Fast 60 Festnahmen in Weißrussland vor neuen Protesten

Vor neuen Massenprotesten in Weißrussland gegen Staatschef Alexander Lukaschenko haben sich Sicherheitskräfte erneut in Stellung gebracht. Das unabhängige Nachrichtenportal Tut.by berichtete heute, dass einige Plätze in der Hauptstadt Minsk mit Metallgittern abgesperrt worden seien. Die Opposition hatte für den Nachmittag zu neuen Aktionen aufgerufen.

An den vergangenen Sonntagen beteiligten sich Zehntausende Demonstrierende. Es gab Hunderte Festnahmen. Nach Angaben des Innenministeriums kamen gestern bei den Märschen von Frauen und Studierenden 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Polizeigewahrsam. Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Wesna waren es überwiegend junge Menschen. Traditionell gehen Frauen an den Samstagen gegen Lukaschenko auf die Straße.

Schwere politische Krise

Seit der Präsidentenwahl am 9. August gibt es in Weißrussland täglich Proteste. Das Land steckt in einer schweren innenpolitischen Krise. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen. Die Opposition sieht dagegen die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja als wahre Gewinnerin an. Sie war ins EU-Exil Litauen geflohen.

Vor dem neuen Protestmarsch wurde der Anwalt der inhaftierten Protestführerin Marija Kolesnikowa in Hausarrest entlassen. „Dass Ilja Salej zu Hause und nicht in Untersuchungshaft ist, ist eine gute Nachricht, und das ist das Resultat unseres friedlichen Drucks auf das Regime“, schrieb Tichanowskaja im Nachrichtenkanal Telegram. Die Proteste würden jedoch weitergehen, bis alle politischen Gefangenen frei seien und es Neuwahlen gebe.