Bulgarien und Nordmazedonien wollen Streit beilegen

Bulgarien und Nordmazedonien wollen ihren Streit über die Bewertung historischer Ereignisse und Persönlichkeiten binnen eines Monats beilegen, um die Beitrittsgespräche Nordmazedoniens mit der EU voranzubringen.

Beide Seiten wollten sich vor dem EU-Westbalkan-Gipfel am 10. November auf einen Kompromiss einigen, teilten Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow und Nordmazedoniens Außenminister Bujar Osmani nach einem Treffen heute mit.

Osmani nannte den Geschichtsstreit eine „schlummernde Feindseligkeit, die ein Erbe der Vergangenheit“ sei und „überwunden“ werden müsse. Borissow erklärte: „Bulgarien erkennt die heutigen politischen Realitäten an. Nordmazedonien sollte die historischen Realitäten anerkennen.“

Hürde für EU-Beitrittsverhandlungen

Bulgarien hatte mit einer Blockade der EU-Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien gedroht, sollte es in dem Streit beider Staaten keinen Kompromiss geben. Die Regierung in Sofia betrachtet die mazedonische Sprache als bulgarischen Dialekt. Die offizielle Geschichtsschreibung beider Länder stützt sich zudem auf dieselben Ereignisse und Persönlichkeiten aus osmanischer Zeit.

2017 hatten die Nachbarstaaten einen „Freundschaftsvertrag“ sowie die Schaffung einer hauptsächlich aus Historikern bestehenden Kommission beschlossen, die den Streit beilegen sollte. Nach langer Pause kommt die Expertenkommission kommende Woche erstmals wieder zusammen.

EU-Erweiterungskommissar Oliver Varhelyi hatte Bulgarien und Nordmazedonien am Mittwoch aufgefordert, eine Lösung in dem Konflikt zu finden. Ohne eine Einigung werde es schwierig, bei den Beitrittsverhandlungen mit Skopje voranzukommen, sagte er in der nordmazedonischen Hauptstadt.