Kritik an Maßnahmen in Großbritannien

Trotz der weiteren Zuspitzung der Coronavirus-Lage in Großbritannien stoßen die Maßnahmen der Regierung auf viel Kritik und Unverständnis. Gestern meldete die Statistikbehörde mehr als 23.000 Neuinfektionen. Pro 100.000 Einwohnern lag die Zahl der Neuinfektionen binnen zwei Wochen nach Angaben der EU-Seuchenbehörde (ECDC) im Vereinigten Königreich bei 383,1. Dennoch demonstrierten in London am Wochenende Tausende für ein Ende der Coronavirus-Beschränkungen.

Die Protestierenden sprachen sich gegen die Maskenpflicht aus und kritisierten die geltenden Maßnahmen als Tyrannei oder Überwachung oder stellten die Pandemie an sich infrage. Die Metropolitan Police nahm 18 Menschen fest.

Krankenhäuser an Belastungsgrenze

Andere halten die britische Coronavirus-Politik dagegen für nicht weitgehend genug: Einer aktuellen Umfrage der British Medial Association zufolge glaubt mehr als ein Drittel der Ärzte und Ärztinnen in England nicht daran, dass das derzeitige Warnstufensystem die Verbreitung des Virus aufhalten kann. Fast 8.000 Patienten und Patientinnen werden bereits wieder in Krankenhäusern behandelt, insbesondere im Norden des Landes stoßen diese teilweise schon wieder fast an ihre Belastungsgrenzen.

Premier Boris Johnson hatte für England kürzlich ein dreistufiges System eingeführt, in dem je nach Stufe unterschiedlich scharfe Maßnahmen gelten. In mehreren Regionen im Norden müssen Pubs und Bars teilweise schließen, außerdem sind Treffen zwischen verschiedenen Haushalten untersagt. Letztes ist auch in London der Fall. In Wales gibt es seit dem Wochenende sogar einen temporären Lockdown, bei dem die Gastronomie und fast alle Einrichtungen außer Supermärkten und Schulen schließen müssen.