Blick auf Prag
ORF.at/Günther Rosenberger
Coronavirus

Reisewarnung für Prag

Österreich hat am Donnerstag eine Reisewarnung für die tschechische Hauptstadt Prag verhängt. In Tschechien, insbesondere in der Hauptstadt, steigen die Zahlen seit geraumer Zeit deutlich. Das teilte das Außenministerium mit. Zudem gibt es weitere Warnungen, aber auch Erleichterungen.

Neue Reisewarnungen gibt es neben Prag auch für die französischen Regionen Ile-de-France und Provence-Alpes-Cote d’Azur. Die Maßnahmen gelten ab Montag, 0.00 Uhr. Gleichzeitig soll es auch Reiseerleichterungen geben: Die seit vielen Monaten geltende Reisewarnung für Schweden wird nun aufgehoben; für Portugal gilt sie ab Montag nur noch für die Regionen Lissabon und Norte, nicht mehr für das ganze Land.

Weiters werden neue Reisewarnungen für Andorra sowie für die nicht europäischen Länder Argentinien, Bahrain, Costa Rica, Israel, Kuwait, und Malediven ausgesprochen. Damit gelten coronavirusbedingte österreichische Reisewarnungen für 37 Länder weltweit, hieß es.

Sperrstunde vorverlegt

Erst am Montag hatte in Tschechien wegen eines regierungsinternen Streits über das Vorgehen in der Pandemie Gesundheitsminister Adam Vojtech – Premier Andrej Babis hatte frühere, strengere Maßnhamen abgelehnt – das Handtuch geworfen. Am Mittwoch führte Tschechien in Lokalen und Gaststätten eine Sperrstunde um 22.00 Uhr ein. „Unter dem Einfluss des Alkohols kommt es zu viel häufigeren Kontakten und zur Missachtung elementarer Regeln“, sagte der neue Gesundheitsminister Roman Prymula am Mittwoch. Die Maßnahme sei zunächst auf zwei Wochen begrenzt.

Europakarte zeigt die aktuellen Reisewarnungen
Grafik: APA/ORF.at, Quelle: Außenministerium

Branchenverbände befürchten einen Umsatzrückgang von bis zu 30 Prozent. In Tschechien gibt es eine ausgeprägte Lokalkultur. Mit mehr als 140 Liter im Jahr pro Kopf zählen die Tschechen zu den Weltmeistern im Bierkonsum. Einschränkungen gibt es auch bei sportlichen und kulturellen Großveranstaltungen. Im Freien werden sie auf 2.000 Sitzplätze begrenzt, in Innenräumen auf maximal 1.000. Vor allem Fußball- und Eishockeyvertreter zeigten sich alarmiert. Der Vorsitzende der nationalen Sportagentur, Milan Hnilicka, kündigte Hilfen an. Im ganzen Land gab es in den letzten 14 Tagen laut EU-Agentur ECDC rund 219 Infektionen pro 100.000 Einwohner – EU-weit lag der Wert nur in Spanien höher.

Ab 15. Oktober vor Deutschland-Reise Anmeldung nötig

Umgekehrt gibt es derzeit auch von mehreren anderen Ländern Reisewarnungen für Österreich. Es empfiehlt sich deshalb, vor einer möglichen Reise genau zu prüfen, wie die Regeln und Empfehlungen im jeweiligen Zielland aussehen. So müssen sich etwa Personen aus österreichischen Bundesländern, die Deutschland als Risikogebiet einstuft, ab dem 15. Oktober vor der Einreise nach Deutschland digital anmelden. Die Anmeldung soll über ein neues Onlineportal erfolgen, wie die dpa erfuhr. Derzeit gelten Wien und Vorarlberg für Deutschland als Risikogebiete.

Nach dpa-Informationen erhält, wer seine Angaben in dem Portal eingibt, eine Bestätigung, die er bei einer Kontrolle – etwa am Flughafen durch die Bundespolizei – vorzeigen soll. Gleichzeitig gehen die Daten auch an das jeweils zuständige Gesundheitsamt. Wer seiner Verpflichtung zur Anmeldung nicht nachkommt, riskiert eine Geldstrafe. Ausnahmeregelungen soll es weiterhin für Berufspendlerinnen und -pendler sowie für andere Reisende im kleinen Grenzverkehr geben.

