Leere Stühle vor dem Cafe Francais in Paris
Reuters/Christian Hartmann
Verschärfte CoV-Maßnahmen

Paris schließt Cafes, Lockdown in New York

Angesichts einer deutlichen Zunahme von Coronavirus-Neuinfektionen werden vielerorts die Maßnahmen wieder verschärft. Während in Paris Cafes und Bars bis auf Weiteres geschlossen bleiben, stehen in New York mehrere Stadtteile vor einem neuen Lockdown. Teils drastische Verschärfungen sind auch in Großbritannien und Italien auf der Agenda – im Gegensatz zum neuseeländischen Auckland, wo bald alle Restriktionen wieder aufgehoben werden.

In Paris zeichnete sich die Ausrufung der höchsten Alarmstufe bereits seit Tagen ab. Gesundheitsminister Olivier Veran hatte am Donnerstag bei der Vorstellung seines wöchentlichen Lageberichts gesagt, nur ein Rückgang der Infektionszahlen könne eine „völlige Schließung“ der Bars und Cafes in der Hauptstadt verhindern.

Die Zahlen sind weiter gestiegen, und damit treten verschärfte Maßnahmen in Kraft, wie das Büro von Ministerpräsident Jean Castex am Sonntagabend mitteilte. Bars und Cafes in der Hauptstadt und einigen Vororten müssen geschlossen bleiben, Restaurants dürfen hingegen bei Einhaltung verschärfter Hygieneregeln geöffnet bleiben.

ORF-Korrespondentin Cornelia Primosch aus Paris

Wie ist die Stimmung in Paris, überwiegt das Unverständnis, der Ärger über die neuen Beschränkungen? Cornelia Primosch berichtet.

Restaurants offen – aber mit Auflagen

So wie nun in Paris wurde zuvor bereits im französischen Überseegebiet Guadeloupe und in Marseille die höchste Alarmstufe ausgerufen. In der südfranzösischen Hafenstadt mussten die Restaurants und Bars daher bereits schließen – dagegen hatte es großen Protest gegeben.

In Paris dürfen nur noch maximal sechs Menschen an einem Tisch Platz nehmen statt bisher zehn, und Restaurantbesucher dürfen ihre Maske nur noch zum Essen und Trinken abnehmen. Zudem müssen Gäste ihre Kontaktdaten hinterlassen, damit Infektionsketten nachvollzogen werden können.

„Die Zahlen sind, wie sie sind“

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach am Sonntag von einer „sehr ernsten“ Gesundheitssituation. „Es gibt keine Rechtfertigung für eine Leugnung“, sagte der regionale Gesundheitsdirektor Aurelien Rousseau. „Die Zahlen sind, wie sie sind, und sie wiegen schwer.“

In Paris lag die Inzidenz laut der regionalen Gesundheitsbehörde ARS am Sonntag bei mehr als 250 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die nun ergriffenen Maßnahmen sollen zunächst für zwei Wochen gelten. Laut einer vom Sender BFM zitierten Umfrage befürworten 61 Prozent der Bewohner des Großraums Paris eine komplette Schließung von Bars. Gemäß der davor geltenden Coronavirus-Maßnahmen durften Bars bis 22.00 Uhr öffnen.

Mit fast 17.000 neu registrierten Coronavirus-Infektionen innerhalb von 24 Stunden hatte das rund 67 Millionen zählende Frankreich zuletzt einen neuen Höchststand erreicht. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Pandemie stieg auf rund 32.200. Damit gehört Frankreich zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern Europas.

Stark steigende Infektionszahlen auch in New York

Wie in Paris stehen indes auch in der US-Metropole New York die Zeichen auf Verschärfung. Wegen stark steigender Zahlen kündigte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio die Wiedereinführung von Restriktionen in mehreren Stadtvierteln an. „Heute ist leider kein Tag zum Feiern“, sagte de Blasio am Sonntag. Er werde beim Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, die Schließung aller nicht dringend notwendigen Geschäfte und aller Schulen in den betroffenen Gegenden beantragen. Cuomo ordnete die Schließungen unter anderen in Teilen der Bezirke Brooklyn und Queens umgehend an.

