten sowie eine Einschränkung von Veranstaltungen in geschlossenen Gesellschaften ohne Sicherheitskonzept empfohlen.

Gerade letzter Punkt könnte durchaus von Interesse sein, wenn man an größere Feierlichkeiten wie Taufen und Hochzeiten denkt. Ob es hier zusätzliche Verordnungen zur Umsetzung der Empfehlungen braucht, wird laut Regierungskreisen in den kommenden Tagen beraten.

Ursprünglich größere Einschnitte vorgesehen

Gemäß den ursprünglichen Ampelplänen hätte Orange noch viel größere Einschnitte gebracht. Da wären etwa bei Events mit zugewiesenen Sitzplätzen in geschlossenen Räumen nur noch maximal 250 Personen erlaubt gewesen, hätte es in den Oberstufen die Möglichkeit zur Rückkehr zu Homeschooling gegeben und wäre die Sperrstunde auf Mitternacht vorverlegt worden.

Nunmehr hat die Ampel offenkundig nur noch die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung in den aktuell stärker betroffenen Regionen zu erhöhen. Immerhin ist die Kommission damit auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gefolgt, der schon vergangene Woche darauf gedrängt hatte, weniger auf Grün als auf Gelb und Orange zu setzen, nachdem zumindest der Parameter der Fallzahlen diese Färbung bereits hergegeben hätte.

Hacker mit Orange einverstanden

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich mit der Orangefärbung der Bundeshauptstadt auf der Ampel „einverstanden“. Gleichzeitig berichtete er in der ZIB2, dass nach ersten Informationen an den Schulen und bei Veranstaltungen keine Veränderungen an der Vorgangsweise vorgenommen würden.

Hacker (SPÖ) zur orangen Corona-Ampel in Wien

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) nimmt Stellung zu den aktuellen Corona-Zahlen in Wien. Er spricht über Folgen einer orangen Corona-Ampel in Wien.

Vom Anstieg der Infektionszahlen zeigte er sich nicht überrascht: „Jetzt beginnt die Epidemie wieder ernst zu werden.“ Dass die Tests schneller werden müssen, sieht auch Hacker so: „Ich möchte nicht sagen, alles ist super, weil es nicht stimmt.“ Man arbeite aber schon an Verbesserungen.

Letzte Tagung am Donnerstag

Grundsätzlich hieß es vor der Inbetriebnahme der Ampel, dass die Kommission mindestens einmal pro Woche oder auch öfter tagen könne, Ampelschaltungen könnten auch an anderen Tagen als freitags erfolgen.

Zuletzt trat die Kommission an den Donnerstagnachmittagen der beiden Vorwochen zusammen, analysierte die Daten der SARS-CoV-2-Verbreitung in Österreich von jeweils Mittwoch, 0.00 Uhr bis Dienstag, 24.00 Uhr und gab entsprechend Empfehlungen ab. Diese wurden an den Freitagvormittagen öffentlich präsentiert.

Diesmal werde man wohl mit den Daten der gesamten vergangenen Woche operieren, mutmaßte im Vorfeld ein Kommissionsmitglied. Analysiert wurden zumindest bisher nämlich immer volle sieben Tage, was nötig sei, um die epidemiologische Entwicklung methodisch zu analysieren.

19 stimmberechtigte Mitglieder

Eine Sondersitzung einzuberufen, sofern die Notwendigkeit dazu auftritt, liegt in der Entscheidungsbefugnis der Mitglieder der Kommission, die aus 19 stimmberechtigten Mitgliedern besteht, davon fünf Vertreter des Bundes, fünf Experten aus Public Health/Epidemiologie, Virologie, dem medizinisch-klinischen Bereich sowie von AGES und Gesundheit Österreich sowie je einer aus den neun Bundesländern. Vor allem die Vertreter der Bundesländer werden via Bildschirm zugeschaltet.