Erste Demo seit Beginn des Lockdowns in Jerusalem

Erstmals seit Beginn des zweiten landesweiten Lockdowns in Israel sind Gegner von Regierungschef Benjamin Netanjahu zu Protesten zusammengekommen. Mehrere tausend Menschen beteiligten sich gestern Abend an der Demonstration in Jerusalem, um Netanjahus Rücktritt zu fordern. Der Ministerpräsident steht wegen Korruptionsvorwürfen und seines Managements der Coronavirus-Krise in der Kritik.

Polizisten führen in Jerusalem einen Demonstranten gewaltsam ab
APA/AFP/Ahmad Gharabli

Die Kundgebung war trotz der neuen Restriktionen genehmigt worden. Es nahmen etwa genauso viele Menschen teil wie in den Wochen vor Inkrafttreten des Lockdowns. Die Teilnehmer trugen Masken, hielten aber nicht die Abstandsregeln ein, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Nicht weiter als 500 Meter von Wohnung

Wegen einer sehr hohen Infektionsrate war in Israel am Freitag nur wenige Stunden vor Beginn des dreitägigen jüdischen Neujahrsfests ein erneuter landesweiter Lockdown in Kraft getreten.

Abgesehen von der Schließung der Schulen und der meisten Geschäfte werden mindestens drei Wochen lang soziale Kontakte eingeschränkt: In geschlossenen Räumen dürfen nur noch höchstens zehn Menschen zusammen sein, im Freien höchstens 20 Menschen. Außerdem dürfen sich die Menschen nicht weiter als 500 Meter von ihren Wohnungen entfernen.

Nach dem ersten Auftreten von Coronavirus-Fällen in Israel hatte das Land die Pandemie gut in den Griff bekommen. Nach der weitgehenden Aufhebung der Einschränkungen verzeichnet Israel mittlerweile aber die zweithöchste Infektionsrate weltweit. In dem Neun-Millionen-Einwohner-Land wurden schon mehr als 187.000 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen, 1.236 Infizierte starben.