Arbeiter in einer Metallfabrik
Getty Images/Cultura RF/Monty Rakusen
Herbstlohnrunde

Metaller verhandeln im Schatten von CoV

Am Donnerstag ist die Metalltechnische Industrie mit dem Beginn der Kollektivvertragsverhandlungen in die Herbstlohnrunde gestartet. Die Herausforderung der Coronavirus-Krise dürfte die Debatten zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung zusätzlich erschweren: Erstere plädiert deshalb auf Verschiebung der Verhandlungen, die Gewerkschaften wollen rasch alles unter Dach und Fach bringen.

So will der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) aufgrund der coronavirusbedingten Wirtschaftskrise eine Verlegung auf 2021, die Gewerkschaft besteht auf einen raschen Abschluss mit „nachhaltigen Lohn- und Gehaltserhöhungen“. Die Metalltechnische Industrie erwartet heuer den größten Produktionseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg.

„Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es am sinnvollsten, die Lohnverhandlungen in das nächste Jahr zu verschieben“, sagte FMTI-Obmann Christian Knill vergangene Woche. „Wir sind in einer absoluten Ausnahmesituation und müssen gemeinsam aus dieser Krise finden“, so der Arbeitgebervertreter.

„Heuer nichts zu verteilen, nur Sorgen“

Man werde drei bis vier Jahre brauchen, „um wieder auf das Niveau von 2019 zu kommen, so es keine weitere Krise gibt“. Es gebe daher „heuer nichts zu verteilen, nur Sorgen“. Der FMTI-Obmann verwies auf Deutschland, wo die Tarifgespräche in der Metall- und Elektrobranche wegen der Coronavirus-Pandemie heuer unterbrochen wurden. In Österreich wurden die Metaller-KV-Verhandlungen bisher noch nie verschoben.

Sprecher der Arbeitgebervertreter Christian Knill
APA/Georg Hochmuth
Knill vertritt die Arbeitgeberseite

Nulllohnrunde für Gewerkschaft ausgeschlossen

Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp überreichten beim Start der Verhandlungen in der Wirtschaftskammer in Wien mit einem coronavirusbedingt von 80 auf 60 Personen verkleinerten Verhandlungsteam das Forderungsprogramm, auf Händeschütteln wurde verzichtet. „Aufgrund der Wirtschaftskrise geht es heuer vor allem um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Für einen raschen Kollektivvertragsabschluss sind aber nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen notwendig, um die Kaufkraft der Menschen zu sichern“, forderten die beiden gewerkschaftlichen Chefverhandler, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp), vergangene Woche.

Die Gewerkschaft will keine Verschiebung oder Aussetzung der KV-Verhandlungen akzeptieren. „Eine Nulllohnrunde kommt nicht infrage. Das wäre in der jetzigen Situation das Schlechteste für die wirtschaftliche Entwicklung“, hieß es von den beiden Arbeitnehmervertretern im Vorfeld. „Faire Lohn- und Gehaltserhöhungen sind das beste Mittel, um die Kaufkraft zu sichern und eine gesamtwirtschaftliche Abwärtsspirale zu verhindern.“ Die Gewerkschafter verwiesen auf „die guten Erfahrungen mit den Kollektivvertragsabschlüssen in der letzten Wirtschaftskrise“.

Gewerkschafter Rainer Wimmer (Pro-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp)
APA/Hans Punz
Wimmer und Dürtscher finden, die Coronavirus-Krise dürfe kein Argument für eine Nulllohnrunde werden

1.200 Unternehmen betroffen

Im vergangenen Oktober einigten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in der fünften Verhandlungsrunde noch auf ein Lohn- und Gehaltsplus von im Schnitt 2,7 Prozent. Die Unternehmen der Metalltechnischen Industrie beschäftigen derzeit rund 134.000 Menschen und erwirtschafteten 2019 einen Produktionswert von knapp 40 Mrd. Euro.

Säulengrafik über die Metallerabschlüsse seit 2014
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Zur Metalltechnischen Industrie in Österreich gehören insgesamt rund 1.200 Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. Zu den größten Firmen der Branche zählen unter anderem der Anlagenbauer und Technologiekonzern Andritz, der Seilbahnhersteller Doppelmayr, der Beschlägehersteller Julius Blum und der Kranhersteller Palfinger.

Die Coronavirus-Kurzarbeit hat den krisenbedingten Beschäftigungsabbau in der Metalltechnischen Industrie verlangsamt, bis Mai sank die Beschäftigung aber bereits um 4,1 Prozent. Arbeitgebervertreter Knill rechnet „für die nächsten Monate und Jahre mit großen Problemen für die Betriebe und in Folge auch für die Arbeitsplätze“. Auch Industriebetriebe wie der Luftfahrtzulieferer FACC und der Stahlkonzern voestalpine haben bereits einen Beschäftigungsabbau verkündet. Außerdem soll das oberösterreichische Lkw-Werk von MAN in Steyr mit 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis 2023 komplett geschlossen werden.