Polizei räumt abgebranntes Flüchtlingscamp Moria

Die griechische Polizei hat heute Früh damit begonnen, die verbliebenen Geflüchteten aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria zu holen. Sie sollen in ein neues, provisorisches Zeltlager ziehen, das die Behörden errichtet haben. Es befinden sich nach Schätzungen noch mehrere Tausend Menschen in dem und um das zerstörte Lager.

„Wir müssen die Menschen in das neue Lager holen; wenn sie auf der Straße ausharren, ist das eine Bombe in Sachen Hygiene“, sagte der Chef der griechischen Gesundheitsbehörde (EODY), Panagiotis Arkoumaneas, dem griechischen Radiosender Skai. Im Einsatz seien rund 170 Polizeikräfte.

Polizei im Lager von Moria
Reuters/Elias Marcou

Anhörung von vier mutmaßlichen Brandstiftern

Am Samstag sollen sich vier junge Männer aus Afghanistan auf Lesbos einer ersten Anhörung wegen des Großbrands im Flüchtlingslager stellen. Die Staatsanwaltschaft der Insel werfe ihnen die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Brandstiftung vor, berichtete die griechische Tageszeitung "Kathimerini

Hilfslieferung aus Österreich

In das neue Zeltlager Kara Tepe sind bisher rund 2.000 Menschen eingezogen, nachdem beim Brand von Moria vergangene Woche 12.000 Personen obdachlos geworden waren. Viele haben Angst, das neue Lager zu beziehen; sie befürchten, dort eingesperrt zu werden, und fordern stattdessen, von der Insel aufs Festland gebracht zu werden.

Gestern brachte Österreich eine große Hilfslieferung für die obdachlos gewordenen Menschen. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) flog mit einer Transportmaschine nach Athen. Mit an Bord waren 55 Tonnen Hilfsgüter, die Nehammer dem stellvertretenden griechischen Innenminister Theodoros Livanios auf dem Athener Flughafen persönlich übergab.

Zelte und Hygienepakete

„Wir haben immer gesagt, dass uns Hilfe vor Ort wichtig ist und wir Griechenland nicht im Stich lassen“, sagte Nehammer. „Ich bin stolz darauf, dass wir als erstes Land in Europa gemeinsam mit Slowenien eine große Hilfslieferung für Griechenland zur Verfügung gestellt haben.“

Livanios bedankte sich für die Unterstützung Österreichs. Die Hilfslieferung umfasste 400 Familienzelte mit Winterkit für 2.000 Personen. Darüber hinaus werden 2.000 Hygienepakete, 200 Zeltheizungen, 400 Zeltbeleuchtungen, 7.400 Decken sowie 2.700 aufblasbare Matratzen, Polster und Bettwäsche zur Verfügung gestellt.

SPÖ, Grüne, NEOS weiter für Aufnahme

EU-Parlamentarier von Grünen, SPÖ und NEOS forderten weiter die Aufnahme von Menschen aus Moria. Der ÖVP-Europaabgeordnete Lukas Mandl verwies hingegen darauf, dass Österreich seit der Migrationskrise von 2015 pro Kopf doppelt so viele Kinder aufgenommen habe wie Deutschland und auf Platz zwei in der EU liege.