Luftaufnahme des Stephansdoms
ORF.at/Dominique Hammer
Bundesparteien

Fast alle können über Wien-Wahl jubeln

Die Wien-Wahl ist geschlagen – und hat bis auf die FPÖ für alle Parteien prozentuelle Zugewinne gebracht. Entsprechend positiv fielen auch die Reaktionen bei fast allen Bundesparteien aus. Wenngleich die Bundespolitik als Wahlmotiv eine teils sehr unterschiedliche Rolle gespielt hat.

Im Wahlkampf der Wiener Stadtpartei spielte SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi- Wagner kaum ein Rolle. Am Wahlabend zeigte sich die Chefin der Bundespartei dann aber auch als Wahlsiegerin. Sie sprach von einem „sensationellen Ergebnis“ und „einer Stärkung der gesamten SPÖ“. Das prozentuelle Plus der Wiener SPÖ sei „eine Fortsetzung des Aufwärtstrends für die Sozialdemokratie“.

Rendi-Wagner erinnerte an die Erfolge bei der Landtagswahl im Burgenland und den Kommunalwahlen in der Steiermark und zuletzt in Vorarlberg. „Wir nehmen diesen Schwung, diesen Zuspruch der Wählerinnen und Wähler und die klare Bestätigung für sozialdemokratische Kernthemen mit“, so die SPÖ-Chefin und ihr Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in einer gemeinsamen Aussendung.

Rendi-Wagner: „Sensationelles Ergebnis“

SPÖ-Bundesvorsitzende Pamela Rendi-Wagner spricht von einem „sensationellen Ergebnis“. Sie sieht eine Stärkung für die Wiener Partei und will den „Schwung für die Bundespartei mitnehmen“.

Dabei dürfte der Anteil der Bundes-SPÖ am Wiener Ergebnis wohl nicht allzu groß gewesen sein. Darauf lassen zumindest die Antworten der SPÖ-Wählerinnen und -Wähler bei der Wahltagsbefragung schließen. Nur 36 Prozent meinten, sie hätten die Politik im Bund in ihre Wahl einfließen lassen.

Rückenwind aus Bund für ÖVP

Ein ganz anderes Bild zeigte sich bei der ÖVP. Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz stand zwar selbst in Wien nicht zur Wahl. Auf viele Wahlplakate der Wiener Stadtpartei hatte er es im Wahlkampf dennoch geschafft. Auch bei den Wählerinnen und Wählern der ÖVP schien die Bundespolitik eine besonders große Rolle gespielt zu haben. 74 Prozent gaben an, bei ihrer Entscheidung die Bundespolitik einbezogen zu haben. Das ist von allen Parteien der mit Abstand höchste Wert.

Am Wahlabend fiel es dem Kanzler denn auch kaum schwer, in der Verdoppelung der Wiener ÖVP auf rund 19 Prozent eine Bestätigung für den „türkisen Weg“ zu sehen. „Die heutige Wien-Wahl brachte für die Neue Volkspartei ein weiteres sehr erfolgreiches Ergebnis. Für uns bedeutet dieses Ergebnis den achten Landtagswahlerfolg in Serie und ist ein Zeichen, dass der türkise Weg weiter an Zustimmung gewinnt“, so Kurz in einer ersten Stellungnahme.

Kanzler Kurz sieht „türkisen Weg“ bestätigt

„Für uns bedeutet dieses Ergebnis den achten Landtagswahlerfolg in Serie und ist ein Zeichen, dass der türkise Weg weiter an Zustimmung gewinnt“, sagte Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Gernot Blümel sei es gelungen, „mit Sachlichkeit und einer Politik des Hausverstandes bei den Wählerinnen und Wählern zu punkten“.

Dem Wiener Spitzenkandidaten Gernot Blümel sei es gelungen, „mit Sachlichkeit und einer Politik des Hausverstandes bei den Wählerinnen und Wählern zu punkten“. Die Wiener Volkspartei habe es nicht nur geschafft, von Platz vier auf Platz zwei zu kommen, sondern könne am Wahltag auch die meisten Stimmenzugewinne für sich verzeichnen und das Ergebnis verdoppeln, so der Bundesparteiobmann.

