Gegner Netanjahus in Israel erneut auf der Straße

An vielen Orten in Israel haben erneut Gegner von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestiert. In der Küstenmetropole Tel Aviv trafen sich gestern Abend Demonstranten unter anderem auf dem zentralen Habima-Platz. Von dort aus startete ein Marsch durch die Stadt. Medien berichteten von Tausenden Menschen im ganzen Land, die entlang großer Straßen, an Kreuzungen oder auf Brücken demonstrierten.

Protestteilnehmer in Tel Aviv
Reuters/Ammar Awad

Zu den Protesten aufgerufen hatte unter anderem die Bewegung „Schwarze Flaggen“. Nach ihren Angaben waren Proteste an mehr als 1.200 Orten in Israel geplant. Es war somit der 16. Samstag in Serie, an dem im Land gegen den Regierungschef demonstriert wurde. An anderen Wochentagen gibt es inzwischen ähnliche Proteste.

Maßnahmen schränken Demos stark ein

Wer demonstrieren will, darf das während des derzeit geltenden Lockdowns nur innerhalb eines Umkreises von 1.000 Metern von seinem Zuhause und in Gruppen von maximal 20 Menschen machen. Die Maßnahme ist sehr umstritten. Netanjahu sieht sie als Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus, aus Sicht von Kritikern soll sie die Proteste gegen Netanjahu behindern.

Auslöser der Demonstrationen gegen Netanjahu waren Korruptionsvorwürfe. Gegen den 70-Jährigen läuft derzeit ein Prozess, er streitet alle Vorwürfe ab. An den Protesten nehmen inzwischen aber auch Kritiker des Coronavirus-Krisenmanagements der Regierung teil.

Die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens waren wegen stark gestiegener Infektionszahlen verhängt worden. Zuletzt zeichnete sich ab, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder abnimmt. Der Rekord aus der vergangenen Woche steht bei mehr als 9.000 neuen Fällen an einem Tag. Israel hat etwa neun Millionen Einwohner.