Belgien nun EU-weit am stärksten betroffen

Der deutliche Anstieg der Coronavirus-Fälle in Belgien in den vergangenen Wochen hat nun dazu geführt, dass das Land EU-weit die meisten Fälle pro 100.000 Einwohner hat. Das geht aus heutigen Zahlen der europäischen Seuchenbehörde ECDC hervor.

Mit einer 14-Tage-Inzidenz von rund 1.390 liegt man nun sogar vor dem im Ausnahmezustand befindlichen Tschechien (Inzidenz von rund 1.380). Zum Vergleich: Laut ECDC-Zahlen weist Österreich eine 14-Tage-Inzidenz von 321 auf. Zuletzt wurden deshalb die Maßnahmen in Belgien stark verschärft, die Zahlen steigen aber weiter deutlich an.

Erst seit gestern gilt etwa in der Hauptstadt Brüssel wieder eine allgemeine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit sowie eine Ausgangssperre von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr. Ähnlich scharfe Bedingungen gelten für den gesamten französischsprachigen Teil des Landes. Doch auch im niederländischsprachigen Flandern wird momentan über eine Verschärfung der bisher geltenden Maßnahmen diskutiert.

Medizinisches Personal arbeitet trotz CoV-Infektion

Besonders betroffen ist momentan die Region Liege (Lüttich). Nach Angaben der Gewerkschaft sind dort mittlerweile Dutzende Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal trotz einer Infektion mit dem Coronavirus im Dienst.

„Wir müssen wählen zwischen einer schlechten und einer sehr schlechten Lösung“, sagte Philippe Devos vom belgischen Verband der medizinischen Gewerkschaften am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die sehr schlechte Lösung sei, Patientinnen und Patienten gar nicht zu behandeln.

Die Ärzte und Krankenpfleger, die trotz Coronavirus-Infektion arbeiteten, seien symptomfrei, sagte er. In den Krankenhäusern der Region seien sicher mehr als 100 infizierte Pflegerinnen und Pfleger im Dienst. Devos sagte, dass sie ausschließlich infizierte Patienten versorgen. Zudem trügen sie die besten zur Verfügung stehenden Masken. Für sie gebe es einen gesonderten Raum zum Essen. Alle Bedingungen seien so, dass das Risiko einer Ansteckung sehr gering sei.

„Haben keinen Platz mehr“

Über die Situation in den Krankenhäusern der Provinz Lüttich sagte Devos: „Wir haben keinen Platz mehr auf den Intensivstationen, wir haben keinen Platz mehr außerhalb der Intensivstationen.“ Patienten, die in die Notaufnahme kämen, würden stabilisiert und dann in Krankenhäuser in Flandern gebracht. So werde man vorgehen, bis alle Krankenhausbetten in Belgien belegt seien.