Ein Mann sitzt in einer Wohnung an einem Tisch vor einem Laptop
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Homeoffice

Neue Regeln sollen bis März stehen

Regierung und Sozialpartner haben am Freitag in Wien offiziell mit den Gesprächen über neue Regeln für Homeoffice und mobiles Arbeiten begonnen. Lösungen soll es im März bzw. im ersten Quartal kommenden Jahres geben, so Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Angesichts der sich derzeit verschärfenden Pandemie appellierte Aschbacher erneut an die Eigenverantwortung von Betrieben und Beschäftigten.

Einerseits soll ein rechtliches Regelwerk erstellt werden, andererseits soll es ein „organisatorisches Handbuch“ mit Best-Practice-Beispielen geben, kündigte Aschbacher bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl, Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf und dem Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, an.

Nun sollen Arbeitsgruppen gebildet werden, denen Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner angehören werden. Bei einem Treffen im Dezember sollen der Stand der Dinge besprochen werden und die Frage, welche Maßnahmen es für das Frühjahr brauche, so Aschbacher. Auf die Frage einer Journalistin, ob die Regeln im März nicht zu spät kämen, sagte Aschbacher, man wolle die „lessons learned“ – die über den Winter gemachten Erfahrungen – in den Prozess einbauen.

Viele Themen offen

Während des Lockdowns im Frühjahr setzten viele österreichische Unternehmen auf Homeoffice und mobiles Arbeiten. Über den Sommer holten viele Betriebe ihre Beschäftigten wieder in die Büros. Angesichts der sich verschärfenden Coronavirus-Situation stellen viele Firmen nun wieder auf Homeoffice um.

Gespräche über Homeoffice-Neuregelung gestartet

Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) und Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner starteten am Freitag Gespräche über neue rechtliche Regeln für Homeoffice und mobiles Arbeiten.

Viele, aber bei Weitem nicht alle Firmen haben bereits Betriebsvereinbarungen, in denen Homeoffice und mobiles Arbeiten geregelt sind. Gesetzliche Regeln sind in vielen Bereichen allerdings ausständig. Viele Themen seien noch offen, sagte AK-Präsidentin Anderl. Dazu gehörten der Schutz von Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmern, Mitbestimmung und Datensicherheit. Zudem verwies Anderl auf die Unfallversicherung im Homeoffice. Die für die Pandemiezeit getroffene Regelung laufe mit Jahresende aus, sagte Anderl.

Während der Pandemiezeit hätten Homeoffice und mobiles Arbeiten weitgehend gut funktioniert, sagte WKÖ-Generalsekretär Kopf. Allerdings brauche es „die eine oder andere Regel normativer Art“. Es werde „Guidelines“ in „Richtung Empfehlungen“ geben, die von den Sozialpartnern gemeinsam erarbeitet würden, so Kopf. Auch IV-Präsident Knill betonte, dass individuelle Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in den vergangenen Monaten gut funktioniert hätten. Die Industrie habe großes Interesse daran, das Modell weiterzuführen.

Kein Rütteln an Nachtruheregelung

Für Aufregung bei den Arbeiternehmervertretern hatten Ende August Aussagen Aschbachers zur Nachtruheregelung bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden gesorgt. Die Ministerin hatte im „Kurier“ gesagt, es gehe hier um Flexibilität und mehr Eigenverantwortung, etwa beim Thema der (generell vorgeschriebenen) elf Stunden Nachtruhe „von Homeoffice Ende bis Homeoffice Beginn“. Eine Änderung sei hier auch im Sinne der Beschäftigten, gab sie zu verstehen.

Treffen der Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) mit den Sozialpartnern
APA/Georg Hochmuth
Ministerin Aschbacher, Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner: Bis März soll es Lösungen für den Bereich Homeoffice geben

Darauf angesprochen sagte Aschbacher am Freitag, man wolle nicht an der Nachtruhe rütteln, aber mehr Flexibilität ermöglichen. Anderl sagte, die AK stehe zu mehr Flexibilität in diesem Bereich, „wenn die Beschäftigten es so wollen“. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass Gesetze umgangen werden.

NEOS: Brauchen jetzt Lösungen

NEOS geht das zu langsam. „Ja, es braucht dringen modernisierte Regelungen für Arbeit zu Hause, da hat Ministerin Aschbacher das Problem richtig erkannt. Allerdings brauchen wir die Lösungen jetzt – und nicht irgendwann in einem Arbeitskreis im März 2021“, so NEOS-Gesundheits- und -Sozialsprecher Gerald Loacker. „Dass Telearbeit und Homeoffice in der Pandemie eine größere Rolle spielen, wissen wir nicht erst seit gestern. Es ist verwunderlich, dass die Regierung hier bis heute nichts getan hat – und es ist beschämend, dass sie es auch jetzt nicht schafft.“

Neue Regeln für Homeoffice sollen bis März stehen

Regierung und Sozialpartner haben am Freitag in Wien offiziell mit den Gesprächen über neue Regeln für Homeoffice und mobiles Arbeiten begonnen. Lösungen soll es im März bzw. im ersten Quartal kommenden Jahres geben, so Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP).

Neuerlich Appell zur Eigenverantwortung

An die Betriebe appellierte Aschbacher am Freitag neuerlich, den Beschäftigten „dort, wo es gut möglich ist“, Homeoffice anzubieten. Bereits am Sonntag hatten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nach einem Treffen mit den Sozialpartnern dafür geworben, in den Betrieben wo möglich wieder mehr auf Homeoffice zu setzen und die Hygienekonzepte zu überarbeiten.