Amnesty: Quarantäne führt in Lateinamerika zu Repression

Zehntausende Menschen sind in Lateinamerika nach Angaben von Amnesty International in der Coronavirus-Krise in staatlichen Quarantäneeinrichtungen unter schlechten Bedingungen festgehalten worden. Die Regierungen der südamerikanischen Staaten Venezuela und Paraguay sowie des mittelamerikanischen El Salvador hätten strenge Quarantänebestimmungen für Bestrafung und Repression genutzt, hieß es in einem gestern veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Sie steckten Menschen in von Militär und Polizei verwaltete Zentren, einige für weit länger als die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 14 Tage. Zum Teil fehlte es dort an ausreichender Versorgung mit Essen, Wasser und Medizin. Es gebe auch Berichte von übertriebener Gewaltanwendung, hieß es. Unverhältnismäßig oft seien es Menschen mit geringen Mitteln, Flüchtlinge und Migranten gewesen, die in den staatlichen Quarantänezentren festgehalten wurden.

90.000 Migranten in Venezuela betroffen

In Venezuela seien im untersuchten Zeitraum von März bis August rund 90.000 venezolanische Migranten und Migrantinnen betroffen gewesen, die nach Verlust ihrer Jobs aus benachbarten Ländern zurückkehrten. Dort würden solche Rückkehrer weiterhin in obligatorische Quarantäne gesteckt.

In El Salvador wurden dem Bericht zufolge 16.780 Menschen in dem Zeitraum festgehalten – manche, weil sie sich angeblich nicht an geltende Ausgangsbeschränkungen gehalten hatten. In Paraguay waren es demnach rund 8.000 Menschen – hauptsächlich Arbeitsmigranten, die aus dem Nachbarland Brasilien heimkehrten. In letzteren beiden Ländern sei die Praxis inzwischen beendet oder reduziert worden.