Verkäuferin in einem Geschäft
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Metaller-Abschluss

„Starkes Signal“ für nächste KV-Gespräche

Ein „starkes Signal“ für die kommenden Kollektivvertragsgespräche wie im Handel ist laut WIFO der Abschluss der Metaller, die mit 1,45 Prozent plus genau auf Inflationsrate abgeschlossen haben. Allerdings sei die Lage je nach Branche sehr unterschiedlich. Diese Einschätzung teilen die Sozialpartner, die auch die Regierung in der Pflicht sehen, etwa im Tourismus.

Üblicherweise gelten die Abschlüsse der Metaller als Messlatte für die Herbstlohnrunde, und das sei wohl auch heuer so, sagt Thomas Leoni vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) gegenüber ORF.at. Er schätzt die Chancen, zumindest die Inflationsanpassung zu erhalten, für zahlreiche heimische Branchen gut ein. Allerdings sei die Situation je nach Branche unterschiedlich – und manchmal sogar innerhalb der Branche.

In der Gastronomie gebe es etwa überhaupt keinen Spielraum, während sich der IT-Sektor deutlich besser entwickelt habe, ebenso wie die Bauwirtschaft, wo die Beschäftigung im August angezogen habe. Sehr durchwachsen sei die Lage hingegen im Handel, hier haben einige Bereiche wie der Lebensmittelhandel einen guten Umsatz erzielt, andere Bereiche waren hingegen wochenlang wegen des Lockdowns geschlossen – und zahlreiche Geschäfte gingen im Anschluss bankrott oder mussten ihr Angebot stark einschränken.

Allerdings, so Leoni weiter, verhandeln nicht alle der rund 400 heimischen KVs im Herbst, sondern unterjährig, und einige schließen mitunter für mehrere Jahre ab, darunter auch der Bausektor, der heuer einen Lohnabschluss über zwei Prozent hat. Klar sei, dass heuer „kein normales Jahr“ sei, so Leoni, der die Chancen für Prämien wie bei den Metallern, an betriebliche Ergebnisse geknüpft, hoch sieht.

Handel startet Gespräche im Oktober

Die Sozialpartner im Handel rüsten sich gerade für die am 21. Oktober startenden KV-Gespräche, kommende Woche kommen die Betriebsräte und Betriebsrätinnen zusammen, um den Forderungskatalog zu definieren. Aktuell sammle man noch Wirtschaftsdaten, so Verhandlungsführerin Anita Palkovich von der Gewerkschaft GPA-djp, es zeige sich aber bereits, dass es eine breite Palette an Betriebsergebnissen gebe, von sehr großen Einbußen bis zu sehr großen Gewinnen.

Das sei eine Herausforderung für den größten heimischen Flächen-KV, denn es gehe bei den Verhandlungen nicht nur um eine Kaufkrafterhaltung, sondern auch um eine Steigerung. Eines sei zudem klar, so Palkovich: „Die Angestellten erwarten sich eine Prämie, denn viele arbeiten unter schweren Bedingungen und werden das noch weiter tun.“ Man sei aber bereit, über gute Lösungen zu verhandeln.

Wirtschaftskammer setzt auf „Kreativität“

Grundsätzlich konziliant gibt sich die Gegenseite vom Fachverband Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ): Das Ergebnis der Metaller-Gespräche zeige, dass die Sozialpartnerschaft, wenn es darauf ankomme, gute Lösungen schaffe, so Obmann Rainer Trefelik, auch wenn er den Handel mit der Metallindustrie nicht 1:1 vergleichbar hält.

Dennoch sei der Metallerabschluss Messlatte und Vorbild. Er erwarte für Mitte Oktober konstruktive Verhandlungen, für die es angesichts der besonderen Situation auch „Kreativität brauche“, so Trefelik weiter.

Die Coronavirus-Krise werde nicht so bald erledigt sein, man müsse weit ins Jahr 2021 hineinschauen. Es sei wichtig für die Betriebe und die Arbeitnehmer, dass Perspektiven und Arbeitsplätze gesichert werden.

„Überlebensfrage“ für Hotel- und Gastgewerbe

Perspektiven und auch Arbeitsplätze fehlen im Hotel- und Gastgewerbe mitunter komplett. Eine nachhaltige Besserung ist angesichts steigender Infektionszahlen und entsprechender Auflagen nicht in Sicht. Im Zuge der Coronavirus-Krise wurden die KV-Gespräche im Frühjahr auf Eis gelegt und im September wieder aufgenommen, doch die Perspektiven sind laut Gewerkschaft vida wenig rosig: „Es geht allen gleich schlecht“, Arbeitnehmer und Arbeitgeber würden gleichermaßen zittern, denn es gehe um die „Überlebensfrage“.

Entsprechend sei die Branche mit den Metallern auch nicht vergleichbar, denn es sei wenig vorhanden, über das man reden könne. Allerdings sitze mit der Regierung auch ein „unsichtbarer Dritter“ am Tisch, denn diese habe zu Beginn der Krise gesagt, dass man helfen werden, „koste es, was es wolle“. Das sei auch den Unternehmern im Kopf geblieben, es bleibe abzuwarten, was da noch komme.

Die Tourismusbranchen Hotellerie und Gastronomie gehörten zu den am längsten und schwersten durch die Pandemie getroffenen Branchen, sagte auch Mario Pulker, Obmann des Fachverbands Gastronomie in der WKÖ. Die Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer habe sich nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Reisewarnungen noch weiter verschärft. Beide Seiten seien sich bewusst, dass es jetzt um verantwortungsvolle Verhandlungen und Abschlüsse gehe – im Sinne aller Beteiligten.