„USA Today“ erstmals mit Wahlempfehlung: Für Biden

Die US-Zeitung „USA Today“ hat im Wahlkampf erstmals einem Präsidentschaftskandidaten ihre Unterstützung ausgesprochen – und zwar Joe Biden. Zwei Wochen vor der Wahl am 3. November begründeten die Kommentatoren den Bruch mit der Tradition heute damit, dass es bei der Wahl zwischen Herausforderer Biden und Amtsinhaber Donald Trump nicht um eine Entscheidung zwischen zwei „fähigen“ Kandidaten mit gegensätzlichen Vorstellungen gehe.

„In diesem Jahr stehen Charakter, Kompetenz und Glaubwürdigkeit auf dem Wahlzettel“, schreiben die Kommentatoren. „Angesichts der Weigerung Trumps, einen friedlichen Machtwechsel zu garantieren, falls er verliert, geht es auch um die Zukunft der amerikanischen Demokratie.“

Das Land sei gefährlich vom Kurs abgekommen, heißt es in dem Artikel, in dem auch Wählerinnen und Wähler aus Schlüsselstaaten zu Wort kommen. Der wichtigste Teil des Jobs eines Präsidenten sei das Krisenmanagement. Doch Trump habe auf die Coronavirus-Pandemie chaotisch reagiert und damit die Zahl der Toten in die Höhe getrieben.

„Biden ist würdiges Gegengift“

„Biden ist ein würdiges Gegengift zu Trumps grenzenlosem Narzissmus und chronischem Chaos.“ Er biete der aufgewühlten Nation einen „Hafen der Ruhe und Kompetenz“, auch wenn er nicht frei von Fehlern sei.

„USA Today“, die mit 38 Jahren vergleichsweise jung ist, hatte vor der Wahl 2016 zwar Partei gegen Trump ergriffen, in diesem Zuge aber nicht ausdrücklich der damaligen Kandidatin Hillary Clinton die Unterstützung zugesagt.

Trump ruft zu Korruptionsermittlungen gegen Biden auf

Zwei Wochen vor der Wahl in den USA rief indes Trump Justizminister Bill Barr zu Korruptionsermittlungen gegen die Familie seines Herausforderers Biden auf. „Wir müssen den Justizminister dazu bringen zu handeln“, sagte Trump heute im Sender Fox News. „Er muss handeln, und er muss schnell handeln.“

Auf die Frage nach einem möglichen Sonderermittler antwortete Trump: „Er muss jemanden ernennen. Es handelt sich um erhebliche Korruption, und das muss vor der Wahl bekannt sein.“ Trump erhebt seit Langem und ohne Beweise Korruptionsvorwürfe gegen Ex-Vizepräsident Biden und gegen dessen Sohn Hunter, die zuletzt von der Boulevardzeitung „New York Post“ („NYP“) befeuert wurden.

Die „NYP“ brachte in den vergangenen Tagen in mehreren Artikeln Joe Biden mit früheren Geschäften seines Sohnes Hunter in der Ukraine und in China in Verbindung. Das Blatt veröffentlichte E-Mails, die belegen sollten, dass Hunter Biden damals versucht habe, Profit aus dem Amt seines Vaters als Vizepräsident unter Barack Obama zu schlagen.

Echtheit der Mails nicht bestätigt

Die Zeitung wertete die Mails auch als Beleg dafür, dass Joe Biden entgegen seiner Aussage von den umstrittenen Auslandsgeschäften seines Sohnes gewusst hat. Joe Biden bestreitet, dass er sich etwas habe zuschulden kommen lassen. Er nennt die Artikel der „NYP“ eine „Schmutzkampagne“.

Die Echtheit der Mails ist nicht bestätigt. Fragwürdig ist auch, wie sie öffentlich wurden. Sie sollen auf einem Laptop in einer Reparaturwerkstatt gefunden worden sein. Die „NYP“ bekam nach eigenen Angaben vor einer Woche eine Kopie der Festplatte von Rudy Giuliani, dem langjährigen persönlichen Anwalt und Vertrauten Trumps.

Die Kopie sei vom Besitzer der Reparaturwerkstatt angefertigt worden, bevor der Laptop im Dezember 2019 von der Bundespolizei FBI beschlagnahmt worden sei, berichtete die Zeitung. Trump sprach am Dienstag von einem „Laptop aus der Hölle“.

Ex-Geheimdienstler: Moskau hinter Kampagne gegen Biden

Mehr als 50 ehemalige hochrangige US-Geheimdienstmitarbeiter sehen unterdessen Russland hinter einer Kampagne gegen den Sohn von Biden. Die Veröffentlichung von E-Mails, die angeblich Bidens Sohn Hunter gehören sollen, wiesen „alle klassischen Merkmale einer russischen Informationsoperation auf“, hieß es in einem Brief, den die „Politico“ gestern veröffentlichte.