Vollmond scheint zwischen zwei Wohnbauten durch
Reuters/Andrew Boyers
Weltall

Nokia soll Mobilfunk auf Mond aufbauen

Die US-Weltraumbehörde NASA will auch auf dem Mond mobil kommunizieren können – spätestens dann, wenn Menschen langfristig Siedlungen auf dem Erdtrabanten aufbauen. Das soll einst der finnische Mobilfunkkonzern Nokia gewährleisten, wie am Montag verkündet wurde. Hauptproblem ist freilich die lange Anlieferung.

Nokia teilte die Neuigkeit am Montag mit: Das erste drahtlose Breitband-Kommunikationssystem im Weltraum werde Ende 2022 auf der Mondoberfläche gebaut, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldete. Das finnische Unternehmen soll dafür mit dem in Texas ansässigen privaten Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines zusammenarbeiten, um die Netzwerkausrüstung zum Mond zu liefern. Das Mondnetz wird Teil der Bemühungen der US-Raumfahrtbehörde NASA sein, Menschen bis 2024 zum Mond zu bringen und dort im Rahmen ihres Artemis-Programms langfristige Siedlungen zu errichten.

Nach der Auslieferung wird sich das Netzwerk selbst konfigurieren, so Nokia. Das erste LTE-Kommunikationssystem (Long-Term Evolution) wird dann auf dem Mond eingerichtet. „Das Netzwerk bietet wichtige Kommunikationsfunktionen für viele verschiedene Datenübertragungsanwendungen einschließlich wichtiger Befehls- und Steuerfunktionen, Fernsteuerung von Rovern, Echtzeitnavigation und Streaming von hochauflösendem Video“, hieß es von Nokia.

Späteres Ziel: 5G

Das geplante Netz soll den extremen Bedingungen des Starts und der Mondlandung standhalten und im Weltraum betrieben werden. Es muss in kompakter Form zum Mond geschickt werden, um die strengen Größen- und Gewichtsbeschränkungen der NASA zu erfüllen. Laut dem Konzern kommt das Netzwerk 4G/LTE zum Einsatz, dieses habe sich als zuverlässig bewährt. Nokia werde aber auch „Weltraumanwendungen der LTE-Nachfolgetechnologie 5G verfolgen“.

US-Wahl als Faktor

Die USA wollen in vier Jahren wieder Menschen zum Mond schicken, Kostenpunkt laut NASA: 28 Milliarden Dollar (knapp 24 Mrd. Euro). Im März 2019 hatte die US-Regierung auf Anordnung von Präsident Donald Trump die ursprünglich für 2028 geplante nächste bemannte Mondmission um vier Jahre vorgezogen.

Die bevorstehende Präsidentschaftswahl in zwei Wochen könnte sich dafür als Problem erweisen. Trump könnte nicht wiedergewählt werden, die Pläne hängen daher in der Schwebe. Ex-Präsident Barack Obama hatte etwa die Pläne für eine bemannte Marsmission abgesagt, nachdem sein Vorgänger bereits Milliarden für das Projekt ausgegeben hatte.

Nokia-Hauptzentrale in Espoo, Finnland
Reuters/Ints Kalnins
Das finnische Unternehmen Nokia kann sich über einen NASA-Auftrag freuen

Die erste noch unbemannte Mission Artemis 1 mit der derzeit noch in der Testphase befindlichen Rakete SLS und dem Raumschiff Orion ist für November 2021 geplant. Artemis 2 soll zwei Jahre später Astronauten um den Mond schicken. Erst Artemis 3 soll tatsächlich mit Astronauten auf dem Erdtrabanten landen.

Netz statt Handys

Nokia soll das Netz in seinen Bell Labs entwickeln, einer auf Innovationen spezialisierten Sparte des Konzerns. Der Konzern, der im 19. Jahrhundert in Finnland als Papiererzeuger gegründet wurde, galt ab Anfang der 1990er Jahre als einer der bedeutendsten Mobiltelefonproduzenten der Welt. Heute werden Nokia-Telefone nur noch unter dem Namen verkauft, hergestellt werden sie aber im Auftrag des finnischen Elektronikherstellers HMD Global von Foxconn.

Nokia produziert stattdessen Software und ist einer der wichtigsten Netzwerkausrüster. Zusammen mit dem schwedischen Konzern Ericsson ist Nokia der maßgebliche nicht chinesische Konkurrent von Huawei aus China. Huawei wird in den USA beim Aufbau der neuen 5G-Mobilfunknetze wegen Sicherheitsbedenken boykottiert.