New York gehörte im Frühling zu den am schwersten von der Pandemie betroffenen Städte weltweit. Fast 24.000 Menschen starben in der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole an den Folgen einer Coronavirus-Infektion. Wochenlang galten strenge Ausgangsbeschränkungen. Erst vor wenigen Tagen waren die Kinder und Jugendlichen in New York nach monatelangem Fernunterricht in die Schulen zurückgekehrt. Restaurants durften zudem unter strengen Auflagen ihre Innenbereiche wieder für Gäste öffnen.

Orthodoxe Juden auf einer Straße im Stadtteil Williamsburg in New York
APA/AFP/Getty Images/Spencer Platt
In New York wurden zuletzt viele CoV-Fälle in der jüdisch-orthodoxen Gemeinde registriert

In mehreren Vierteln, in denen die Infektionszahlen nun wieder stark steigen und die allesamt in den Stadtteilen Brooklyn und Queens liegen, gibt es große jüdisch-orthodoxe Gemeinden. Der jüngste Anstieg fiel mit den hohen jüdischen Feiertagen rund um Jom Kippur zusammen.

Moskaus Schulen verlängern Herbstferien

Ungeachtet steigender Zahlen sprach sich in Russland die für Gesundheit zuständige Vizeregierungschefin Tatjana Golikowa strikt gegen einen allgemeinen Lockdown aus. Die russische Hauptstadt Moskau, auf die ein Drittel der Neuinfektionen entfällt, wies Arbeitgeber jedoch an, mindestens 30 Prozent ihrer Mitarbeiter bis zum 28. Oktober im Homeoffice arbeiten zu lassen, damit die öffentlichen Verkehrsmittel weniger ausgelastet sind.

Zudem empfiehlt die Stadt älteren Menschen und gefährdeten Bevölkerungsgruppen, das Haus nicht zu verlassen. Als weitere Maßnahme gegen die Pandemie wurden in der russischen Hauptstadt die Schulferien, die am Montag begonnen haben, von einer auf zwei Wochen verlängert. Nach dem Ende der Schulferien sollen Moskaus Schülerinnen und Schüler schließlich online unterrichtet werden.

Johnson erwartet „sehr harten“ Winter

In Großbritannien schwor Premier Boris Johnson die Bevölkerung unterdessen auf einen „sehr harten“ Winter ein. Es bestehe jedoch die „Hoffnung“, dass sich die Lage bis Weihnachten verbessere, wie Johnson am Sonntag in einem BBC-Interview sagte.

Frau mit Mund-Nasen-Schutz in Leyton, London
Reuters/Peter Cziborra
Die britische Regierung will die bisherigen Regeln vereinfachen – und notfalls deutlich verschärfen

Im Kampf gegen das Virus setzt die britische Regierung Medienberichten zufolge auf neue dreistufige Beschränkungen. Der Maßnahmenkatalog umfasse auch die Schließung von Pubs und ein Verbot aller sozialen Kontakte außerhalb des eigenen Haushalts, schreibt „The Guardian“ unter Berufung auf Regierungsdokumente. Der Plan solle die bestehenden lokalen Einschränkungen ablösen und vereinfachen.

Das rund 66,7 Millionen Einwohner zählende Land hatte zuletzt die Schwelle von einer halben Million nachgewiesenen Infektionen überschritten. Die Gesundheitsbehörden meldeten am Sonntag einen Anstieg der Infektionen um fast 23.000 Fälle – mehr als 10.000 mehr als am Vortag. Grund dafür ist den Behörden zufolge die Behebung eines technischen Fehlers, durch den Ende September mehrere tausend Coronavirus-Fälle nicht veröffentlicht wurden.

Italien erwägt landesweite Maskenpflicht im Freien

In Italien will Gesundheitsminister Roberto Speranza am Dienstag im Parlament eine Verlängerung des Coronavirus-Notstands bis 31. Jänner 2021 vorschlagen, wie unter anderem die Zeitung „Corriere della Sera“ schrieb. Diese Maßnahme gibt der Regierung besondere Vollmachten. Der Notstand läuft bisher am 15. Oktober aus.

