Geflüchtete auf einem Rettungsschiff
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Binnen 48 Stunden

Über 1.000 Geflüchtete auf Kanaren gelandet

Über tausend Menschen sind innerhalb von 48 Stunden mit Flüchtlingsbooten aus Afrika auf den Kanarischen Inseln angekommen. Seit Abkommen der EU mit Libyen, der Türkei und Marokko die Reise über das Mittelmeer Richtung Europa erschweren, steigt die Zahl derer, die den Weg über den Atlantik wählen.

Allein am Freitag kamen auf den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln vor der Westküste Afrikas mehr als 700 Menschen in 22 Booten an. Die meisten seien in Cayucos, kleinen offenen Fischerbooten, von Afrika aus auf dem Atlantik unterwegs gewesen und von der Seenotrettung in den Küstengewässern der Kanaren entdeckt und an Land gebracht worden, berichtete die Zeitung „La Provincia“ am Samstag unter Berufung auf das Rote Kreuz und die Behörden.

In Teneriffa seien 423 Menschen in vier überfüllten Booten angekommen, 199 Menschen in zwölf Booten auf Gran Canaria, 73 Menschen in fünf Booten auf Lanzarote und sechs Menschen in einem Boot auf Fuerteventura. Insgesamt war das die höchste Tageszahl seit der kanarischen Flüchtlingskrise von 2006, als insgesamt rund 31.000 Bootsflüchtlinge die Inselgruppe erreichten, wie das staatliche spanische Fernsehen RTVE berichtete.

Über 1.000 Flüchtlinge binnen zweier Tage auf Kanaren

Innerhalb von 48 Stunden sind auf den Kanarischen Inseln mehr als 1.000 Menschen mit Booten aus Afrika gelandet.

Ruf nach Hilfe durch Madrid

Innerhalb von 48 Stunden machte die Zahl der Ankömmlinge 1.015 Menschen aus. So viele Ankünfte seien seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr verzeichnet worden, teilte das Rote Kreuz am Samstag mit. Ein Sprecher des Roten Kreuzes sagte, die Flüchtlinge stammten aus dem Maghreb oder aus Ländern südlich der Sahara. Ihr Gesundheitszustand sei gut, einige litten den Angaben zufolge an einer leichten Unterkühlung. Alle Flüchtlinge wurden auf das Coronavirus getestet.

Geflüchtete auf einem Rettungsschiff
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Die Küstenwache brachte die Menschen an Land

Viele der Menschen werden nach ihrer Ankunft vom Roten Kreuz in Lagern betreut. Lokale Politiker riefen die Zentralregierung in Madrid zu weiteren Hilfen auf, da sie an Ort und Stelle nicht genügend Ressourcen hätten. Spaniens Minister für Migration, Jose Luis Escriva, versprach bei einem Besuch von drei der Kanaren-Inseln, eine entsprechende Reaktion der Regierung.

Sechsmal so viele Ankünfte wie im Vorjahr

Seit die EU Grenzkontrollabkommen mit Libyen, der Türkei und Marokko abgeschlossen hat, gewinnt die Route über den Atlantik wieder an Bedeutung. Nach Angaben des spanischen Innenministeriums landeten zwischen Jänner und Ende September 6.081 Flüchtlinge auf den Kanarischen Inseln, das sind sechsmal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Boote an einem Hafen
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Die Überfahrt wird oft in kleinen Holzbooten unternommen

Die Kanaren liegen nur etwa 100 Kilometer vor der Küste Westafrikas. Allerdings ist der Atlantik für die kleinen und meist nur mit Außenbordmotoren angetriebenen Boote sehr gefährlich. Wer die Inseln verfehlt, hat vor sich westwärts über Tausende Kilometer nur noch den offenen Ozean.

Oft weite Reise mit dem Boot

Viele Flüchtlinge legen mit ihren Booten überdies nicht nur die 100 Kilometer zwischen dem Afrikanischen Festland und den Inseln zurück. Viele der Menschen würden von Senegal aus in See stechen, mehr als 1.600 Kilometer entfernt; vor der senegalesischen Küste seien erst diese Woche zwei Boote mit 186 Menschen von der Marine abgefangen worden, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine Erklärung des Militärs.

Wie viele Menschen in den vergangenen Jahren auf der Überfahrt ums Leben kamen, ist nicht bekannt. Die Zahl der Toten dürfte über die Jahre aber in die Tausende gehen. Allein in diesem Jahr starben laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der UNO über 250 Menschen auf dem Weg von Afrika zu den Inseln.