Auskunftsperson Eva H.
ORF.at/Lukas Krummholz
„Ibiza“-U-Ausschuss

Ehemannkontakte, Spenden und ‚Spiegelung‘

Mutmaßlicher Gesetzeskauf im Glückspielbereich steht diese Woche erneut im Fokus des „Ibiza“-Untersuchungsausschusses. Zentrale Frage ist, ob der Glücksspielkonzern Novomatic Einfluss auf die Gesetzgebung unter der ÖVP-FPÖ-Koalition nehmen wollte oder gar genommen hat. Auskünfte über Abläufe im Finanzministerium gab am Dienstag eine ranghohe Mitarbeiterin des damaligen Finanzministers Hartwig Löger (ÖVP).

Die Opposition bzw. auch die Grünen gehen dem Verdacht nach, ob es Verbindungen zwischen Finanzministerium und Novomatic gab. Im Zentrum steht dabei der Vorwurf, dass die FPÖ der Novomatic vorteilhafte Glücksspielgesetze versprochen und im Gegenzug der Glücksspielkonzern die Bestellung von FPÖ-Mann Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos Austria unterstützt habe.

Auskunftsperson Eva H. diente dem Ministerium als stellvertretende Kabinettschefin und Büroleiterin des damaligen Generalsekretärs und jetzigen ÖBAG-Chefs Thomas Schmid – erst 2017 hatte sie sich, rechtszeitig zu den Koalitionsverhandlungen, der ÖVP angeschlossen – zuvor war sie für NEOS tätig. In weiterer Folge wurde sie in den Aufsichtsrat der ÖBB-Infrastruktur berufen, bereits zuvor war sie im Aufsichtsrat der Volksbank.

Ehemann spendete 85.000 Euro an die ÖVP

Befragt wurde H. von SPÖ, FPÖ und Grünen in diesem Zusammenhang zu Geldspenden ihres Ehemanns an die ÖVP (insgesamt 85.000 Euro), ein Zusammenhang zwischen dem Aufstieg H.s und den Spenden wurde dementiert. Eine Verbindung zu Novomatic-Gründer Johann Graf bestehe nicht, so H., Ex-CEO Harald Neumann kenne sie seit rund zwanzig Jahren. ÖVP-Verhandlerin sei sie geworden, weil sie „praktische, juristische Erfahrung“ gehabt habe. Von der Möglichkeit, im Kabinett zu arbeiten, habe sie über Schmid erfahren.

„Ich bin nicht mein Mann“

Die FPÖ wollte wissen, wie H. zur ÖVP gekommen ist. Einmal mehr ins Spiel gebracht wurde dazu ihr Ehemann, der „sehr gut vernetzt“ sei, so Auskunftsperson H. Doch stellte sie klar: „Ich bin nicht mein Mann.“ In den Volksbank-Aufsichtsrat sei sie über Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) gekommen, dieser habe mehr Frauen in die Aufsichtsrat bringen wollen. Der ÖBB-Funktion habe sich insbesondere aufgrund der Verschränkung mit dem Finanzministerium angeboten.

Die FPÖ sprach unter Verweis von Spenden und Besetzungen allgemein von einem „Muster“. „Ich brauche für einen Job sicher nicht meinen Mann“, so H. NEOS hakte zu den Kontakten ihres Mannes zu Neumann nach und legte dazu ein Aktennotiz (ein Chat von Neumann) vor, die auf ein Abendessen mit Neumann, Schmid bei H. und ihrem Mann zu Hause hinweist. An dieses konnte sie sich nicht erinnern, schließlich habe sie vor der Coronavirus-Krise an „vier bis fünf Abendveranstaltungen und Abendessen pro Woche“ teilgenommen. Interesse am Thema Glücksspiel habe ihr Mann zu keiner Zeit gehabt, betonte H. auf Nachfrage.

Glücksspielnovelle „nicht gespiegelt“

Zur Glücksspielnovelle, die auch aufgrund ihres spontanen Zurückziehens aus der Begutachtung einmal mehr im Fokus des Ausschusses stand, sagte H., dass diese schon beim Eintreten in ihre Funktion als wichtiges Thema gehandelt worden sei: Schmid „hat mich eindringlich gebeten, in Bezug auf das IP-Blocking etwas zu unternehmen“ und einen Gesetzesentwurf vorzubereiten. Einen Entwurf habe es schon von der Vorgängerregierung aus SPÖ und ÖVP gegeben.

Ein von der Glücksspielabteilung im Finanzministerium erarbeiteter Entwurf sei dann auch an mehrere Stellen – darunter Ex-Finanzamtsstaatssekretärs Hubert Fuchs (FPÖ), das Kabinett von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und weitere Personen – ergangen, berichtete die Auskunftsperson. Danach seien „relativ positive Rückmeldungen“ zurückgekommen. Auch der zuständige Referent im Ressort habe gemeint, dies sei „in Ordnung“, weswegen der Text auch in Begutachtung geschickt worden sei.

Die Zurückziehung des Entwurfs erklärte H. mit dem Umstand, dass dieser nicht „gespiegelt“ (vereinfacht gesagt die Abstimmung mit dem Koalitionspartner) worden sei, so H. – das habe sich die FPÖ nicht bieten lassen können. Ähnliches hatte der einstige Regierungskoordinator der Freiheitlichen, Norbert Hofer, im Zuge seiner Befragung im Ausschuss erwähnt.

Generell habe sie eine „Spiegelung“ angestrengt, habe per Telefon „Druck gemacht“ im Staatssekretariat – schließlich sei sie ja dafür zuständig gewesen. Zu Ex-Staatssekretär Fuchs habe sie in der Causa Glücksspielnovelle keinen Kontakt gehabt, bestätigte die Auskunftsperson H. außerdem. Sie sei mit dem Thema Glücksspiel als solchem nicht befasst gewesen – bei ihrer Tätigkeit sei es ausschließlich um Gesetze gegangen.