Personen mit Mund-Nasen-Schutz auf der Spanischen Treppe in Rom
Reuters/Guglielmo Mangiapane
Auch in Italien ist zuletzt die Zahl der registrierten Neuinfektionen deutlich gestiegen

Bereits ab Mittwoch könnte in Italien mit einer landesweiten Maskenpflicht im Freien eine Verschärfung der bisherigen Coronavirus-Maßnahmen in Kraft treten. Nach Berichten vom Montag sollte die vorgesehene Verschärfung der Regeln in Kürze von der Regierung in Rom veröffentlicht werden. Einzelne Gebiete, zuletzt die Region Latium, hatten solche Vorsichtsmaßnahmen im Kampf gegen die Pandemie schon erlassen.

Die italienischen Behörden verzeichneten in den jüngsten Wochen einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Trotzdem gilt die Pandemie bisher in dem rund 60,4 Millionen Einwohner zählenden Land als unter Kontrolle. Am Sonntag gab es offiziell 2.578 neu registrierte Fälle, 18 Menschen starben mit bzw. an der Viruskrankheit. Die Gesamtzahl der Covid-19-Opfer liegt in Italien bei rund 36.000.

Spanien: Zwei weiter Städte abgeriegelt

Wegen stark steigender CoV-Zahlen werden nach Madrid und neun Kommunen im Umland zwei weitere spanische Städte im Nordwesten des Landes weitgehend abgeriegelt. Betroffen ist die Provinzhauptstadt Leon mit 124.000 Einwohnern und die südöstlich gelegene Stadt Palenca mit 78.000 Einwohnern. Die Maßnahmen in der autonomen Region Kastilien und in Leon sollen am Dienstag für zunächst 14 Tage in Kraft treten. Die Bürger dürften zwar ihre Wohnungen verlassen, die Stadtgrenzen aber nur aus triftigem Grund überqueren.

Notstand in Tschechien in Kraft

In Tschechien (10,7 Millionen Einwohner) trat in der Nacht auf Montag erneut ein nationaler Notstand in Kraft. Die Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babis hatte die Ausrufung des Ausnahmezustands wegen eines „raketenhaften Anstiegs“ der Infektionen beschlossen.

International steigende CoV-Zahlen

Wegen der stark steigenden Zahl an Coronavirus-Neuinfektionen hat Tschechien den Notstand verhängt. In Großbritannien schwor Premier Boris Johnson die Bevölkerung auf einen „harten Winter“ ein.

Der Notstand galt bereits von Mitte März bis Mitte Mai. Anders als im Frühjahr sollen die Grenzen diesmal offen bleiben. Für Veranstaltungen und Versammlungen gilt eine maximale Teilnehmerzahl von zehn Personen in Innenräumen und 20 im Freien. Der Profisport muss ohne Zuschauer auskommen. Es gibt zahlreiche Ausnahmen. Firmen und Geschäfte sind nicht betroffen.

Keine Neuinfektionen in Auckland

Während in Metropolen wie Paris, New York und Moskau die Regeln wieder verschärft werden, hebt Neuseelands größte Stadt Auckland alle Einschränkungen auf. Nach zehn Tagen ohne Ansteckungen innerhalb des Landes sei das Ende der Restriktionen gerechtfertigt, sagte Regierungschefin Jacinda Ardern am Montag. Von Mittwoch an werde es keine Beschränkungen in der Küstenstadt mit 1,6 Millionen Einwohnern mehr geben.

Nachdem am 12. August erstmals seit dreieinhalb Monaten wieder lokale Infektionen mit dem Virus in dem Pazifikstaat bestätigt worden waren, hatten die Behörden einen Lockdown verordnet. Seither sind in Auckland etwa Versammlungen mit mehr als 100 Teilnehmern verboten, Gesichtsmasken in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht und Restaurantgäste zum Sitzenbleiben angehalten.

Premierministerin Ardern warnte ihre Landsleute davor, nach Aufhebung der Restriktionen wieder den Schlendrian einkehren zu lassen, und appellierte an die Selbstdisziplin der Menschen. „Das Wiederaufflammen des Virus ist nicht unsere einzige Sorge, die Wiederkehr der Bequemlichkeit gehört auch dazu“, sagte sie. Bisher wurden in Neuseeland (4,9 Millionen Einwohner) rund 1.500 Coronavirus-Infektionen und 25 Todesfälle registriert.