Schwere Angriffe auf Bergkarabach

In Stepanakert, einer 50.000-Einwohner-Stadt in der selbst ernannten Republik Bergkarabach, hat es in der Nacht auf heute erneut schwere Angriffe gegeben. Fast stündlich heulten in Stepanakert die Alarmsirenen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Kurz darauf waren jedes Mal schwere Explosionen zu hören. Unklar war, ob es sich um Raketen-, Artillerie- oder Luftangriffe handelte.

Ein Bewohner sagte AFP, es seien zweifellos die schwersten Angriffe auf Stepanakert seit dem Wochenende, als aserbaidschanische Truppen die Stadt erstmals unter Beschuss nahmen. Die Angriffe gingen auch bei Tagesanbruch weiter. Berichte über Opfer oder Schäden lagen nicht vor.

Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan liefern einander seit Jahrzehnten einen erbitterten Konflikt um die Region im Südkaukasus, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Vor eineinhalb Wochen waren die Kämpfe neu entbrannt. Die selbst ernannte Republik Bergkarabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.

Armenien macht Türkei für Eskalation verantwortlich

Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan macht die Türkei für die Eskalation des Konflikts um die Region verantwortlich. „Ohne das aktive Eingreifen der Türkei wäre es nicht so weit gekommen“, sagte Paschinjan gestern in einem Interview mit AFP. Aserbaidschans Entschluss, „einen Krieg zu beginnen“, sei durch die „volle Unterstützung der Türkei“ motiviert gewesen.

Sollte der Konflikt weiter eskalieren, werde sich Russland zugunsten Armeniens in den Konflikt einmischen. „Russland wird seine vertraglichen Verpflichtungen einhalten“, sagte der Regierungschef. Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt.

Zugleich pflegt Moskau allerdings auch gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen. Das ölreiche Aserbaidschan hat militärisch in den vergangenen Jahren aufgerüstet. Das turksprachige Land kann auf die Türkei als Verbündeten zählen. Experten sehen es als erwiesen an, dass Ankara Aserbaidschan mit Waffen unterstützt.