Schäden nach Strum in in Zakynthos, Griechenland
REUTERS/Kesjid Ilirjani
Hurrikan „Ianos“

Wirbelsturm tost an griechischer Küste

Der schwere Herbststurm „Ianos“ hat sich am Freitag entlang der Küste der griechischen Halbinsel Peloponnes bewegt. Dutzende Geflüchtete gerieten in Seenot, es konnte keine Hilfe geschickt werden. Parallel dazu wurde auch noch eine Sturmfront über Zentralgriechenland erwartet.

Bei dem Sturm handelt es sich um einen Medicane, einen mediterranen Hurrikan. Diese kommen selten vor, und wenn, dann im Spätsommer, wenn das Wasser des Mittelmeeres am wärmsten ist. Derzeit beträgt die Temperatur im Ionischen Meer zwischen Süditalien und Griechenland über 28 Grad Celsius – „Ianos“ bildete sich in den vergangenen Tagen auf dem Meer also unter besten Bedingungen.

Am Freitag zog der Wirbelsturm bereits über die ionischen Inseln Kefalonia und Zakynthos und sorgte dort für bis zu sechs Meter hohe Wellen und Stromausfälle. Laut griechischer Zivilschutzbehörde wütete „Ianos“ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 117 Stundenkilometern. Vor Zakynthos sendeten die Insassen eines Bootes ein Notsignal. An Bord seien nach ersten Informationen aus Kreisen der Küstenwache rund 50 Geflüchtete. Das Boot treibe dahin, berichtete das griechische Fernsehen.

Winde behindern Rettungsaktion

Wegen der stürmischen Winde werde die Rettungsaktion behindert. Man hoffe, dass das Boot – bevor es kentere – zum Festland treibe, hieß es. Zudem habe man andere Schiffe in dem Gebiet um Unterstützung gebeten. Im Ionischen Meer werden fast täglich Geflüchtete auf dem Weg nach Italien entdeckt. Die griechische Regierung kündigte auch an, mehr als 800 Asylwerber aus drei Lagern in der Nähe von Athen wegen des Sturms vorsichtshalber in einer Konferenzhalle in der Hauptstadt unterzubringen.

Freitagfrüh mussten bereits zwei Maschinen der Fluggesellschaft Ryanair nach Athen umgeleitet werden, sie konnten nicht wie geplant auf Kefalonia landen. Laut der Nachrichtenagentur ANA wurde zudem vor der Insel Ithaka ein Segelboot von den Wellen mitgerissen, die beiden Insassen konnten sich ans Ufer retten. Ein weiteres Boot sank im Hafen von Zakynthos. Wegen „Ianos“ wurden auch die Schulen in zahlreichen Regionen Westgriechenlands geschlossen, die Fährverbindungen zu den Inseln Kefalonia, Zakynthos und Ithaka ruhen.

Erste Flüge umgeleitet

Es wurde erwartet, dass „Ianos“ im Laufe des Tages in den Golf von Patras und über den Peloponnes zieht. „Überall stürzen Bäume um“, berichtete die Gouverneurin der Ionischen Inseln, Rodi Kratsa, im Fernsehsender ERT. Auf Kefalonia, Ithaka und Zakynthos gab es Stromausfälle, Straßen waren unpassierbar. Geringere Schäden wurden von den Inseln Korfu und Lefkada gemeldet.

Der Zivilschutz warnte, während des Sturms nicht auf die Straße zu gehen. Im Lauf des Tages könne der Medicane seinen Kurs ändern und schwere Schäden auf dem Festland anrichten. Mit einer Wetterbesserung rechneten die Meteorologen erst am Sonntag.

Hinzu kommt eine weitere Sturmfront, die parallel über Zentralgriechenland erwartet wurde. „Wir haben noch 36 Stunden von Extremwetterbedingungen vor uns“, sagte Kostas Lagouvardos vom nationalen Wetterdienst.

Sturmschäden bei Agia Efimia, Kefalonia, Griechenland
Reuters/Apostolos Moustakis
In Kefalonia traf „Ianos“ am Freitag auf Land

Ein Medicane hat viele Gemeinsamkeiten mit einem Hurrikan und kann Stufe zwei auf der fünfstufigen Hurrikanskala erreichen. Die Stürme werden durch die Erwärmung des Wassers durch die Klimakrise in Zukunft häufiger erwartet. Antrieb für Hurrikans ist das warme Meerwasser, das die nötige Energie liefert. Rund 26,5 Grad warm muss die Wasseroberfläche mindestens sein, damit sich ein Hurrikan bilden kann, bei erhöhter Labilität mit der oberen Atmosphäre reicht auch etwas weniger. Heuer ist das Wasser im Atlantik und im Golf von Mexiko rund drei Grad wärmer als normal. Im September 2018 waren bei einem Medicane zwei Menschen auf der griechischen Insel Evia ums Leben gekommen.

Starke Saison über dem Atlantik

Auch andernorts war die Hurrikansaison bereits in vollem Gange, sie fällt heuer besonders stark aus. Im langjährigen Schnitt gibt es über dem Atlantik zwölf Tropenstürme und Hurrikans pro Jahr, heuer sind es bis jetzt schon 21. Die Saison dauert noch bis Ende November. Zuletzt erreichte „Sally“ am Mittwoch die US-Südküste und sorgte für Überschwemmungen, etwa in Pensacola in Florida. Der nächste Hurrikan bildete sich auf dem Atlantik bereits: „Teddy“ soll am Montag über Bermuda ziehen, es wäre hier nach „Paulette“ der zweite Hurrikan innerhalb von nur einer Woche.