Passant mit Gesichtsmaske in Dublin
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Als erstes EU-Land

Irland setzt auf zweiten Lockdown

Irland verschärft drastisch seine Maßnahmen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie und kehrt als erstes EU-Land in den Lockdown zurück. Ministerpräsident Micheal Martin ordnete am Montag erneut eine Ausgangssperre für die Bevölkerung an. Am Mittwoch tritt die höchste von fünf Stufen in Kraft, wie die irische Regierung mitteilte.

Die Maßnahmen gelten ab Mittwochmitternacht für die kommenden sechs Wochen, also bis zum 1. Dezember. Die Regierung beschloss die Schließung aller nicht notwendigen Geschäfte. Pubs, Restaurants und Bars dürfen nur noch Außer-Haus-Service anbieten. Besucher fremder Haushalte sind dann in Innenräumen nicht mehr gestattet. Ausnahme bildeten Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, diese sollen geöffnet bleiben, „weil wir nicht zulassen können und wollen, dass die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen ein weiteres Opfer dieser Krankheit wird“, sagte Martin in einer nationalen Fernsehansprache.

Auch wichtige Branchen wie das Baugewerbe sollen offen bleiben. „Jeder im Land wird gebeten, zu Hause zu bleiben“, sagte Martin weiter. Menschen dürfen sich nur noch im Umkreis von fünf Kilometern von ihrem Wohnort bewegen. Zuletzt erlebte das Land wie viele in Europa einen neuen Anstieg der Fallzahlen. Am Montag meldeten die Behörden mehr als 1.000 Neuinfektionen. Insgesamt sind bisher knapp 51.000 Ansteckungen in Irland registriert worden. Das Land hat knapp fünf Millionen Einwohner.

Irlands Premierminister Micheal Martin
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Der irische Ministerpräsident Micheal Martin bei seiner Rede

Großbritannien: Erste Kliniken voll

Auch Irlands Nachbarland Großbritannien ist äußerst stark von dem Virus betroffen. Im Großraum Manchester können einem Medienbericht zufolge die ersten Kliniken keine Covid-19-Patienten mehr aufnehmen. Zwölf Krankenhäuser seien bereits voll, zitierte der „Guardian“ aus einem internen Dokument des staatlichen Gesundheitsdienstes National Health Service (NHS). Bürgermeister Andy Burnham forderte am Montag erneut von Premier Boris Johnson mehr finanzielle Unterstützung für die Menschen und Firmen in der Region.

Der Nordwesten Englands gehört zu den besonders stark von der Krise betroffenen Regionen im Vereinigten Königreich. Auch in Liverpool stießen einige Kliniken bereits an ihre Kapazitätsgrenzen: Dort ist dem „Guardian“ zufolge viel Personal erkrankt und in Isolation. Britische Kliniken gelten als chronisch unterfinanziert. Schon bei größeren Grippewellen stehen sie oft vor dem Kollaps.

Der Britische Premierminister Boris Johnson
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Der britische Premierminister Boris Johnson wird wegen seiner CoV-Politik kritisiert

Zweiwöchiger Lockdown in Wales

Der britische Landesteil Wales führt einen zweiwöchigen Lockdown ein. Das sei notwendig, um die Ausbreitung des Erregers etwas zu bremsen und das Gesundheitswesen vor dem Kollaps zu bewahren, teilte der Regierungschef von Wales, Mark Drakeford, am Montag in Cardiff mit. Die strengen Kontaktbeschränkungen sollen vom 23. Oktober bis zum 9. November gelten. Wer könne, müsse in dieser Zeit seiner Arbeit zu Hause nachgehen. Freizeitaktivitäten und Tourismus seien dann untersagt. Nur Geschäfte mit lebensnotwendigen Waren dürfen den Angaben zufolge öffnen, Pubs und Restaurants bleiben geschlossen. Auch Treffen zwischen Angehörigen verschiedener Haushalte – ob drinnen oder draußen – seien verboten.

Wissenschaftliche Berater fordern von Johnson schon lange, wieder einen nationalen Lockdown wie im Frühjahr anzuordnen. Nicht nur Wales, sondern eben auch der Norden Englands, Teile Schottlands sowie Nordirland sind stark von der Pandemie betroffen. Doch Johnson will mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen warten. Bisher sind Statistiken zufolge mehr als 43.000 Infizierte in Großbritannien, das fast 67 Millionen Einwohner hat, mit oder an Covid-19 gestorben. Es wird allerdings mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.