Stehansplatz Wien
ORF.at/Christian Öser
Auch Niederlande

Immer mehr Reisewarnungen zu Österreich

Im Sommer hat Österreich über zahlreiche Länder Reisewarnungen verhängt – nun verkehrt sich die Lage zusehends. Angesichts steigender Infektionszahlen warnen immer mehr Länder vor Reisen nach Wien – und die Niederlande nun erstmals auch vor Reisen nach Innsbruck.

Die niederländische Regierung hat am Dienstag eine Reisewarnung für Wien und die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck ausgesprochen. Wer von dort in die Niederlande zurückreist, muss ab sofort für zehn Tage in häusliche Quarantäne, heißt es in den aktualisierten Reisehinweisen der niederländischen Regierung. Grund dafür seien die gestiegenen Infektionszahlen.

Damit bestätigte sich, was die „Tiroler Tageszeitung“ am Montagabend vorab berichtete. Ausdrücklich rät die niederländische Regierung aber nicht von Reisen in andere Teile Österreichs ab. „Sie können, mit Ausnahme der Hauptstadt Wien und der Stadt Innsbruck, für Urlaubsreisen nach Österreich fahren, aber bleiben Sie wachsam“, heißt es in den Reisehinweisen wörtlich.

Flughäfen ausgenommen

So sei etwa auch die Benutzung der Flughäfen Wien-Schwechat und Innsbruck möglich, ohne dass man unter die Quarantänepflicht fällt. Damit können Tiroler Skigebiete weiter auf niederländische Gäste hoffen. Österreich ist bei niederländischen Skiurlaubern sehr beliebt. Die niederländische Königsfamilie verbringt ihren jährlichen Skiurlaub im Vorarlberger Lech am Arlberg.

Innsbruck zählt schon seit Tagen zu den Gebieten mit den höchsten Coronavirus-Neuinfektionen Österreichs. Mit einem Siebentageswert von 136,25 Infektionen pro 100.000 Einwohner liegt die Tiroler Landeshauptstadt aktuell an der Spitze aller Bezirke Österreichs, noch vor dem Bundesland Wien mit 113,73. Allerdings ist die Zahl der aktiven CoV-Fälle in Innsbruck seit Montag von 285 auf 225 Personen gesunken, wie die Behörden am Dienstag betonten. Auch in Wien ist die Zahl der Neuinfektionen jüngst etwas zurückgegangen.

Köstinger: „Schwierige Situation für uns“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) appellierte vor Journalisten in Wien an die Bevölkerung, „alles zu tun, damit sich die Infektionskurve wieder abflacht“. „Das ist für uns eine schwierige Situation.“ Die seit Beginn dieser Woche verschärften Maßnahmen sollten eingehalten werden, „damit wir es in den nächsten Wochen schaffen, dass die Reisewarnungen wieder aufgehoben werden“, so die Ministerin.

„Das ist wichtig, damit wir Österreich als sicheres Urlaubsland positionieren können“, so Köstinger. Vor allem durch die Reisewarnung Deutschlands hätten „sehr viele Urlauber Reisen storniert – das gilt nicht nur für Wien, sondern für ganz Österreich“, sagte die Ministerin. „Wir sind eine Topurlaubsdestination weltweit und sind nun in der CoV-Krise in voller Härte getroffen“, so Köstinger weiters. Der heimische Tourismus trage rund 15 Prozent zur österreichischen Wirtschaftsleistung bei.

„Reisewarnungen gilt es zu vermeiden beziehungsweise alles dafür zu tun, dass sie zurückgenommen werden“, hielt sie fest. Da sei die Stadt Wien „gefordert, die Hausaufgaben zu machen und alles dazu beizutragen, damit wir die Infektionszahlen wieder in den Griff bekommen“, so die Ministerin. „Die Situation in Wien ist für den Tourismus schon verheerend.“ Die Nächtigungen seien gegenüber dem Vorjahr um 86 Prozent zurückgegangen. Denn speziell der Städte- und der Kongresstourismus haben mit einer extremen Flaute zu kämpfen.

Zuletzt Deutschland und Belgien

Vor den Niederlanden hatten bereits Deutschland, die Schweiz, Dänemark und Belgien coronavirusbedingte Reisewarnungen für Österreich oder die Hauptstadt Wien verhängt. Deutschland und Belgien warnen vor Reisen nach Wien, Dänemark vor Reisen nach ganz Österreich. Die niederländische Reisewarnung betrifft nun erstmals spezifisch einen Teil Österreichs außerhalb Wiens. Norwegen verhängte bereits im August eine Reisewarnung – sie gilt allerdings mit wenigen Ausnahmen für den Großteil des Schengen-Raums.

Bangen um Touristen

Die steigende Zahl an Neuinfektionen und damit verbunden Reisewarnungen hat neben gesundheitlichen auch wirtschaftliche Folgen. Zuvorderst trifft es den Tourismus. Der Städtetourismus vor allem in Wien ist direkt betroffen. Aber auch Wintersportgebiete müssen zumindest zusehends bangen. Sie sind von den Reisewarnungen noch nicht direkt betroffen – auch die Flughäfen sind ja ausgenommen. Aber die Pandemie hängt bis zum Start Hauptsaison wie ein Damoklesschwert über der Branche.

Ringen um EU-weit einheitliche Regeln

Auf EU-Ebene sind seit Wochen Bemühungen im Gange, ein einheitliches Vorgehen bei der Verhängung von Reisewarnungen innerhalb der Union zu finden. Hier sind die Verhandlungen allerdings noch im Gange. Unklar ist, ob es beim bevorstehenden EU-Gipfel bereits eine Einigung geben kann.

Das Konzept der Kommission sieht die Erstellung einer EU-Risikogebietskarte und einheitliche Regeln für Reisen in Risikogebiete vor. Bisher gibt es beispielsweise für Reiserückkehrer sehr unterschiedliche Test- und Quarantänepflichten.

Konkret empfiehlt die Kommission zum Beispiel, nur diejenigen Gebiete in der EU als Hochrisikogebiete einzustufen, in denen die Zahl aller innerhalb von 14 Tagen neu gemeldeten Covid-19-Fälle über 50 liegt und der Anteil der positiven Tests an allen durchgeführten Covid-19-Tests drei Prozent oder mehr beträgt oder in dem die Zahl aller innerhalb von 14 Tagen neu gemeldeten Covid-19-Fälle über 150 pro 100.000 Personen liegt. Von Einreisenden aus solchen Gebieten könnte dann verlangt werden, sich bis zu 14 Tage lang in Quarantäne zu begeben oder vorzugsweise bei Ankunft einen Covid-19-Test zu machen.