Edtstadler will einheitliche Kritierien

Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) sprach sich indes für einheitliche Kriterien für Reisewarnungen in Europa aus. „Nur so können wir ein ähnliches Chaos wie zu Beginn der Krise verhindern“, sagte Edtstadler laut Aussendung. Derzeit gibt es keine einheitlichen Zählweisen von Infektionsfällen und Kriterien für Reisewarnungen innerhalb der Europäischen Union. Auch das EU-Parlament hat bereits eine Harmonisierung der Bestimmungen gefordert.

Edtstadler erklärte, Österreich unterstützte den Vorstoß des deutschen EU-Ratsvorsitzes für einen gemeinsamen Kriterienkatalog bei Reisewarnungen innerhalb der EU. Sie sei dazu auch bereits in Kontakt mit dem deutschen Staatsminister für Europa, Michael Roth, und dem französischen Europa-Staatssekretär Clement Beaune. „Insbesondere was die Personenfreizügigkeit und den Warenverkehr betrifft, braucht es transparente und nachvollziehbare Vorgehensweisen sowie Planbarkeit für Reisende, Verwaltung und Betriebe. Aktuell funktioniert das nicht zufriedenstellend, und es droht daher erneut Chaos in Europa“, warnte Edtstadler.

Besonders davon betroffen seien Tourismus- und Freizeitbetriebe, denen durch Reisewarnungen massive Umsatzeinbußen drohten, wodurch auch viele Arbeitsplätze in Gefahr seien – vor allem in der für Österreich so wichtigen Wintersaison, so Edtstadler weiter. Die Bundesregierung habe einen Plan für sicheren Wintertourismus entwickelt, um das Risiko für die Gäste zu minimieren. „Wir müssen in den nächsten Wochen und Monaten alles tun, um die Ansteckungszahlen in Österreich niedrig zu halten, denn es gibt keinen Tourismus ohne Gäste.“

AUA muss Flugplan wieder ausdünnen

Aufgrund der Reisewarnungen sieht sich unterdessen die AUA gezwungen, das Flugangebot zu reduzieren – zunächst geht es bis Ende Oktober um Flüge nach Deutschland und die Schweiz, wie ein AUA-Sprecher am Donnerstag der APA sagte. Seit letzter Woche gilt in Deutschland und der Schweiz eine Reisewarnung für Wien, seit Mittwoch stuft Deutschland auch Vorarlberg als Risikogebiet ein. Belgien hat Tirol und Vorarlberg auf die rote Liste gesetzt, die Niederlande verhängten Reisebeschränkungen neben Wien auch für Innsbruck.

Temporäre Einstellungen ganzer Strecken sind derzeit nicht vorgesehen. In die Schweiz und nach Deutschland werde aber weniger oft oder mit kleineren Maschinen geflogen, so der Sprecher. Die Entwicklung im Verkehr mit Belgien und den Niederlanden werde noch beobachtet. Bis Ende Oktober werde es zu folgenden Zielen weniger Flüge ab Wien geben: Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, München, Basel und Zürich. Die Flüge nach Leipzig und Nürnberg würden in eine Verbindung zusammengelegt, die Route lautet Wien – Leipzig – Nürnberg – Wien.

Die AUA ersuchte abermals alle Passagiere, sich vor ihrem Flug auf der Website des Außenministeriums über die individuellen Länderregeln kundig zu machen. Auch innerhalb des Reiselands selbst könne es nämlich unterschiedliche Regeln geben, etwa für deutsche Bundesländer. Je nach Vorgabe sei ein negativer PCR-Test und/oder eine Quarantäne bei vorhergehendem Aufenthalt in Wien erforderlich. Transferpassagiere sowie Passagiere, die sich vor dem Flug nicht in Wien aufgehalten haben oder ohne Aufenthalt zum Flughafen angereist sind, unterliegen trotz der Reisewarnungen für Wien nicht der Test- bzw. Quarantänepflicht.