Deutschland meldet Rekord an Neuinfektionen

Die Zahl der binnen eines Tages mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Deutschland ist erneut sprunghaft gestiegen und hat einen Rekordwert erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert-Koch-Instituts von heute 6.638 Neuinfektionen – rund 1.500 mehr als am Tag zuvor. Bisher waren Ende März mit knapp 6.300 die meisten Neuinfizierten registriert worden.

Allerdings sind die jetzigen Werte nicht mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, da nun mehr getestet wird und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Die Rate der positiven Tests ist nach RKI-Angaben jedoch deutlich gestiegen: von 0,74 Prozent Ende August auf 2,48 Prozent in der Woche von 5. bis 11. Oktober.

Rund eine Mio. Tests pro Woche

Die Zahl der Tests liegt in Deutschland seit Mitte August zwischen rund 1,1 Millionen und 1,2 Millionen pro Woche. In mehreren Labors gebe es einen Rückstau, einige gaben laut RKI Lieferschwierigkeiten für Reagenzien an. Der zusätzliche Testbedarf durch Urlauber nach Einführung des Beherbergungsverbots mit der Option zu einer „Freitestung“ habe die Situation weiter verschärft.

Seit Beginn der Pandemie haben sich nach RKI-Angaben mindestens 341.223 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert. Die Zahl der Todesfälle in dem Zusammenhang lag bei 9.710. Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 284.600 Genesene. Die Reproduktionszahl (R-Wert) liegt nach RKI-Schätzungen bei 1,04.

Kontaktbegrenzungen für alle Regionen

Die deutsche Bundesregierung rief eindringlich zu mehr Disziplin und Vorsicht auf. Gesundheitsminister Jens Spahn und Kanzleramtsminister Helge Braun (beide CDU) sagten, dass die beim Bund-Länder-Treffen gefassten Beschlüsse womöglich nicht ausreichen werden. Spahn sagte im Deutschlandfunk: „Wir haben es gemeinsam selbst in der Hand.“ Den Bürgern müsse klar sein, dass sie heute entscheiden, ob Weihnachten in gewohnter Form stattfinden könne.

Gestern hatten sich Bund und Länder nach achtstündigen Verhandlungen auf neue Einschränkungen geeinigt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die 16 Ministerpräsidenten beschlossen im Kanzleramt Kontaktbegrenzungen für alle Regionen, in denen die Zahl der Neuinfektionen über 50 Fälle pro 100.000 Einwohner in einer Woche hinausschießt. Schon bei einer Zahl ab 35 Fällen sollen erste Maßnahmen greifen.

„Bleiben Sie zu Hause“

Kanzleramtsminister Braun bezeichnete die Vereinbarungen als wichtigen Schritt. „Aber sie werden nicht ausreichen“, unterstrich er. Braun sprach von einer „enormen Infektionsdynamik“. Deutschland stehe am Beginn einer „sehr großen zweiten Welle“, sagte er in der ARD. Nun komme es auf die Bevölkerung an, hob Braun hervor.

Die Deutschen müssten „sehr viel vorsichtiger“ werden. Im Grunde müssten nun alle Kontakte halbiert werden, um die Pandemie einzudämmen. „Im Grundsatz ist eigentlich, was wir sagen müssten: Bleiben Sie zu Hause – so wie wir es im März/April hatten. Jetzt ist nicht die Zeit für Reisen“, sagte Braun.