Vizekanzler Wernder Kogler (Grüne) und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
APA/Georg Hochmuth
CoV-Fall in Kanzleramt

Termine abgesagt, ganze Regierung getestet

Nach der Coronavirus-Infektion eines engen Mitarbeiters von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wurde vorsichtshalber die gesamte Bundesregierung getestet. Der Großteil der Ergebnisse wird Dienstagfrüh erwartet. Finanzminister Gernot Blümel, zugleich ÖVP-Spitzenkandidat in Wien, sagte vorerst alle Wahlkampftermine ab – obwohl sein Test dem Vernehmen nach negativ ausfiel.

Auch Kurz und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatten umgehend ihren geplanten Auftritt bei der Pressekonferenz zu den Festspielhäusern gestrichen, als sie auf dem Weg nach Salzburg vom positiven Testergebnis des Kabinettsmitarbeiters erfuhren. Die Regierungsspitze war laut Kanzleramt am Mittwoch das letzte Mal mit dem Mitarbeiter – der am Dienstagabend noch ein negatives Testergebnis gehabt habe – in Kontakt.

Mit den Tests und der Reduzierung der Kontakte soll ein Cluster verhindert werden. Kurz selbst, Kogler und die Kolleginnen und Kollegen des Kurz-Mitarbeiters sind jedenfalls bereits getestet. Unklar ist vorerst, ob der Ministerrat und die geplanten Pressekonferenzen der Ministerinnen und Minister diese Woche wie geplant stattfinden werden. Der Kanzler meinte in einem ersten Statement gegenüber oe24: „Ich bin derzeit symptomfrei, es geht mir gut.“ Er warte jetzt auf das Testergebnis.

CoV-Fall im Kanzleramt: Gesamte Regierung wird getestet

In Österreich wurde am Montag bekannt, dass ein leitender Mitarbeiter im Bundeskanzleramt positiv auf Corona getestet wurde. Er hatte zuletzt keine engen Kontakte zu Regierungsmitgliedern, heißt es, war allerdings letzten Mittwoch im Ministerrat. Jedenfalls wurden jetzt alle Regierungsmitglieder getestet und sie haben vorerst ihre Termine abgesagt. Aber was passiert, wenn die Tests von Kanzler oder Vizekanzler positiv ausfallen sollten? ZIB-Reporter Harald Jungreuthmayr berichtet.

Nicht „K1“

Journalisten, die vergangenen Mittwoch beim Ministerrat waren, wird ebenfalls ein Test angeboten. Das Kanzleramt betonte jedoch, dass weder die Regierungsmitglieder noch die Journalistinnen und Journalisten in die Kategorie „K1“ fallen. Sie gelten also nicht als enge Kontaktpersonen des Betroffenen. Bis zum Vorliegen der Testergebnisse sind alle Termine abgesagt, die Regierungsmitglieder befinden sich aber nicht in Quarantäne.

Umgehend nach Bekanntwerden des positiven Testergebnisses sei die Informationskette gestartet worden, wurde im Kanzleramt versichert. Laut oe24 hat Kurz einen „Geheimplan“, was im Falle eines positiven Testergebnisses passiert: Kurz würde sich dann isoliert in „Heimquarantäne“ ins Bundeskanzleramt begeben und die Geschäfte gemeinsam mit seinen engsten Mitarbeitern von dort aus weiterführen.

Neue Infektionsfälle in Parlamentsklubs

Wenige Stunden zuvor war bekanntgeworden, dass es im ÖVP-Parlamentsklub den mittlerweile vierten Coronavirus-Fall gibt: Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager wurde positiv auf das Virus getestet. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung „Österreich“ (Montag-Ausgabe) bestätigte eine Sprecherin des Klubs. In den vergangenen Monaten waren bereits die ÖVP-Abgeordneten Johann Singer, Maria Großbauer und Martin Engelberg positiv getestet worden.

Auch NEOS-Budgetsprecherin Karin Doppelbauer ist positiv getestet worden. Das gab der Parlamentsklub am Montag bekannt. Doppelbauer war am Donnerstag im EU-Unterausschuss. Die anderen Teilnehmer werden jetzt alle getestet. Zwei Mitarbeiter aus dem NEOS-Klub, die engeren Kontakt mit Doppelbauer hatten, begaben sich zudem in Quarantäne. Angesteckt haben dürfte sich Doppelbauer im engeren Familienkreis.

Von der Leyen in Selbstisolation

Auf höchster EU-Ebene begibt sich unterdessen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen noch bis morgen in Selbstisolation, weil sie Kontakt zu einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person gehabt hat. Sie habe am Dienstag an einem Treffen teilgenommen, bei dem auch eine Person war, die dann positiv getestet worden sei, teilte von der Leyen per Twitter mit. Bei der Person, die positiv getestet wurde, handelt es sich einer Meldung der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa zufolge um einen portugiesischen Politiker.

Das wird wohl auch deshalb noch für Wirbel sorgen, weil der Besuch der Kommissionspräsidentin in Portugal als umstritten galt: Denn nur wenige Tage später trafen die EU-Staats- und -Regierungschefs in Brüssel für den Sondergipfel zusammen, von einigen Kritikern wurde die Notwendigkeit der Reise hinterfragt.