Ex-US-Geheimdienstler: Moskau hinter Kampagne gegen Biden

Mehr als 50 ehemalige hochrangige US-Geheimdienstmitarbeiter sehen Russland hinter einer Kampagne gegen den Sohn des demokratischen Herausforderers bei der Präsidentenwahl, Joe Biden. Die Veröffentlichung von E-Mails, die angeblich Bidens Sohn Hunter gehören sollen, wiesen „alle klassischen Merkmale einer russischen Informationsoperation auf“, hieß es in einem Brief, den die Website Politico gestern veröffentlichte.

Hintergrund ist ein Bericht in der Boulevardzeitung „New York Post“ („NYP“), der Biden mit Geschäften seines Sohnes Hunter in der Ukraine in Verbindung zu bringen versuchte. Die Zeitung berichtete, eine E-Mail, die auf einem Notebook in einer Reparaturwerkstatt gefunden worden sei, deute auf ein Treffen von Joe Biden mit einem Geschäftspartner seines Sohnes im Jahr 2015 hin.

Ein Sprecher Bidens wies diesen Vorwurf zurück: „Wir haben Joe Bidens offizielle Zeitpläne aus dieser Zeit geprüft – und es gab nie ein Treffen, wie es von der ‚NYP‘ behauptet wurde.“

Keine neuen Beweise

Die früheren Geheimdienstmitarbeiter legten in ihrem Brief keine neuen Beweise vor. Sie gaben stattdessen an, ihre Erfahrung in Fragen der nationalen Sicherheit mache sie zutiefst misstrauisch.

„Wenn wir recht haben, dann versucht Russland zu beeinflussen, wie die Amerikaner bei dieser Wahl abstimmen, und wir haben den festen Glauben, dass die Amerikaner sich dessen bewusst sein müssen.“ Zu den Unterzeichnern gehören die ehemaligen CIA-Direktoren Leon Panetta, John Brennan und Mike Hayden sowie die ehemaligen Direktoren John McLaughlin und Michael Morell.

Twitter unterband „NYP“-Artikel

Der Kurznachrichtendienst Twitter unterband die Verbreitung von Weblinks zu dem Artikel der „NYT“. Das Unternehmen verwies zur Begründung auf Regeln gegen die Verbreitung von Informationen, die durch „Hacking“ beschafft worden seien und private Daten enthielten. „Sie versuchen, Biden zu schützen“, sagte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch vergangener Woche bei einem Wahlkampfauftritt in Des Moines im US-Bundesstaat Iowa.

Russland hatte nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste bereits vor vier Jahren zugunsten Trumps in den Wahlkampf eingegriffen. Damals war seine Kontrahentin Hillary Clinton wegen gelöschter E-Mails unter Druck geraten. Nachdem Trump öffentlich die Hoffnung geäußert hatte, „dass Russland die E-Mails findet, die fehlen“, veröffentlichte die Enthüllungsplattform WikiLeaks in der Endphase des Wahlkampfs Tausende elektronische Nachrichten.

In den USA wird am 3. November ein neuer Präsident gewählt. In landesweiten Umfragen führt Herausforderer Biden gegen Trump.