Kühe auf einem trockenen Farmland
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Klima extrem

Jahrzehntelange Dürren in USA möglich

Treffen große Hitze und Trockenheit aufeinander, ergibt sich mitunter ein klimatischer Teufelskreis: Beide Phänomene verstärken einander. Forscherinnen und Forscher sprechen dann von einer Megadürre. Eine neue Studie sieht die Gefahr, solche Dürren könnten in den USA aufgrund der Klimakatastrophe auch Jahrzehnte andauern.

Lange Dürrephasen gab es auf dem Planeten immer wieder – doch durch die aktuelle Klimakatastrophe erhöht sich das Risiko für Extremereignisse deutlich. Da sind sich nicht nur die allermeisten Forschenden einig, eine neue Studie bestätigt auch einmal mehr diesen Trend.

Mohammad Reza Alizadeh von der McGill University und Mojtaba Sadegh von der Boise State University veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Science Advances“ und kommen zu dem Schluss, die Klimakrise könnte in den USA zu Jahrzehnte andauernden Megadürren führen. Schon jetzt zeige sich die Entwicklung, etwa in den derzeitigen schweren Waldbränden an der US-Westküste. Dort wüten bereits seit rund einem Monat Dutzende Feuer, besonders in Kalifornien. Die Flammen zerstörten seit Mitte August mehr als 5.800 Gebäude.

Regenmangel als treibender Faktor

Mit dem Fortschreiten des Klimawandels komme es häufiger vor, dass extreme Ereignisse wie Hitzewellen und Trockenheit gleichzeitig auftreten, so die Forscher. Ihre Studie konzentriert sich auf dieses gemeinsame Auftreten von Dürre und Hitze während der vergangenen 122 Jahre. „Episoden extremer Trockenheit und Hitze sind das Rezept für große Waldbrände“, erklärte Sadegh. „Diese Extreme intensivieren und weiten sich in beispiellosem räumlichem Ausmaß aus und ermöglichen die derzeitigen Waldbrände entlang der gesamten US-Westküste.“

Hubschrauber wirft Wasser über dem Brattain Feuer ab im Fremont National Forest in Paisley, Oregon, U.S.A.
Reuters/Adrees Latif
In den USA wüten seit Wochen schwere Brände, hier Oregon

Lange Dürrephasen habe es auf dem Gebiet der USA im 12. und 13. Jahrhundert ebenfalls gegeben. Auch kürzere Dürrephasen, die weniger als ein Jahrzehnt dauerten, wie etwa die als „Dust Bowl“ bekannte US-Dürre in den 1930er Jahren, könnten verheerende Auswirkungen haben, wenn sie gleichzeitig mit Hitze aufträten.

Unter anderem könnten klimatische Ereignisse in der Atmosphäre und auf dem Boden in ihrem Zusammenspiel zu solchen Extremen führen, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler vermuten, dass der treibende Faktor für gleichzeitige Hitze-Dürre-Perioden in der jüngeren Vergangenheit vor allem übermäßige Hitze ist. In der „Dust Bowl“-Periode sei hingegen vor allem mangelnder Niederschlag der Auslöser gewesen.

Wolken können nicht entstehen

Einer Megadürre gehe in der Regel ein längeres Hochdruckgebiet voraus, wodurch wolkenlose Bedingungen geschaffen würden, die eine Zufuhr von heißer Luft erlaubten. Trockene Böden erhöhten den Anteil der Wärme in den eintreffenden Sonnenstrahlen, der sich auf die Umgebungstemperatur auswirke, heißt es in dem Beitrag. Das habe zur Folge, dass sich Hitzewellen verstärkten.

Als Beispiel nennen die Forscher die Hitzewelle in Russland im Jahr 2010. Dort habe sich die Wahrscheinlichkeit einer extremen Hitzewelle durch die Wechselwirkung von Dürre und Hitze um das 13-fache erhöht. Das Zusammenspiel von trockenen Böden und heißer Luft verhindere die Entstehung von Wolken, was weniger Regen zur Folge habe und im Ergebnis die Dürre verstärke.

Forderung nach Taten

Zeitgleich zur Veröffentlichung der Studie findet in Deutschland der zehnte Extremwetterkongress statt, ein Treffen von Expertinnen und Experten aus der Klima- und Wetterforschung. Dort wurde ein verstärkter Kampf gegen die Erderwärmung gefordert. „Alle wichtigen Stellschrauben drehen sich unverändert in die falsche Richtung – die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre nimmt immer noch zu“, sagte am Mittwoch der Präsident des Deutschen Wetterdiensts (DWD), Gerhard Adrian. Beides, Wetter und Klima, würden „extremer“.

Klima und Wetter

Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) beschreibt das Klima den Zustand des Klimasystems (Atmosphäre, Hydrosphäre, Lithosphäre, Biosphäre, Kryosphäre) über lange Zeiträume von Jahrzehnten bis hin zu erdgeschichtlichen Zeitskalen. Das Wetter spielt sich auf wesentlich kürzeren Zeitskalen als das Klima ab, von Stunden bis Wochen.

Laut DWD-Erkenntnissen werden sich auch in mitteleuropäischen Gebieten Hitzewellen und Dürren häufen. In Deutschland etwa wirke sich die Klimakrise stärker aus als im weltweiten Mittel. Während die globalen Temperaturen in der aktuellen Dekade um etwa 1,1 Grad Celsius über der Zeit von 1881 bis 1910 liegen, sind es dort fast zwei Grad.

Gleiches brachte kürzlich ein Bericht der Umwelt-NGO Greenpeace auf Basis von Analysen des Climate Change Centre Austria (CCCA) für Österreich zutage. Im Westen litten vor allem alpine Landschaften an Gletscherschmelzen und tauenden Permafrostböden, in Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark zeige sich der Klimawandel hingegen mit Dürre, Waldsterben und Extremwetterereignissen wie Hagel und Stürmen. Der Osten des Landes sei von extremer Trockenheit und Hitze geprägt, diese Region leide zudem auch unter Starkregen und Hochwasser, hieß es.