1- und 2-Cent-Münzen
ORF.at/Carina Kainz
Nutzlos oder nicht

EU stellt die 1-Cent-Frage

Sie machen die Geldbörse schwer, bei der Supermarktkassa spielen sie dennoch eine untergeordnete Rolle: 1- und 2-Cent-Münzen sind bereits seit der Einführung des Euro ein umstrittenes Thema. Die EU hat in der Vergangenheit mehrmals angekündigt, sich mit der Zukunft der kleinen Münzen zu beschäftigen, ab sofort werden dazu auch Bürgerinnen und Bürger befragt. Das Ergebnis könnte das Schicksal der Münzen besiegeln.

Konkret geht es der EU-Kommission um die Frage, ob Barzahlungen auf 5-Cent-Beträge gerundet und im Gegenzug die 1- und 2-Cent-Münzen schrittweise abgeschafft werden sollen. Die Kommission rief diese Woche „alle Interessenträger“ auf, sich an der Konsultation zu beteiligen: von Unternehmen über NGOs bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern.

Die eigene Meinung kann man in der ersten Phase über einen Fragebogen kundtun: In über 30 Fragen wird aber nicht nur der eigene Umgang mit Münzgeld genau abgefragt. So gibt es zwar einerseits Fragen nach der Nützlichkeit der Münzen selbst, andererseits auch Fragen über mögliche Auswirkungen auf die Wirtschaft im eigenen Land bis hin zu den Umweltfolgen einer etwaigen Abschaffung.

Belgien und andere Länder runden schon

In der Praxis ist das Runden längst in einigen Ländern angekommen: So runden Belgien, Finnland, Irland, Italien und die Niederlande bereits auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag. In anderen Ländern wird das Thema mit einer gewissen Regelmäßigkeit zumindest diskutiert. Spätestens wenn sich die EU zu dem Thema äußert, wie zuletzt im Jänner, wird auch hierzulande über die Abschaffung diskutiert.

Damals, noch vor Beginn der Krise in Europa, hieß es vonseiten der Kommission, dass man die Situation mit den kleinen Münzen prüfen werde – ein Arbeitspapier, das an die Öffentlichkeit geriet, sprach von „Nachteilen und Herausforderungen, die mit ihrer Nutzung einhergehen“, und sorgte in Europa in- und außerhalb der Politik für Wirbel. In Österreich hieß es damals von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), dass man sich für die Beibehaltung der bestehenden Zahlungsmittel einsetze. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) zeigte sich für die Abschaffung offen.

Runden für den Klimaschutz?

Die Argumente für eine langsame Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen sind erstaunlich vielfältig: Von vielen Ländern heißt es vor allem, dass die Herstellung ein ziemliches Verlustgeschäft sei. In einer EU-Studie aus dem Jahr 2018 heißt es, dass zumindest bei 1-Cent-Münzen die Herstellungskosten den Nennwert übersteigen.

Kassa im Supermarkt
ORF.at/Zita Klimek
An der Supermarktkassa gelangen die kleinen Münzen vor allem als Wechselgeld in die Geldbörse

Und auf ein weiteres Detail wird in dem Bericht hingewiesen: Meistens werden die Beträge nur als Wechselgeld erstattet und damit nur selten wieder in den Umlauf gebracht, viele Münzen gehen überhaupt einfach verloren. Dadurch müssen deutlich mehr neue Münzen geprägt werden, heißt es in dem Papier.

Von der OeNB hieß es unterdessen im Jänner gar, dass die Abschaffung das Klima schonen könnte. „Die Münzen müssen verpackt und zu den Händlern und Banken transportiert werden. Das kostet Geld und ist schlecht fürs Klima“, sagte man damals gegenüber dem „Kurier“. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei die Herstellung der Cent-Münzen profitabel, die Abschaffung wäre aber relativ unkompliziert, denn man würde die alten Münzen einfach einschmelzen.

Preissteigerungen sollen vermieden werden

Freilich sind die Münzen nicht nur für die Wirtschaft, sondern vor allem für Kundinnen und Kunden Thema. Und hier wird häufig das Argument ins Spiel gebracht, dass beim täglichen Einkauf Nachteile entstehen könnten, denn der Einzelhandel werde auf die Rundung entsprechend reagieren müssen.

In dem Bericht der Kommission aus dem Jahr 2018 verweist man darauf, dass sich in Ländern, die bereits runden, die Preise nicht messbar verändert haben. Und sie äußert die Hoffnung, dass Vorteile, die durch den Wegfall der kleinen Münzen entstehen, auch preislich an die Supermarktkundschaft weitergegeben werden.

Entscheidung frühestens 2021

Mit der nun gestarteten Umfrage der EU sollen die Erkenntnisse aus dem Jahr 2018 aktualisiert werden – schon 2013 erhob die EU Daten zu dem Thema. Das Ergebnis fließt dann in den Entscheidungsprozess der Kommission ein – diese entscheidet letztlich, so hieß es am Montag in einer Aussendung, Ende 2021 darüber, ob ein Gesetzesentwurf zur Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen in die Wege geleitet werden soll. Zumindest bis dahin wird die Geldbörse wohl weiterhin schwer bleiben.