Monarchiekritische Gedenktafel in Bangkok beschlagnahmt

Eine am Wochenende von Demonstrierenden in Bangkok an historischer Stelle in den Boden eingelassene „Plakette des Volkes“ ist von den Behörden beschlagnahmt worden. Sie sei ein „Beweisstück, um ein Justizverfahren in Gang zu bringen“, erklärte heute ein Polizeisprecher in der thailändischen Hauptstadt. Vertreterinnen und Vertreter der Protestbewegung zeigten sich unbeeindruckt: Die Plakette werde „im Herzen des thailändischen Volkes weiterleben“.

Zudem wollen die Demonstrierenden nach eigenen Angaben Kopien des runden Gedenksteins anfertigen lassen. „Jeder kann dann ein Loch graben und die Kopie dort in die Straße einlassen, wo er mag“, sagte einer der Protestanführer, Parit Chiwarak. „Diese Plakette ist der Beginn des Kampfes für die Reform der Monarchie.“

Aus Protest gegen die Rolle des Königshauses hatten Demonstrierende am Samstag den Gedenkstein in der Nähe des Königspalastes auf dem historischen Sanam-Luang-Gelände in den Boden eingelassen. Auf ihm stand: „Dieses Land gehört dem Volk und ist nicht Eigentum des Königs.“ An der Demonstration beteiligten sich rund 30.000 Menschen, es war die größte Protestkundgebung seit dem Militärputsch 2014.

Warnung an Demonstrierende

Die teils von der Hongkonger Protestbewegung inspirierten Demonstrierenden verlangen den Rücktritt der Regierung unter Ex-Armeechef Prayut Chan-O-Cha, der sich im vergangenen Jahr in einer umstrittenen Wahl als Ministerpräsident hatte bestätigen lassen. Heute warnte Prayut die Demonstrierenden, dass „Nation, Religion und Monarchie respektiert“ werden müssten.

Die hauptsächlich jungen Menschen fordern auch die Abschaffung eines umstrittenen Gesetzes zum Schutz der Monarchie in Thailand. Dieses sieht drakonische Strafen für Kritik am Königshaus vor und wird nach Ansicht von Kritikerinnen und Kritikern von den Behörden oft genutzt, um Regierungsgegner mundtot zu machen.

Viele Demonstrierende fordern zudem eine öffentliche Debatte über die Rolle der Monarchie, eine Neufassung der 2017 vom Militär geschriebenen Verfassung sowie mehr Transparenz hinsichtlich der Finanzen des Königshauses. Die Proteste in Thailand dauern seit zwei Monaten an. Für Donnerstag wurde eine weitere Kundgebung vor dem Parlament in Bangkok ausgerufen. Einen Generalstreik soll es am 14. Oktober geben.