Bosnien: Flüchtlingslage in Kanton Una-Sana verschlechtert

Die Flüchtlingslage im nordwestlichen bosnischen Kanton Una-Sana, an der Grenze zu Kroatien, hat sich laut Medienberichten rasch verschlechtert, nachdem am Mittwochabend das Flüchtlingslager Bira in Bihac von den Behörden geräumt wurde. Laut Medienberichten wurden minderjährige Flüchtlinge im Aufnahmelager Borici untergebracht, während etwa 350 erwachsene Flüchtlinge unter freiem Himmel geblieben sind.

Sie wurden zum Lager Lipa, etwa 30 Kilometer von Bihac entfernt, gebracht, konnten aber dort nicht aufgenommen werden. Im Flüchtlingslager Lipa, das für die Unterkunft von 1.000 Personen geplant ist, würden sich nach Angaben von Peter Van der Auweraert, dem regionalen Leiter der Internationalen Organisation für Migration (IOM), derzeit bereits 1.158 Flüchtlinge befinden. Daher seien rund 350 Flüchtlinge draußen geblieben, teilte er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Es klinge „undenkbar“, dass Hunderte Flüchtlinge auf Straßen und in Wäldern nach Unterkunft suchten, während ein vollkommen ausgerüstetes Flüchtlingslager leer stehe, wurde das Verhalten der bosnischen Behörden von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) kritisiert.

3.000 Menschen leben unter freiem Himmel

Laut AI hatte es im Kanton Una-Sana auch vor der Räumung des Aufnahmelagers Bira fast 3.000 Flüchtlinge gegeben, die unter freiem Himmel lebten. Als „unannehmbar“ wurde die Räumung des Lagers Bira auch von der EU bezeichnet.

„Hunderte Personen sind in schwierigen meteorologischen Verhältnissen ohne Unterkunft und ohne Zutritt zu grundlegender Hilfe geblieben. Diese verantwortungslosen Aktionen bringen Leben in Gefahr“, warnte die EU-Delegation in Sarajevo.

Die Flüchtlingszahl in Bosnien wird derzeit auf 10.000 geschätzt. Die Mehrheit von ihnen dürfte sich im Kanton Una-Sana aufhalten, wo zahlreiche von ihnen immer wieder versuchen, die Grenze zu Kroatien zu passieren.