Eine Frau hält negativ und positiv getestete Proben
APA/Georg Hochmuth
Über 1.000 neue Fälle

Bestehende CoV-Cluster wachsen

Über 1.000 Coronavirus-Neuinfektionen sind von Donnerstag (Stand 23.00 Uhr) auf Freitag (Stand 23.00 Uhr) gemeldet worden. Die 1.000er-Marke wurde hierzulande somit erstmals seit März überschritten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zufolge liege das nicht an einer „besonders hohen Zahl der Testungen“, sondern teils am „Anwachsen bestehender bekannter Cluster“.

Die Zahl der Testungen im 24-Stunden-Vergleich bezeichnete der Minister als „durchschnittlich“. Der große Anstieg an neuen Fällen hänge ihm zufolge „nach einer ersten Analyse an besonders vielen positiven Testergebnissen bei Personen der Kategorie 1“. Dabei handelt es sich um Personen, die als engere Kontaktpersonen anderer positiv Getesteter bereits vor der Testung abgesondert waren. „Das heißt, dass es sich zum Teil um ein Anwachsen bestehender bekannter Cluster handelt“, so Anschober.

Im 24-Stunden-Vergleich wurden 1.041 neue Coronavirus-Fälle in Österreich gemeldet – ein neuer Rekordwert. Das geht aus den Zahlen des Gesundheitsministeriums (Stand: Freitag, 23.00 Uhr) hervor. Die 1.000er-Marke wurde bisher erst einmal überschritten – und zwar am 27. März. Auch von Freitagvormittag auf Samstagvormittag (Stand 11.00 Uhr) wurde mit 852 neuen Fällen ein starker Anstieg verzeichnet. ORF.at verwendet die Zahlen des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) als Basis seiner Berichterstattung.

Anschober appelliert an Wien

Anschober appellierte auch neuerlich an Wien, das zuletzt den mit Abstand größten Zuwachs an neuen CoV-Fällen gemeldet hatte. Von Freitag 8.00 Uhr bis Samstag 8.00 Uhr wurden 476 Neuinfektionen in der Bundeshauptstadt gezählt. Mit mehr als 1,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Wien zugleich das bevölkerungsreichste Bundesland Österreichs. Größere Zuwächse gab es auch in Niederösterreich mit 177 und in Oberösterreich mit 117 neuen Fällen.

Anschober mahnte die Bundeshauptstadt dazu, „eine rasche massive Personalaufstockung sicherzustellen, dass die Vorgabe von 48 bzw. 24 Stunden maximaler Zeitdauer für Testungen bzw. Kontaktpersonenmanagement auch durchgehend eingehalten werden kann“. Und: „Nur wenn Testungen und Kontaktpersonenmanagement rasch durchgeführt werden, kann die Ausbreitung rasch begrenzt werden.“

Positiv sei dem Gesundheitsminister zufolge, dass die Stopp-Corona-App des Roten Kreuzes nun auch „immer mehr Warnungen durchführt“. Bisher hätten bereits über 1.800 Erkrankte ihre Kontakte über die App gewarnt. Er bat die Bevölkerung deshalb auch darum, die App zu installieren.

Popper ortet Entspannung und will Testgesamtstrategie

Der Simulationsforscher Niki Popper erwartete im APA-Gespräch eine leichte Entspannung, wenn die wichtigen Faktoren „Kontaktreduktion“ und „Kontaktnachverfolgung“ zusammenspielen, und warnte zugleich vor dem Zeitpunkt, an dem das Tracing nicht mehr nachkommt. Der Forscher mahnte zu rascherem Testen, Tracen und Isolieren.

Eine Mehrheit der Österreicher sprach sich unterdessen dafür aus, die Sperrstunde in der Gastronomie bei steigenden CoV-Infektionszahlen auf 22.00 Uhr zu verlegen. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Unique research für das Nachrichtenmagazins „profil“ hervor. 27 Prozent der Befragten halten diese Maßnahme laut Umfrage für sehr sinnvoll, 25 Prozent für eher sinnvoll. Einige westliche Bundesländer hatten die Sperrstunde in der Gastronomie bereits im September auf 22.00 Uhr vorverlegt.

Reproduktionszahl wieder unter 1,0

Die effektive Reproduktionszahl für Österreich lag zuletzt erstmals seit 10. August wieder unter 1,0. Ein Infizierter steckte demnach im Schnitt geschätzt 0,99 weitere Personen an, wie aus den Berechnungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und der TU Graz hervorgeht. „Die Anzahl der täglich neu diagnostizierten Fälle befindet sich weiterhin auf einem erhöhten Niveau“, wurde in dem Freitagnachmittag auf der AGES-Website publizierten Update jedoch betont.

Untersucht wurde der Zeitraum 17. bis 29. September. Die geschätzte tägliche Steigerungsrate der Neuinfektionen lag für den 29. September bei minus 0,6 Prozent. In manchen Bundesländern war die Anzahl der neu diagnostizierten Fälle sehr gering, weswegen Schwankungen der Reproduktionszahl mit großer Vorsicht zu interpretieren sind, betonten die Fachleute.

Im Burgenland, in Kärnten und in Salzburg liegt die effektive Reproduktionszahl über 1,0. Es zeige sich allerdings eine Tendenz des Rückgangs in Richtung eins, hieß es in dem Update. In Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und Wien liegt der Wert um 1,0 sowie in Tirol und in Vorarlberg deutlich darunter.

Täglich 600 bis 800 neue Fälle

Eine Reproduktionszahl von 1,0 bedeutet, dass pro Fall eine weitere Neuansteckung ausgelöst wird. Somit ergibt sich theoretisch täglich eine gleich bleibende Anzahl der Neuinfektionen, also eine endemische Verbreitung des Virus.

Die AGES wies allerdings darauf hin, dass die effektive Reproduktionszahl nichts über die Höhe der täglichen Fallzahlen aussagt. Diese hatten sich zuletzt bei 600 bis 800 Neuinfektionen am Tag auf „erhöhtem Niveau“ eingependelt.