Ein Smartphone mit der TikTok App.
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Download-Sperre

USA erhöhen Druck auf TikTok

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump erhöht im Ringen um die Zukunft der populären Video-App TikTok den Druck. Ab Sonntag soll es in den USA nicht mehr möglich sein, TikTok und den Chat-Dienst WeChat herunterzuladen. Das teilte das US-Handelsministerium am Freitag mit.

Die TikTok-App kann in den USA dann weder heruntergeladen noch aktualisiert werden. Bis zum 12. November wird die App für bestehende Nutzerinnen und Nutzer funktionieren, wie aus einer Mitteilung des Handelsministeriums hervorgeht. Damit bekommt der chinesische TikTok-Eigentümer ByteDance noch einige Wochen Zeit, einen Deal vor dem kompletten Aus auszuhandeln. TikTok hat rund 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in den USA.

Trump selbst nährte am Freitag Spekulationen über die Möglichkeit eines Deal in letzter Minute. Eine Einigung sei ganz rasch möglich, so Trump, der betonte, es gebe einige „großartige Möglichkeiten“, ohne aber Details zu nennen. Trump sieht TikTok als Sicherheitsrisiko mit der Begründung, dass chinesische Behörden an Daten von US-Bürgerinnen und -Bürgern kommen könnten. TikTok und ByteDance bestreiten das. Der ebenfalls chinesischen App WeChat zieht die US-Regierung wegen ähnlicher Bedenken unterdessen sofort den Stecker in den USA: Sie wird am Sonntag sowohl aus den App-Stores verschwinden als auch aufhören zu funktionieren.

TikTok soll US-Geschäft abgeben

Trump hatte amerikanischen Firmen Anfang August Geschäfte mit TikTok verboten – und mit einem Aufschub von 45 Tagen einen Countdown für einen Verkauf zumindest des US-Teils der App in Gang gesetzt. Microsoft hatte wochenlang über eine Übernahme des Geschäfts in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien verhandelt.

US-Präsident Donald Trump
AP/Patrick Semansky
Anfang August untersagte Trump US-Firmen, Geschäfte mit TikTok zu machen

Die Gespräche wurden von der chinesischen Regierung erschwert: Peking führte eine Regel ein, nach der die chinesische Regierung dem Verkauf von Software-Algorithmen ins Ausland zustimmen muss. Bei TikTok entscheidet der Algorithmus, welches Videos als Nächstes angezeigt wird. Das gilt als Erfolgsgeheimnis der App.

Oracle als Technologiepartner im Gespräch

Nach dem Scheitern der Gespräche mit Microsoft wurde ein Ersatzplan ausgearbeitet. Nach diesem sollte der Softwarekonzern Oracle als Technologiepartner von TikTok auftreten. Zudem sollte das globale Geschäft von TikTok in eine neue Firma mit Sitz in den USA eingebracht werden.

Nach Medienberichten sollte dabei Oracle die Speicherung der Daten von US-Nutzerinnen und -Nutzern übernehmen und auch Einblick in die Software bekommen, damit es keine Hintertüren für chinesische Behörden geben könne. ByteDance würde dabei die Mehrheit an TikTok behalten, hieß es. Trump sagte dazu bereits am Mittwoch, er wäre damit „nicht glücklich“.

Der Vorstoß des Handelsministeriums bedeutet nun offenbar, dass der Deal für Trump nicht gut genug war. ByteDance hat bereits auch amerikanische Start-up-Finanzierer als Investoren. Laut Medienberichten liegt ihr Anteil bei 40 Prozent. WeChat wird in den USA vor allem vor denen genutzt, die Kontakt zu Freunden und Familie in China halten wollen. Dort ist die App eine der wichtigsten Plattformen, über die zum Beispiel auch Onlinehandel betrieben und Geld überwiesen wird.