Hunderte Polizisten demonstrieren in Haitis Hauptstadt

In Haiti haben Hunderte Polizisten für höhere Löhne und die Freilassung eines Kollegen demonstriert. Mehrheitlich mit Masken und bewaffnet zogen sie gestern zusammen mit Unterstützern durch die Straßen der Hauptstadt Port-au-Prince und lösten Angst unter den Bewohnern aus.

Die Demonstranten feuerten mit ihren Dienstwaffen in die Luft und fuhren mit Motorrädern durch die Stadt. Mehrere Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt, ein Verwaltungsbüro brannte teilweise ab.

Die Polizisten forderten die sofortige Freilassung eines Kollegen. Der Angehörige des Drogendezernats sitzt seit Anfang Mai wegen Verdachts auf Mord, Brandstiftung und Zerstörung öffentlichen Eigentums in Untersuchungshaft.

Situation „immer besorgniserregender“

Ähnliche Proteste hatte es bereits am Freitag gegeben. Die demonstrierenden Polizisten setzten die Freilassung von fünf inhaftierten Kollegen durch. „Die Situation wird immer besorgniserregender“, sagte Renan Hedouville von der haitianischen Zivilschutzbehörde der Nachrichtenagentur AFP. „Wir laufen Gefahr, Haitis nationale Polizei zu verlieren, so wie wir die Streitkräfte verloren haben“, fügte er hinzu.

Angesichts einer Zunahme der Bandengewalt in den vergangenen Monaten fühlen sich die Polizisten vom Interimschef der Polizei, Normil Rameau, alleingelassen. „Polizisten sterben und werden angeschossen, und er sagt nichts“, sagte ein Teilnehmer der Proteste mit Blick auf den Polizeichef.

Haitis nationale Polizei zählt 16.000 Mitglieder und ist für die Sicherheit in dem sehr armen Elf-Millionen-Einwohner-Land verantwortlich. Die Polizeitruppe wurde 1994 gegründet – nach der Auflösung der nationalen Streitkräfte, die an mehreren Putschen beteiligt waren.