Satellitenbild des Wirbelsturms „Ianos“
NASA Worldview
Mittelmeer-Hurrikan

Griechenland bereitet sich auf „Ianos“ vor

Die Schulen sind geschlossen, die Fähren ruhen: Auf Griechenlands Inseln machen sich die Menschen auf einen seltenen Wirbelsturm gefasst: einen Medicane, einen mediterranen Hurrikan. „Ianos“ soll über den Peloponnes ziehen und Windstärken von über 150 Stundenkilometern entwickeln.

Über dem bis zu 28 Grad warmen Ionischen Meer zwischen Süditalien und Griechenland türmte sich am Donnerstag „Ianos“ weiter auf. Es handelt sich um die seltene europäische Variante eines Hurrikans: Ein Medicane hat viele Gemeinsamkeiten mit einem Hurrikan und kann Stufe zwei auf der fünfstufigen Hurrikanskala erreichen.

„Ianos“ soll am Freitag über die ionischen Inseln Kefalonia und Zakynthos und danach weiter über den Peloponnes ziehen. Windböen über 150 km/h, meterhohe Wellen und Regen von teils über 250 Liter pro Quadratmeter dürften die Folge sein. Mit einer Wetterbesserung rechneten die Meteorologen erst am Sonntag.

Erste Flüge umgeleitet

Der Bürgermeister von Zakynthos, Nikitas Aretakis, sagte im griechischen Radio: „Wir bereiten uns vor, wir sind besorgt.“ Der Zivilschutz warnte alle Einwohner, während des Sturms nicht auf die Straße zu gehen. Segler wurden vom Wetteramt dazu aufgerufen, so bald wie möglich den nächsten Hafen aufzusuchen. Zudem wurden alle Fährverbindungen von und nach Zakynthos unterbrochen. Auch bleiben auf der Insel alle Schulen geschlossen, berichtete der Regionalsender ERA-Zakynthos.

Am Freitag wurden zwei Maschinen der Fluggesellschaft Ryanair nach Athen umgeleitet, sie konnten nicht wie geplant auf Kefalonia landen. Laut der Nachrichtenagentur ANA wurde vor der Insel Ithaki ein Segelboot von den Wellen mitgerissen, die beiden Insassen konnten sich ans Ufer retten.

asd
ESA Copernicus/sentinel-hub.com
Der Sturm befindet sich westlich des Peloponnes und zieht nach Osten

Medicanes bilden sich nicht oft, und wenn, am ehesten im Spätsommer, wenn das Wasser des Mittelmeeres am wärmsten ist. Sie werden durch die Erwärmung des Wassers durch die Klimakrise in Zukunft häufiger erwartet. Antrieb für Hurrikans ist das warme Meerwasser, das die nötige Energie liefert. Rund 26,5 Grad warm muss die Wasseroberfläche mindestens sein, damit sich ein Hurrikan bilden kann, bei erhöhter Labilität mit der oberen Atmosphäre reicht auch etwas weniger. Heuer ist das Wasser im Atlantik und im Golf von Mexiko rund drei Grad wärmer als normal.

Starke Saison über dem Atlantik

Auch andernorts war die Hurrikansaison bereits in vollem Gange, sie fällt heuer besonders stark aus. Im langjährigen Schnitt gibt es über dem Atlantik zwölf Tropenstürme und Hurrikans pro Jahr, heuer sind es bis jetzt schon 21. Die Saison dauert noch bis Ende November. Zuletzt erreichte „Sally“ am Mittwoch die US-Südküste und sorgte für Überschwemmungen, etwa in Pensacola in Florida. Der nächste Hurrikan bildete sich auf dem Atlantik bereits: „Teddy“ soll am Montag über Bermuda ziehen, es wäre hier nach „Paulette“ der zweite Hurrikan innerhalb von nur einer Woche.