Für Grüne „Regierungskurs bestätigt“

Zufrieden mit dem Wahlausgang in Wien zeigte sich auch der Koalitionspartner von Kurz im Bund. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sah in den laut Hochrechnung rund 14 Prozent ein „sehr, sehr gutes Ergebnis“ und „insgesamt den Regierungskurs bestätigt“. Ob er damit die Koalition von ÖVP und Grünen im Bund oder die rot-grüne Stadtregierung meinte, blieb offen. Ein klares Bekenntnis zu einer Fortsetzung von Rot-Grün in Wien kam von Nationalratsklubobfrau Sigrid Maurer. Beide Wiener Regierungsparteien hätten dazugewonnen, „dementsprechend ist dieses Votum so zu werten“, so Maurer.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne)
APA/Herbert Neubauer
Kogler freute sich über ein „sehr, sehr gutes Ergebnis“

Auch die Grünen hatten im Wahlkampf auf ihren Plakaten Unterstützung aus der Bundespolitik bekommen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) war neben der Wiener Spitzenkandidatin Birgit Hebein zu sehen. Laut Wahltagsbefragung bezogen denn auch 56 Prozent der Grün-Wählerinnen und -Wähler die Bundespolitik in ihre Wahlentscheidung ein. Für 41 Prozent war freilich ganz allein die Stadtpolitik entscheidend.

„Teamarbeit“ von NEOS

Diese Werte entsprechen fast eins zu eins den Angaben, die auch die NEOS-Wählerinnen und -Wähler machten. Auch die Partei hatte im Wahlkampf unter anderem auf Unterstützung der Bundesparteivorsitzenden Beate Meinl-Reisinger gesetzt. Die konnte am Wahlabend denn ebenfalls jubeln: „Die Tatsache, dass wir vor der FPÖ liegen, ist sensationell“, sagte sie am Abend in der NEOS-Parteizentrale.

NEOS will in die Regierung

Das Ergebnis sei für NEOS „deutlich mehr, als uns prognostiziert wurde“, sagte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger in einer ersten Reaktion.

Erstmals sei es möglich, dass NEOS in eine Koalition mit der SPÖ gehen und mit dieser eine solide Mehrheit bilden könne. Die Freude sei riesengroß. „Ich glaube, es war eine Teamarbeit, aber ganz vorn stand ein Mann, dem wenig zugetraut wurde“, lobte sie den Spitzenkandidaten Christoph Wiederkehr. Ihm habe sie vor dem Wahlkampf etwas ganz Wichtiges mitgeteilt. „Ich habe ihm gesagt, er soll nicht auf mich hören, sondern auf sich selbst.“

FPÖ hofft auf Talsohle

Auf wen der Spitzenkandidat der Wiener FPÖ, Dominik Nepp, während des Wahlkampfs gehört habe, war am Wahlabend bei der FPÖ kein Thema. Die Partei erwartet laut Hochrechnung ein Minus von rund 23 Prozentpunkten. Personelle Konsequenzen soll es laut Bundesparteichef Norbert Hofer allerdings nicht geben. „Die Talsohle ist durchschritten, jetzt kann es nur noch aufwärts gehen“, meinte er. Auch inhaltlich will er nichts ändern, höchstens „weiche Themen“ wie Pflege mehr beachten.

FPÖ-Obmann Norbert Hofer zum FPÖ-Ergebnis bei der Wien-Wahl

FPÖ-Parteichef Norbert Hofer nahm zum Ergebnis der FPÖ bei der Wien-Wahl Stellung.

Es sei wichtig, dass die Partei nun zusammenhalte, so Hofer. Es sei von vornherein klar gewesen, dass es in Wien für die FPÖ nach dem „Ibiza“- und Spesenskandal von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache besonders schwer sein werde. „Heute ist ein sehr schwerer Tag, aber es war zu erwarten“, sagte er. Diejenigen, die sich am Sonntag dafür entschieden, ihre Stimme der FPÖ geben, taten das jedenfalls zu einem guten Teil auch aufgrund der Bundespolitik. 56 Prozent gaben an, auch die Bundespolitik in ihre Wahlentscheidung einbezogen zu haben.