Kogler will schnelleres Contact-Tracing von Wien

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hat Wien aufgefordert, ein rascheres Kontaktverfolgungsmanagement zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie durchzusetzen. Kogler sagte gestern Abend bei einer Diskussion in der Diplomatischen Akademie in der Bundeshauptstadt, Bundesländer wie Vorarlberg und Salzburg hätten hier die Hilfe des Bundes angenommen und schafften Nachverfolgungen innerhalb von 48 Stunden.

Insgesamt zeigte sich Kogler zuversichtlich, dass die Krise in Österreich bewältigbar sei, man dürfe nicht nur auf die täglichen Infektionszahlen schauen. Er sei dafür, dass man versuche, mit regionalen Maßnahmen gegenzusteuern. Im Gegensatz zur Lage im März und April sehe die Bundesregierung auch stärker eine Abwägungsverpflichtung in Hinblick auf die Wirtschaft und die Beschäftigung.

Selmayr hält Wien für sicher

Der EU-Kommissionsvertreter Martin Selmayr sagte bei der Diskussion, es gebe keinen anderen Ort in Europa, wo er sich sicherer fühlen würde als in Wien. Im Vergleich zu China habe es auch keinen echten Lockdown gegeben. „Es wird nicht durchregiert“, so Selmayr. Keiner wisse, wann diese Gesundheitskrise zu Ende sein werde. Man müsse aber davon ausgehen, dass man es trotz eines Impfstoffs noch bis 2022 mit dem Virus zu tun haben werde.

Auf seinen Streit mit Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) um die Genehmigung von Beihilfen angesprochen, sagte Selmayr, dieses Problem sei künstlich hervorgebracht worden.

Antonella Mei-Pochtler, Direktorin der dem Kanzleramt angegliederten Denkfabrik Think Austria, gab zu bedenken, man könne nicht andauernd Personal für das Contact-Tracing aufstocken. „Wir müssen das Virus antizipieren“, forderte sie. Hier gebe es zwar viele Puzzlesteine, aber keine Wunderwaffe.

Handeln in Klimakrise gefordert

Alexandra Strickner, langjähriges Vorstandsmitglied von Attac Österreich, forderte, die Krise sollte genutzt werden, um die Wirtschaft neu zu organisieren. Auch die Klimakrise gehe nicht weg. Strickner forderte große Investitionen in Gesundheitssysteme, Bildung und Forschung. Wienerberger-Chef Heimo Scheuch kritisierte, angesichts der hohen Arbeitslosigkeit geschehe zu wenig. Es gehe um den Standort Österreich und um die Zukunft.