Kirchturm und Dächer des Ortes Kuchl
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Kuchl unter Quarantäne

Salzburg verschärft CoV-Maßnahmen

Das Land Salzburg ergreift angesichts der stark steigenden CoV-Neuinfektionen im Bundesland weitere Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Im Bezirk Hallein wird die Gemeinde Kuchl unter Quarantäne gestellt, das erst am Dienstag in Kraft getretene Verbot privater Feiern und Zusammenkünfte im Bezirk wird auf das ganze Bundesland ausgedehnt. Der Tennengau wird offenbar auf der CoV-Ampel auf Rot geschaltet.

Im Tennengau, Flachgau, Pongau und in der Stadt Salzburg werden alle Schüler ab der 9. Schulstufe auf Home-Schooling umgestellt, im ganzen Bundesland wird eine Registrierpflicht für die Gastronomie eingeführt. Zudem gilt in ganz Salzburg ein Veranstaltungsverbot, wenn es keine zugewiesenen Sitzplätze gibt – egal ob drinnen oder draußen. Zudem wird die Verabreichung von Speisen und Getränken verboten. Die Maßnahmen werden von Samstag bis vorerst 1. November, 24.00 Uhr, gelten.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) beschrieb bei der Pressekonferenz die aktuelle Entwicklung in Salzburg als dramatisch. Die neue CoV-Verordnung wird am Freitag veröffentlicht, tritt am Samstag in Kraft und gilt vorerst bis 1. November.

Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer
APA/Barbara Gindl
Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bei seiner CoV-Pressekonferenz

Tennengau wird auf Rot geschaltet

Der Tennengau wird auf der Coronavirus-Ampel auf Rot geschaltet, der Pongau und Flachgau werden orange, die Landeshauptstadt und der Lungau bleiben gelb, hieß es weiter. Unauffällig sei das Infektionsgeschehen derzeit noch im Pinzgau. Als Hauptkriterium für die Bewertung der aktuellen Situation gilt die Auslastung der Spitäler. „Es ist absehbar, dass wir in zwei Wochen an der Versorgungsgrenze angelangt sind. Deshalb müssen wir Maßnahmen setzen, um nicht in einen Lockdown überzugehen“, sagte Haslauer.

Würde das aktuelle Infektionsgeschehen seinen Lauf fortsetzen, wäre die Versorgung in Salzburgs Spitälern laut Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) in spätestens zwölf Tagen nicht mehr gewährleistet. „Seit 8. Oktober hat sich die Zahl der belegten Betten verdoppelt, die Belegung der Intensivbetten ist von eins auf fünf angestiegen“ – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Keine gravierenden Auswirkungen haben die am Donnerstag vorgestellten Maßnahmen auf Großveranstaltungen in der Stadt Salzburg: Sowohl im Kultur- als auch im Messebereich sollen alle bevorstehenden Theateraufführungen, Konzerte und Lesungen vorerst weiter stattfinden – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Kuchl unter Quarantäne

NÖ: Schulen bleiben bei Rot offen

Schulen in Niederösterreich sollen auch dann offen bleiben, wenn die CoV-Ampel auf Rot schaltet. Sie könnten also „gelb oder orange bleiben“, weil Bezirke oft so groß seien, „dass es keinen Sinn macht, mit der Bezirksfarbe mitzugehen“, sagte Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Donnerstag in einem Pressegespräch. Es sei zur Entlastung der Eltern besonders wichtig, dass die Kinder in die Schulen gehen können.

ZIB-Innenpolitikchef Bürger analysiert

ZIB-Innenpolitikchef Hans Bürger über die neuesten Entwicklungen in Sachen Coronavirus und wie Maßnahmen bei der Bevölkerung ankommen.

Auch Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betonte, dass die Einrichtungen geöffnet bleiben müssten, um „niemanden im Bereich der Bildung zurückzulassen. Beim ersten Lockdown waren wir alle nicht darauf vorbereitet“, so Königsberger-Ludwig. Die nötige Unterstützung für einige Eltern und Kinder sei nicht überall gegeben gewesen.

„Einheitlicher Umgang mit Verdachtsfällen“ erarbeitet

Im Schulbereich werde man sich deshalb nicht nach der Ampel des Bundes richten. Sollten ein Bezirk oder eine Stadt rot gefärbt werden, wird laut Teschl-Hofmeister in Rücksprache mit dem Bildungsministerium und den Gesundheitsbehörden entschieden, ob die Maßnahmen dort auch in den Schulen umgesetzt werden sollen.

Die Coronavirus-Infektionen in den Bildungseinrichtungen im Bundesland stiegen derzeit „moderat“. In Niederösterreich habe man einen einheitlichen Umgang mit Coronavirus-Verdachtsfällen erarbeitet. „Es gibt eine genaue Checkliste, was wann in welcher Reihenfolge zu tun ist“, sagte die Landesrätin.

Wien: Christkindlmärkte finden statt

In Wien dürfen indes Adventmärkte stattfinden. Das Marktamt genehmigte das Coronavirus-Präventionskonzept, das von dem Umweltmediziner Hans-Peter Hutter im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien erarbeitet wurde. Ein Mund-Nasen-Schutz muss verpflichtend getragen werden. Je nach Größe und Lage der Christkindlmärkte kommen allerdings unterschiedliche Maßnahmen zum Einsatz: Ob auf dem verwinkelten Spittelberg oder im weitläufigen Schönbrunn-Areal – für jeden Christkindlmarkt wird nach einer passenden Lösung gesucht.

„Es gibt generelle Vorschläge, Einbahnregelungen oder wo es notwendig ist Zugangsbeschränkungen“, so Hutter. Die Zugangsbeschränkungen sollen für eine übersichtliche Anzahl an Besucherinnen und Besuchern sorgen. Auch zusätzliche Ordnerdienste sollen auf die Einhaltung der Maßnahmen achten – mehr dazu in wien.ORF.at.

Kurz: Bevölkerung soll Lage ernst nehmen

Angesichts österreichweit steigender Infektionszahlen hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag die Bundesländer schriftlich zu verschärften Maßnahmen aufgefordert. In mehreren Bundesländern hätten die Zahlen ein „sehr besorgniserregendes Ausmaß“ erreicht.

„Derzeit sehen wir in einigen Städten und Ländern Europas eine massive Ausbreitung des Virus, die es notwendig macht, mit sehr drastischen Maßnahmen dagegen zu kämpfen“, so der Bundeskanzler in dem der APA vorliegenden Text: „Es muss allen im Land klar sein: Die Lage ist ernst.“ Eine Neuinfektionsrate wie etwa im Nachbarland Tschechien führe zu fatalen Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Unternehmen, bringe das Gesundheitssystem an die Kapazitätsgrenzen und verursache de facto einen zweiten Lockdown.

„Gezielt in Regionen Verschärfungen vornehmen“

„Nun geht es darum, dass die besonders betroffenen Bundesländer gezielt in den Regionen Verschärfungen vornehmen, da ab einem gewissen Zeitpunkt weder schnelle Tests noch gezieltes Contact-Tracing für die Behörden in den betroffenen Bundesländern noch möglich sein werden“, so Kurz.

Auch an die Bevölkerung wandte er sich: „Ich appelliere an alle Menschen, im Land die Lage ernst zunehmen und die Maßnahmen mitzutragen.“ Die kommenden Wochen würden entscheiden, ob man die Ausbreitung des Virus verlangsamen und eindämmen könne oder ob die Pandemie noch viel größere Schäden für das Gesundheitssystem, die Arbeitsplätze und die Unternehmen im Land verursachen werde.