Großmutter mit Enkel (beide mit Schutzmaske)
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Coronavirus

Ferien und Feiertage als Herausforderung

Am Montag beginnen die Herbstferien, Halloween und Allerheiligen stehen vor der Tür, die Weihnachtsfeiertage rücken näher. Angesichts der steigenden CoV-Zahlen ist besonders beim Besuch von älteren und chronisch kranken Angehörigen Vorsicht geboten. Das Beachten einiger Sicherheitstipps kann mögliche Infektionen verhindern, ein Restrisiko bleibt aber. Gefragt ist die Eigenverantwortung jeder und jedes Einzelnen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) appellierte an die Bevölkerung, in den Herbstferien „wenn es irgendwie geht“, zu Hause zu bleiben. Eine steigende Reisetätigkeit könnte die Ausbreitung von SARS-CoV-2 in Österreich weiter beschleunigen. Was Halloween betrifft, riet Anschober vom Feiern ab. Er wünsche allen, dass „2021 die Post abgeht, heuer haben wir keinen Platz dafür“. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) riet von gemeinsamen Friedhofsbesuchen zu Allerheiligen ab. Wegen der Pandemie werden zu Allerheiligen und Allerseelen keine gemeinsamen Gottesdienste auf Friedhöfen stattfinden, teilte die katholische Bischofskonferenz mit.

Die meisten Neuinfektionen in Österreich passieren im Haushalt, zeigen die Clusteranalysen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Wie der Erreger in die Haushalte kommt, kann in der überwiegenden Zahl der Fälle allerdings nicht ermittelt werden. Aus diesem Grund rückt der Freizeitbereich in den Fokus von Fachleuten und Politik. Private Feiern, Hochzeiten, Chorproben und Gottesdienste haben sich in Österreich und international als Pandemietreiber erwiesen.

Treffen in größeren Gruppen vermeiden

Für private Treffen hat die Regierung nun per Verordnung Beschränkungen erlassen. Bei Yogakursen, in Lokalen und Restaurants und bei Hochzeitsfeiern dürfen in Innenräumen nur noch sechs Personen zusammenkommen, im Freien sind es zwölf.

Das eigene Haus oder die eigene Wohnung ist von der Verordnung ausgenommen. Hier kommt die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen ins Spiel. Angesichts der derzeit hohen Infektionszahlen rät der Infektiologe Robert Krause von der Medizinischen Universität Graz dringend von Treffen in größeren Gruppen ab. Geplante Feiern sollten nach hinten verschoben werden, vor allem, wenn ältere oder chronisch kranke Angehörige dabei sind, so Krause gegenüber ORF.at.

„Natürlich kann man die sozialen Kontakte nicht komplett einschränken“, sagte Krause, „aber man kann auf kleinere Gruppen beschränken“. Eine „Durchmischung“ der Kontakte sollte man weitgehend vermeiden, sagte Krause, und sich privat und wenn möglich auch beruflich immer mit denselben Leuten treffen. Zudem betont der Infektiologe die Wichtigkeit dreier oft genannter Maßnahmen: das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, das Abstandhalten und die Handhygiene. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die „Selbstbeobachtung“ der eigenen Gesundheit, vor allem, wenn respiratorische Symptome auftreten.

Infektiologe Burgmann zur CoV-Situation

Heinz Burgmann, Leiter der Abteilung für Infektiologie an der MedUni Wien, kommentiert die momentane CoV-Situation in Österreich.

„Vorquarantäne“ für die Feiertage

Was die sozialen Kontakte angeht, kann Krause einer „Vorquarantäne“, wie sie der deutsche Virologe Christian Drosten aufgebracht hat, einiges abgewinnen. Die Idee: In der Woche oder den Tagen vor dem Besuch bei den Großeltern sollten die Kontakte zu haushaltsfremden Personen möglichst minimiert werden.

„Natürlich muss jeder im Einzelfall überlegen, wie das im Alltag umsetzbar ist: Wie macht man das mit den Kindern, die in die Kita (Kindertagesstätte; Anm.) oder die Schule gehen? Und kann man vor dem Familienbesuch einige Tage lang Besprechungen vermeiden oder ganz im Homeoffice arbeiten, wenn der Beruf es zulässt?“, so Drosten in einem Interview mit der „Zeit“.

Ein anderer Vorschlag Drostens ist das Führen eines Kontakttagebuchs. Im Fall des Falles kann es den Behörden wertvolle Hinweise beim raschen Aufspüren von Kontaktpersonen geben und so beim Durchbrechen von Infektionsketten helfen. Krause hält auch die „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes für ein probates Mittel, es komme aber immer darauf an, wie viele Menschen die App verwendeten. Laut Gesundheitsminister Anschober wurde die App bisher 1,1 Millionen Mal heruntergeladen, insgesamt 1.100 rote Warnungen seien über sie verschickt worden.

Feste im Krankheitsfall verschieben

Vor besonderen Herausforderungen stehen Eltern mit Kindern im Kindergarten- oder Volksschulalter. Studien legen nahe, dass Kinder sich seltener mit SARS-CoV-2 anstecken und das Virus nur selten auf Erwachsene übertragen. Allerdings konnte gezeigt werden, dass Kinder im Falle einer Infektion im Rachen eine ähnlich hohe Viruskonzentration aufweisen wie Erwachsene.

Gerade jüngere Kinder sind im Herbst und Winter oft dauerverkühlt. Die Symptome eines grippalen Infektes sind selbst von Medizinerinnen und Medizinern schwer bis gar nicht von jenen einer Covid-19-Erkrankung zu unterscheiden. Wirkliche Klarheit schafft nur ein Test.

Krause rät, auf Nummer sicher zu gehen: Erkrankt ein Familienmitglied an einem Atemwegsinfekt, sollte man geplante gemeinsame Feiern überdenken: „Wenn Personen krank werden, wenn eine SARS-CoV-2-Infektion nicht auszuschließen ist – und man kann sie eben nur durch einen Test wirklich ausschließen – würde ich solche Familienfeiern absagen oder verschieben auf zwei, drei Wochen später. So leid mir das für die Kinder tut, aber es geht derzeit leider nicht anders.“