Schutzmaske und Unterrichtsmaterial
APA/Helmut Fohringer
CoV in der Schule

Schüler und Lehrer fordern neue Regeln

Wie Unterricht während der Pandemie funktionieren kann, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Das Bildungsministerium hatte sich zu Beginn des Schuljahres noch soweit möglich Normalbetrieb gewünscht. Die Gewerkschaft fordert nun aber angesichts vieler Lehrkräfte in Quarantäne Ausweichquartiere, die Bundesschulvertretung will einen Schichtbetrieb. Am Dienstag wurden einige Cluster an Schulen publik.

Aus Wien-Hietzing wurde ein Cluster im Bundesinternat am Himmelhof bekannt, der 40 Infizierte umfasst. Eine Lehrerin war positiv auf das Coronavirus getestet worden – mehr dazu in wien.ORF.at . Insgesamt gibt es an den Wiener Schulen derzeit 350 aktive Fälle, in Kindergärten 54 bei rund 230.000 Schülerinnen und Schülern und rund 87.000 Kindergartenkindern. Auch in Niederösterreichs Schulen gibt es 68 Schülerinnen und Schüler sowie 20 Lehrkräfte, die positiv getestet wurden.

Nach Schulschließungen in Salzburg sind auch etliche Klassen im Heimunterricht. In Aiglhof wurden etwa zwei Schüler und zwei Lehrende positiv getestet, es gibt in der Schule aber mehr als 350 Kontaktpersonen. Die Schule wurde geschlossen, weil ein normaler Schulbetrieb nicht mehr möglich sei – mehr dazu in salzburg.ORF.at . In Salzburg regte sich auch Protest gegen die Bildungsdirektion, laut Gewerkschaft für Pflichtschullehrer gibt es Weisungen, dass Lehrern und Lehrerinnen nicht mehr gesagt werden solle, wenn positiv getestete Schüler im Unterricht waren – mehr dazu in salzburg.ORF.at . Der Heimunterricht war bereits am Montag Anlass für Protest in Innsbruck – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Zu viele Lehrkräfte in Quarantäne

Angesichts der steigenden Infektionszahlen meldeten sich am Dienstag Lehrer- und Schülervertreter zu Wort. Sie forderten, den Unterricht an den Schulen anders zu organisieren. „Die Lage an den Schulen spitzt sich zu“, sagte der oberste Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger (FCG) zur APA. Um Standorte mit einer beengten Raumsituation zu entlasten, sollten diese deshalb einen Teil des Unterrichts in Ausweichquartieren abhalten. Das schlechte Wetter habe die Lage an den Schulen verschärft.

Die Folge: „Wir haben schon sehr viele Schüler und Lehrer in Quarantäne“, so Kimberger. An manchen Standorten gebe es deshalb Probleme, den Unterricht aufrechtzuerhalten. Der Grund für die Quarantäne sei freilich in den meisten Fällen langes Warten auf ein Testergebnis. Um das Infektionsgeschehen an den Schulen zu verringern, sprach sich Kimberger für die Nutzung von zusätzlichen Räumlichkeiten wie ohnehin leerstehenden Veranstaltungsräumen von Gemeinden und Vereinen aus.

Ruf nach Schichtbetrieb

„Wenn sich die Situation weiter zuspitzt, sollte man zumindest einen Schichtbetrieb in Betracht ziehen, bevor wir wieder in die Situation eines generellen Lockdowns kommen“, so Kimbergers Vorschlag für Bezirke mit besonders hohen Infektionszahlen.

Eine möglichst rasche Umstellung auf generellen Schichtbetrieb forderte unterdessen Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion. Bei den Oberstufen seien hier keine Probleme zu erwarten. Für die Jüngeren müsse es dabei auch an jenen Tagen Betreuung geben, an denen sie keinen Präsenzunterricht haben. „Die Maturaklassen haben wirklich Angst vor einem zweiten Lockdown“, sagte Bosek. Zudem plädierte sie für eine Einschränkung des Sportunterrichts.

Probleme ortete Bosek beim Thema Lüften: „Es wird ziemlich viel gelüftet, und dadurch nehmen die Erkältungen bei Schülern zu.“ Auch Kimberger räumte ein, dass es hier an manchen Schulen offenbar Probleme gebe. Er wünschte sich deshalb eine Klarstellung von Bildungsministerium und Bildungsdirektionen, wie laut Empfehlung von Virologen und Fachleuten am besten gelüftet werde.

Zu wenig Abstand in „Öffis“

Handlungsbedarf sah Kimberger auch bei der Anfahrt: „Die Schulbusse sind total überfüllt, da kann keinesfalls der Abstand eingehalten werden“, kritisierte er. Die Elternvereine lancierten am Dienstag in diesem Zusammenhang eine Petition. Sie forderten, dass im Schulbus jedem Kind ein gesicherter Sitzplatz zur Verfügung stehe. Derzeit würden Kinder unter sechs gar nicht gezählt, bei unter 14-Jährigen zählten drei Kinder als zwei Personen. Das führe dazu, dass in einem Bus mit 50 Sitz- und 37 Stehplätzen derzeit bis zu 130 Kinder transportiert werden dürften.