Ex-Wirecard-Chef Braun bleibt in Haft

Nach dem Bilanzskandal beim insolventen deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard bleibt der frühere Vorstandschef Markus Braun vorerst in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts München eröffnete dem österreichischen Manager heute einen neuen Haftbefehl, den die Staatsanwaltschaft beantragt hatte, wie das Gericht auf Anfrage mitteilte. Eine von Brauns Anwälten eingereichte Haftbeschwerde war damit erfolglos.

Braun sitzt seit 22. Juli hinter Schloss und Riegel, ebenso wie zwei weitere Wirecard-Manager. Der neue Haftbefehl ersetzt den bisherigen. Staatsanwaltschaften beantragen üblicherweise neue Haftbefehle, wenn neue Sachverhalte im Ermittlungsverfahren auftauchen. Was sich an den Vorwürfen gegen Braun geändert hat oder gegebenenfalls neu hinzugekommen ist, teilte das Gericht nicht mit.

Scheingeschäfte in Milliardenhöhe

Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“, bei dem die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln. Auf diese Weise sollen Braun und seine Komplizen kreditgebende Banken und Investoren um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt haben, die nun höchstwahrscheinlich verloren sind.

Wirecard ist Zahlungsabwickler für Kreditkarten an Kassen im Geschäft und im Internet. Die Geschäfte mit nicht existenten Kunden wurden nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über Subunternehmer im Mittleren Osten und in Südostasien abgewickelt. Das tatsächlich existierende Geschäft mit der Zahlungsabwicklung dagegen war so klein, dass Wirecard in Wahrheit Verluste schrieb.

Der mutmaßliche Bilanzschwindel hatte Wirecard 2018 zum Aufstieg in den deutschen Börsenindex DAX verholfen. Braun wurde mit seinem Anteil an Wirecard zwischenzeitlich zum Milliardär, bevor der Absturz der Wirecard-Aktie nach der Aufdeckung des Betrugsskandals auch das Vermögen des österreichischen Managers schrumpfen ließ.