Der Equal Pay Day steht symbolisch für jenen Tag, ab dem Frauen in Vollzeit im Vergleich mit Männern quasi unbezahlt arbeiten müssen. Raab sagte, zur Beseitigung von Einkommensunterschieden brauche es neben einem Ausbau der bedarfsgerechten Kinderbetreuung unter anderem „entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen, ein Umdenken bei der Berufswahl und mehr Frauen in Führungspositionen“.
„Das geht nicht von heute auf morgen. Aber mit gezielten Projekten möchte ich Mädchen dazu bringen, etwas Neues auszuprobieren und ihr Interesse für die sogenannten MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – zu entdecken“, so Raab.
„Mühsam und stockend“
Für die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) macht der Tag deutlich, dass sich die Einkommensschere von Frauen und Männern „nur mühsam, zäh und stockend“ entwickle. Frauen würden im Vergleich mit Männern gleichsam mehr als zwei Monate unbezahlt arbeiten.
Die grüne Frauensprecherin Meri Disoski verwies darauf, dass Österreich in Sachen Einkommensgerechtigkeit im europäischen Vergleich „auf den hintersten Plätzen hinter Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Polen und der Slowakei“ rangiere. NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter forderte unter anderem flexiblere Arbeitszeiten, mehr Väterbeteiligung durch individuelle Ansprüche auf Karenz- und Kinderbetreuungsgelder „und endlich auch das automatische Pensionssplitting“.
„Völlig ungerecht“
Seitens der Gewerkschaft GPA-djp wurde darauf verwiesen, dass der Gender Pay Gap nicht nur „völlig ungerecht“ sei und beseitigt werden müsse. AK-Präsidentin Renate Anderl betonte auch, dass Frauen die Hauptbetroffenen von durch die CoV-Krise verursachter Arbeitslosigkeit seien. Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes macht unterdessen in einem eigenen Videospot auf die Gehaltsunterschiede aufmerksam. „Jetzt ist es Zeit, die Arbeitszeit zu verkürzen! AK, ÖGB und die Frauenbeauftragten der Städte fordern kürzere Arbeitszeiten“, so Anderl in einer Aussendung.
„Beim Gehalt wird’s ungerecht. Geht’s ums Geld, zählt das Geschlecht“, so die Botschaft des Clips, der ab Donnerstag in öffentlichen Verkehrsmitteln in den größeren Städten Österreichs zu sehen sein wird.
„Beinahe Schlusslicht“
Auch ÖVP-Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec verwies auf die Folgen für Frauen im Alter: „Aus Lohnungleichheit entsteht Altersarmut!“ Österreich sei überdies beim Gender Pay Gap EU-weit „beinahe Schlusslicht“, sagte Korosec. Laut der Berechnungsmethode der Europäischen Kommission würde der Unterschied knapp 20 Prozent betragen. „Das ist weit über dem EU-Durchschnitt von 16 Prozent.“
In Österreich werden zwei Tage der Lohngerechtigkeit begangen, was auf die Berechnungsmethode zurückzuführen ist. Neben dem Herbsttermin gibt es auch einen im Frühjahr, der 2020 am 25. Februar begangen wurde (und darstellt, bis zu welchem Datum Frauen im Vergleich mit Männern unbezahlt arbeiten müssen).