Erneut große Demonstration in Weißrussland erwartet

Vor einer neuen großen Sonntagsdemonstration haben weißrussische Sicherheitskräfte in Minsk damit begonnen, große Plätze abzuriegeln. Das Innenministerium von Weißrussland warnt die Menschen in den Städten des Landes davor, den Aufrufen zu Protesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko zu folgen.

Die Behörden drohen mit Gewalt, sollten sich die Menschen an nicht genehmigten Demonstrationen beteiligen. Bei dem traditionellen Frauenprotest gestern waren nach Angaben von Menschenrechtlern mehr als 300 Demonstrantinnen festgenommen worden.

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Bereits in der Früh sperrten Sicherheitskräfte den Unabhängigkeitsplatz in Minsk mit Metallgittern ab. Geplant war wie an den vorangegangenen Sonntagen ein Protestmarsch durch das Zentrum von Minsk. Am vergangenen Sonntag waren laut Innenministerium 774 Menschen festgenommen worden. Beobachter sprachen von 150.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Auch in anderen Städten waren erneut Demonstrationen geplant.

Sicherheitskräfte ohne Erkennungszeichen

Organisiert werden die Proteste über Aufrufe im Nachrichtenkanal Telegram. Dort veröffentlichte das Portal Nexta Live, das rund zwei Millionen Abonnenten hat, eine Liste mit Namen und Geburtsdaten von etwa 1.000 Angehörigen der Sicherheitsorgane, die gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorgehen. Eine Hackergruppe mit dem Namen Cyber-Partisanen hatte die Liste demnach erstellt. Nexta Live erklärte, dass die Einsatzkräfte zuvor gewarnt worden seien, „verbrecherische Befehle“ der Staatsführung auszuführen, weil ansonsten ihre Namen veröffentlicht würden.

Die Sicherheitskräfte sind auf den Straßen mit Sturmhauben und Uniformen ohne Erkennungszeichen im Einsatz. Menschenrechtler kritisieren dies als Verstoß gegen weißrussische und internationale Regeln. Die Sicherheitskräfte sollen sich so vor Erkennung und strafrechtlicher Verfolgung sicher fühlen. Die Opposition kündigte an, dass jene gefunden würden, die für die Todesfälle, Hunderten Verletzten und Tausenden Festnahmen verantwortlich seien. Das Innenministerium in Minsk teilte mit, die Verantwortlichen für das Datenleck würden gefunden und bestraft.