Proteste gegen Spaniens König Felipe in Barcelona

Die spanische Konfliktregion Katalonien hat König Felipe VI. heute in aller Öffentlichkeit eine Abfuhr erteilt. Die wichtigsten Politiker der Region ließen den Monarchen bei einer Preisverleihung in Barcelona allein.

An dem Boykott nahmen Regionalpräsident Pere Aragones und Parlamentspräsident Roger Torrent teil, die beide für Kataloniens Unabhängigkeit eintreten, und auch Barcelonas nicht separatistische Bürgermeisterin Ada Colau.

Vor dem alten Hauptbahnhof Estacio Franca, in dem die Zeremonie stattfand, demonstrierten Hunderte. Sie verbrannten Fotos des 52 Jahre alten Monarchen und skandierten: „Katalonien hat keinen König.“

Kritik in Zusammenhang mit Ex-König Juan Carlos

Die linke Bürgermeisterin Colau kündigte an, erst dann wieder an Veranstaltungen mit Felipe teilzunehmen, wenn das Königshaus die „schwerwiegenden Ereignisse“ um den früheren König Juan Carlos aufklärt habe.

Der 82-Jährige hatte Spanien Anfang August heimlich verlassen. Vermutlich hält er sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. In einem Brief schrieb Juan Carlos, er ziehe wegen des Skandals um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Bahnstrecke in Saudi-Arabien ins Ausland.

„Der Altkönig ist in eine Diktatur geflüchtet. Das ist nicht normal in einer Demokratie“, sagte Colau zu ihrem Boykott. Aragones warf dem amtierenden König vor, „korrupte Machenschaften“ seines Vaters zu billigen. Felipe müsse sich entschuldigen.

Juan Carlos soll 2008 von den Saudis 100 Millionen US-Dollar Schmiergeld für die Vermittlung eines Geschäfts mit einem spanischen Baukonsortium kassiert haben. Damals genoss er als Monarch Immunität. In Zusammenhang mit der Zahlung wird er nun aber der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche nach seiner Abdankung 2014 verdächtigt. Die Justiz ermittelt.