Pflege: Mehr Personal Prämisse für erfolgreiche Reform

Nach dem am Montag erfolgten Startschuss zur Pflegereform durch Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) haben sich heute die in der Pflege tätigen Hilfsorganisationen zu Wort gemeldet. Eine Personaloffensive ist aus Sicht von Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotem Kreuz und Volkshilfe der Schlüssel zu einer erfolgreichen Reform.

„Wir haben das Gefühl, dass die Dramatik der Lage noch nicht ganz klar geworden ist“, sagte die Geschäftsführerin des Hilfswerks, Elisabeth Anselm. Laut einer Studie der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) werden bis 2030 75.000 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegebereich benötigt.

Bedarf demnächst nicht mehr gedeckt

Wenn es nicht gelinge, in den nächsten Jahren „deutlich mehr Menschen für den Pflegebereich zu gewinnen, wird alles Makulatur bleiben.“ Bei der derzeitigen Entwicklung könnte der Bedarf ab spätestens 2024 nicht mehr gedeckt werden, sagte Anselm. Daher müsse in die Pflegeausbildung investiert werden.

Als positives Beispiel nannte Caritas-Präsident Michael Landau die im Herbst gestartete Höhere Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) in Gaming in Niederösterreich. Die fünfjährige Schule schließt mit Matura ab und bietet eine Ausbildung zum diplomierten Sozialbetreuer.

Investitionen in Ausbildung

Dieser Schulversuch müsse nun „vom Pilot in die Fläche kommen“, sagte Landau. Wesentlich sei außerdem, dass den Auszubildenden kein finanzieller Nachteil entstehe. Der Caritas-Präsident forderte daher die Abschaffung von Studienbeiträgen für diejenigen Studiengänge, die mit einem Gesundheits- bzw. Pflegeberuf abschließen.

Eine finanzielle Hürde hält der Pflegeberuf auch für potenzielle Quereinsteiger bereit. Diese könnten sich die Ausbildung wegen des fehlenden Einkommens häufig nicht leisten, bemängelte der Direktor der Volkshilfe, Erich Fenninger. Er forderte daher, das Einkommen von Quereinsteigern während der Ausbildung abzusichern. Als Beispiel nannte er die Polizeiausbildung, bei der bereits in der Grundausbildung ein Gehalt ausbezahlt werde.