Rio-Tinto-Sprengung: Weitere 124 Aborigine-Stätten bedroht

Bereits im Mai hat die Sprengung von zwei 46.000 Jahre alten heiligen Stätte der Aborigines durch den Bergbaukonzern Rio Tinto in Western Australia für Aufruhr gesorgt. Das britisch-australische Unternehmen hatte die Gräber in der Juukan-Schlucht zerstört, um den Eisenerzabbau in der Region zu erweitern. Nun wurde bei einem Hearing zu der Causa bekannt, dass durch das Projekt weitere 124 Aborigine-Stätten gefährdet sind, wie etwa der „Guardian“ heute berichtete.

Die betroffenen Orte befinden sich rund hundert Kilometer von der damals gesprengten Höhle entfernt. Laut den dort ansässigen Yinhawangka gibt es in der Region etwa 320 Stätten, von denen 124 nach den aktuellen Plänen „zerstört werden“, so die für das dortige Kulturerbe zuständige Archäologin Anna Fagan bei dem Hearing. In 18 Fällen habe der Konzern bereits eine Genehmigung zur Zerstörung bei der Regierung eingeholt. Die Stätten könnten rund 26.000 Jahre alt sein.

Bessere Untersuchung gefordert

Bereits geschlossene Verträge zwischen den Yinhawangka und Rio Tinto zur Nutzung des Landes seien „überhastet“ unterzeichnet worden, hieß es in dem Hearing weiters. Man sei davon ausgegangen, dass die Stätten entsprechend geschützt werden. Nun hoffe man auf Gesprächsbereitschaft bei Rio Tinto, um eine Zerstörung wie in der Juukan-Schlucht zu verhindern, so die Yinhawangka-Vertretung. Sie fordert, die Region besser zu untersuchen und in angemessene Verhandlungen zu treten. Rio Tinto teilte mit, ein Prozess zur Untersuchung der Region sei gestartet, die Yinhawangka sollen eng eingebunden werden.

Erst Anfang September hatten Rio-Tinto-Chef Jean-Sebastien Jacques und zwei weitere Topmanager angesichts des Skandals um die Sprengung ihren Rücktritt verkündet. „Was in Juukan passiert ist, war falsch“, räumte Rio Tinto ein. Der Konzern werde sicherstellen, dass die Zerstörung eines Kulturerbes von derart außergewöhnlicher archäologischer und kultureller Bedeutung seitens des Unternehmens nie wieder vorkomme.