Frühere Arte-Präsidentin Cayla leitet Cesar-Akademie

Nach einer beispiellosen Führungskrise zu Jahresbeginn hat die französische Filmakademie ihre Neuausrichtung besiegelt: Die Generalversammlung der Cesar-Akademie wählte am Dienstag erstmals eine paritätische Doppelspitze mit einer Frau und einem Mann. Die Leitung teilen sich künftig die frühere Präsidentin des Kultursenders Arte in Frankreich, Veronique Cayla, und der Filmregisseur und Drehbuchautor Eric Toledano.

Die 70-jährige Cayla und der 49 Jahre alte Toledano wurden bei einer Onlineabstimmung als einzige Bewerber gewählt. Sie versprachen, den Wunsch der Mitglieder nach „Gleichstellung, Transparenz, Diversität und Demokratie“ umzusetzen.

Spaltpilz Polanski

Die vor 55 Jahren gegründete Akademie vergibt den höchsten französischen Filmpreis Cesar. Die diesjährige Auszeichnung des Filmemachers Roman Polanski als bester Regisseur hatte die Institution zu Jahresbeginn in eine tiefe Krise gestürzt. Mehrere Frauen werfen Polanski Vergewaltigung vor. In den USA droht dem Macher von Kinoklassikern wie „Der Pianist“ und „Rosemaries Baby“ wegen Missbrauchs einer Minderjährigen in den 1970er Jahren zudem weiter ein Prozess. Die Oscar-Akademie hatte ihn wegen der Vorwürfe ausgeschlossen.

Nach dem Cesar für Polanski in Frankreich trat die alte Akademie-Spitze im Februar zurück – auch weil viele Mitglieder Abmachungen beklagten. Die neuen Statuten sehen unter anderem eine 50-prozentige Frauenquote und mehr Diversität bei der Filmauswahl vor.

Weiter Streit gibt es um Polanskis „historische Mitgliedschaft“ in der Akademie, die ein Ehrentitel ist. Einige Mitglieder fordern, ihn nach US-Vorbild ganz auszuschließen.