Neue Angriffe in Bergkarabach trotz Waffenruhe

Aus der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Kaukasus-Region Bergkarabach werden weiter Verstöße gegen die vor Kurzem vereinbarte Waffenruhe gemeldet. Beide Seiten berichteten auch heute von Kampfhandlungen und gaben jeweils der Gegenseite die Schuld.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium warf armenischen Truppen vor, aserbaidschanische Militärstützpunkte in mehreren Regionen beschossen zu haben. Umgekehrt erklärten die von der armenischen Regierung unterstützten Behörden in Bergkarabach, Angriffe der aserbaidschanischen Armee abgewehrt zu haben. Im Gebiet um die Stadt Hadrut seien anhaltend größere Militäreinsätze im Gang.

Schwerste Kämpfe seit Jahren

Die am 27. September ausgebrochenen Kämpfe sind die schwersten in Bergkarabach seit mehr als 25 Jahren. Rund 500 Todesopfer wurden bisher gemeldet. In der Nacht auf Samstag hatten sich die Außenminister Armeniens und Aserbaidschans unter Vermittlung Russlands in Moskau auf eine Waffenruhe verständigt. Dagegen wurde aber bereits gestern verstoßen, wofür sich die Konfliktparteien gegenseitig verantwortlich machten.

In Bergkarabach im Südkaukasus, das sich selbst als Republik Arzach unabhängig erklärt hat, leben überwiegend christliche Armenier, die dortige Führung wird von der armenischen Regierung in Eriwan unterstützt. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, von dem es sich jedoch 1991 losgesagt hat.

Russland pocht auf Umsetzung der Waffenruhe

Da Armenien mit Russland verbündet ist und Aserbaidschan von der Türkei unterstützt wird, droht eine Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus mit weitreichenden Folgen auch für die Wirtschaft. Durch den Südkaukasus verlaufen wichtige Erdgas- und Ölpipelines.

Russland pocht im Konflikt auf die Umsetzung der vereinbarten Waffenruhe. „Wir hoffen, dass die Entscheidungen von beiden Seiten strikt umgesetzt werden“, sagte Außenminister Sergej Lawrow in Moskau der Agentur Interfax zufolge.