Nächtliche Ausgangssperre in Paris und weiteren Städten

Wegen der massiv steigenden Coronavirus-Zahlen verhängt Frankreich erstmals seit dem Frühjahr wieder Ausgangssperren. In Paris und acht weiteren Großstädten dürfen die Bürger ab dem Wochenende zwischen 21.00 Uhr und 6.00 Uhr das Haus nicht mehr verlassen, wie Präsident Emmanuel Macron heute Abend im Fernsehen ankündigte. Die Lage sei „besorgniserregend“, betonte Macron.

Die nächtliche Ausgangssperre gilt nach den Worten Macrons im Großraum Paris sowie in Grenoble, Lille, Lyon, Marseille, Rouen, Saint-Etienne und Toulouse. Bei Verstößen droht nach den Worten des Präsidenten ein Bußgeld von 135 Euro.

Gesundheitsnotstand ausgerufen

Zuvor hatte die Regierung in Paris nach einer Kabinettssitzung mitgeteilt, dass der Gesundheitsnotstand von Samstag an wieder eingeführt wird. Die Pandemie sei eine gesundheitliche Katastrophe, die aufgrund ihrer Art und Schwere die Gesundheit der Bevölkerung gefährde, hieß es. Der Ausnahmezustand im Gesundheitsbereich bietet einen rechtlichen Rahmen für Beschränkungen, zu denen auch Ausgangssperren gehören können.

Der Gesundheitsnotstand war Ende März für das ganze Land ausgerufen worden. Er wurde dann Anfang Mai bis zum 10. Juli verlängert. Die Mitte-Regierung hat mit dem Notstand die Möglichkeit, Beschlüsse schnell per Verordnung umzusetzen. Im Frühjahr galten in ganz Frankreich strenge Ausgangsbeschränkungen, die auch polizeilich überwacht wurden.

27.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden

Die Coronavirus-Lage verschlechtert sich seit Wochen. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern hatte am Wochenende annähernd 27.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet – das war ein Rekord.

In mehreren französischen Metropolen, darunter Paris, Lille und Lyon, gilt bereits die höchste Coronavirus-Warnstufe. Bars sind geschlossen, in Restaurants gelten strengere Hygienemaßnahmen. Turnhallen und Schwimmbäder sind weitgehend geschlossen.

Besonders die Situation in der Hauptstadt bereitet große Sorge. Dort steigt die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen immer weiter. In den vergangenen Wochen hatte die Regierung einen Zickzack-Kurs hingelegt. Erst wurden die Regionen in die Pflicht genommen, dann schaltete sich Paris ein und verhängte Coronavirus-Maßnahmen. Der Präsident hatte sich im Frühjahr mehrfach in TV-Ansprachen an die Menschen gewandt.