Opernball
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Coronavirus

Wiener Opernball für 2021 abgesagt

Der Wiener Opernball wird 2021 wegen der Coronavirus-Pandemie nicht stattfinden. Es wäre „verantwortungslos“, den Ball in gewohnter Weise abzuhalten, hieß es am Mittwoch von der Regierung. Verschiedene andere Wiener Bälle waren bereits abgesagt, darunter der Concordiaball und der Jägerball.

In einer gemeinsamen Stellungnahme sagten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), dass sich die Regierung die Entscheidung, den Opernball zu streichen, nicht leichtgemacht habe. Der Opernball sei für Wien und Österreich als Kulturnation „ein großes Aushängeschild“, so Kurz. Gerade bei Festen und Feiern gebe es viele Ansteckungen, daher habe man sich zu der Absage entschlossen. Die Regierung wird die Absage in der Ministerrratssitzung am Mittwoch beschließen.

Die Regierung wisse auch „um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser Veranstaltungen über die Grenzen Österreichs hinaus“, sagte Kogler. Angesichts des „besorgniserregenden Anstiegs“ bei den Covid-19-Erkrankungen müsse der Schutz der Gesundheit aber Vorrang haben. Die Staatsoper und die anderen Kulturinstitutionen hätten in den vergangenen Wochen „enorme Energie in ihre Sicherheitskonzepte gesteckt“, so der Vizekanzler weiter. Die Regierung konzentriere alle Bemühungen darauf, sie zu unterstützen und den Kulturbetrieb so gut wie möglich aufrechtzuerhalten, versicherte er.

Tanzende Paare beim Opernball 2020
ORF.at/Roland Winkler
Abstand halten ist gerade bei einem Ball schwierig

Es ist erst die zweite Absage seit der Wiederaufnahme des Opernballs nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1956. 1991 war der Golfkrieg im Irak der Grund. Als eine Art Staatsakt sei die Abhaltung „unziemlich“, hatte etwa der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk gemeint, nachdem am 17. Jänner 1991 mit schweren Luftangriffen auf militärische Ziele im Irak die „Operation Wüstensturm“ zur Befreiung Kuwaits begonnen hatte. In der Folge wurden weitere Veranstaltungen abgesagt, zahlreiche Hoteliers protestierten gegen die Entscheidung.

Verkleinerung wäre „ärmliches Signal“

Der Opernball habe eine sehr lange Vorlaufzeit, und man könne derzeit nicht davon ausgehen, dass eine Veranstaltung mit 7.000 Personen – davon 5.000 als Gäste – im Haus, mit Musik, Tanz und ausgelassener Stimmung, am 11. Februar durchführbar sein werde, so Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Die aktuelle Situation sei eine Einschränkung, man müsse einfach auf manche Dinge verzichten, so Mayer am Mittwoch im Vorfeld des Ministerrats. Eine eingeschränkte Version des Opernballs wäre ein „ärmliches Signal“ gewesen – „das ist nicht gewollt“, so Mayer auf Nachfrage.

Sie kündigte zudem ein Alternativkonzept für die Zeit des Opernballs an, Operndirektor Bogdan Roscic arbeite bereits an einem Programm rund um den Balltermin, das sich speziell an Kinder und Jugendliche richten soll. Roscic bedauerte in einer schriftlichen Stellungnahme die Absage des Opernballs: „Es tut uns allen sehr leid.“ Es gebe nun vier freie Tage, die man für Alternativen nutzen wolle.

Aktueller Spielbetrieb nicht betroffen

Der aktuelle Spielbetrieb der Staatsoper und anderer Häuser habe mit diesem Schritt aber nichts zu tun, versicherte Mayer. Die Sicherheits- und Präventionskonzepte der Kultureinrichtungen seien „vorbildhaft“, und sie sei überzeugt, dass das Risiko bei Kulturveranstaltungen mit entsprechenden Konzepten und fixen Sitzplänen „ein vertretbares“ sei. Der Kulturbetrieb im Land sei eingeschränkt, aber er sei weiter vorhanden.

Schließlich präge Kultur auch die Stimmung im Land, und es sei wichtig, dass sie einen positiven Beitrag leiste, so die Staatssekretärin. Ob weitere kulturelle Großveranstaltungen abgesagt werden, konnte sie auf Nachfrage nicht ausschließen. Sie stehe aber dafür ein, dass auch unter schwierigen Bedingungen ein Kulturbetrieb möglich sei.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) sagte vor dem Ministerrat, es sei wichtig, dass man die Menschen und damit auch die Betriebe und die Arbeitsplätze nicht gefährde. Der Opernball sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, und viele Betriebe würden davon abhängen. Verständnis für die Absage zeigte auch Stammgast Richard Lugner: „Das ist schon gescheit.“ Seinen für 2021 vorgesehen Gast will er nun 2022 bringen.

Andere Wiener Bälle bereits abgesagt

Bereits vergangene Woche hatte das Komitee der Wiener Nobel- und Traditionsbälle entschieden, dass die geplanten Bälle unter den gegebenen Umständen nicht durchgeführt werden können. Betroffen von der Absage sind unter anderem der Ärzteball, der Juristenball, der Ball der Offiziere, der Concordiaball und der Ball der Pharmacie. Der Jägerball war bereits abgesagt worden. Die Durchführung der Bälle sei angesichts der hohen Fallzahlen „nicht verantwortbar“.

Die Durchführung sei durch die geltenden Einschränkungen zudem nahezu unmöglich, hieß es weiter. So dürften etwa nur Personen miteinander tanzen, die im selben Haushalt leben, und zu allen anderen Ballbesuchern sei ein Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten. „Dies steht der Grundidee eines Balls entgegen, und es ist kaum vorstellbar. Uns ist die Entscheidung aber natürlich sehr schwergefallen“, so eine Sprecherin.

Die Wiener Ballsaison ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vergangenes Jahr wurden Berechnungen der Wirtschaftskammer zufolge durch die 520.000 Ballbesucher und Ballbesucherinnen 151 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.